Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
lachte, dann brach er jäh ab, als eine Idee Gestalt annahm. »Meinst du -«
»Scht!«, zischte Sonea. »Horch!«
Jetzt hörte auch Cery das leise Klopfen, das aus dem Fußboden kam, und sprang auf.
»Das Signal!«
Cery lief zu dem Fenster hinüber, von dem aus man einen Blick auf die Straße hatte, und spähte in die Schatten unter ihm. Statt des Wächters entdeckte er dort eine unvertraute Gestalt. Er warf Sonea ihren Umhang zu, der über einer Stuhllehne gelegen hatte.
»Steck ihn unter dein Hemd«, befahl er ihr. »Und dann folg mir.«
Er griff sich einen Eimer voll Wasser, der neben ihrem Tisch stand, und kippte seinen Inhalt auf die spärliche Glut in der Feuerstelle. Das Holz zischte, und Dampf stieg im Schornstein auf. Dann zog Cery das Gitter aus der Wand, zwängte sich hindurch und kletterte den Schornstein hinauf, wobei er die Spitzen seiner Stiefel in die Ritzen zwischen den groben, heißen Ziegelsteinen stellte.
»Du machst Witze«, murmelte Sonea von unten.
»Mir nach«, drängte er sie. »Wir gehen über die Dächer.«
Mit einem leisen Fluch machte sie sich an den Aufstieg.
Als die Sonne hinter den Gewitterwolken hervorkam, tauchte sie die Dächer in goldenes Licht. Cery trat in den Schatten eines Schornsteins.
»Es ist so hell«, erklärte er. »Man kann uns bestimmt sehen. Ich denke, wir sollten hier bleiben, bis es dunkel wird.«
Sonea ließ sich neben ihm nieder. »Sind wir weit genug entfernt?«
Er drehte sich zu dem Versteck um, aus dem sie gekommen waren. »Ich hoffe es.«
Sie sah sich um. »Wir sind auf der Hohen Straße, nicht wahr? Diese Seile und Holzbrücken - die Haltegriffe.« Als Cery nickte, lächelte sie. »Das bringt alte Erinnerungen zurück.«
Der sehnsüchtige Ausdruck in ihren Augen entlockte ihm ein Grinsen. »Es scheint alles so weit zurückzuliegen.«
»Das tut es auch. Meistens kann ich nicht glauben, dass wir einige dieser Dinge wirklich getan haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Dazu habe ich heute gar nicht mehr den Mut.«
Er zuckte die Achseln. »Wir waren Kinder.«
»Kinder, die sich in Häuser geschlichen und gestohlen haben.« Sie lächelte. »Weißt du noch, wie wir einmal in dem Zimmer dieser Frau standen, die so viele Perücken hatte? Du hast dich auf den Boden gelegt, und wir haben dich mit den Dingern zugedeckt. Als sie dann reinkam, hast du furchtbar gestöhnt.«
Cery lachte auf. »Schreien konnte sie, wahrhaftig.«
Soneas Augen leuchteten im Licht der untergehenden Sonne. »Und ich habe mächtig Ärger gekriegt, als Jonna dahinterkam, dass ich mich nachts aus dem Haus schlich, um mich dir anzuschließen.«
»Was dich allerdings nicht aufgehalten hat«, rief er ihr ins Gedächtnis.
»Nein. Damals hattest du mir schon beigebracht, wie man Schlösser öffnet.«
Er musterte sie eingehend. »Warum bist du dann eines Tages nicht mehr gekommen?«
Sie seufzte und zog die Knie an die Brust. »Die Dinge haben sich verändert. Harrins Bande hat plötzlich angefangen, mich anders zu behandeln. Es war so, als sei ihnen plötzlich eingefallen, dass ich ein Mädchen war, und ich hatte das Gefühl, dass sie glaubten, ich sei aus ganz anderen Gründen mit ihnen zusammen. Es machte einfach keinen Spaß mehr.«
»Ich habe dich nicht anders behandelt…« Er zögerte, dann nahm er all seinen Mut zusammen. »Aber du hattest auch keine Lust mehr, mit mir zusammen zu sein.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es lag nicht an dir, Cery. Ich denke, ich bin dieser Dinge irgendwann einfach überdrüssig geworden. Ich musste erwachsen werden und aufhören, mir etwas vorzumachen. Jonna hat mir immer wieder eingeschärft, dass Ehrlichkeit etwas Kostbares sei und Stehlen falsch. Ich dachte, es könne nicht falsch sein, zu stehlen, wenn einem keine andere Wahl blieb, aber das war es nicht, was wir getan haben. Als wir dann in die Stadt zogen, war ich beinahe froh darüber, denn das bedeutete, dass ich über all das nicht länger nachzudenken brauchte.«
Cery nickte. Vielleicht war es tatsächlich besser gewesen, dass sie fortgegangen war. Die Jungen in Harrins Bande benahmen sich nicht immer freundlich und anständig gegenüber den Mädchen, die ihnen begegneten.
»War die Arbeit in der Stadt besser?«
»Ein wenig. Man kann immer noch eine Menge Scherereien kriegen, wenn man nicht aufpasst. Am schlimmsten waren die Wachen, denn es hindert sie niemand daran, einen zu schikanieren.«
Stirnrunzelnd versuchte er sich vorzustellen, wie Sonea übermäßig interessierte
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