Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
sich. Der Mann stieß einen dumpfen Laut aus, dann begann er, mit den Armen zu rudern.
»Hinauf! Hinauf!«, schrie er.
Cery kletterte die Leiter empor. Sonea hörte ein metallisches Scheppern, dann erschien ein Quadrat aus Licht. Cery zwängte sich hindurch und verschwand. Als Sonea ihm folgte, erklang irgendwo im Tunnel hinter ihr abermals ein Geräusch, das sie nicht zu benennen wusste. Der Bucklige bildete das Schlusslicht und zog die Leiter nach oben.
Sonea sah sich um. Sie standen in einer schmalen Gasse, verborgen durch die hereinbrechende Dunkelheit. Als sie noch einmal das gleiche Geräusch aus dem Tunnel hörte, drehte sie sich um. Der Lärm wurde jetzt rasch lauter und verwandelte sich in ein tiefes Dröhnen, das plötzlich gedämpft wurde, als der Bucklige vorsichtig den Deckel über dem Tunnel schloss. Einen Moment später spürte sie eine schwache Vibration unter den Füßen. Cery beugte sich zu ihr hinüber, bis sein Mund über ihr Ohr strich.
»Die Diebe benutzen diese Tunnel seit Jahren, um die Äußere Stadtmauer zu überwinden«, murmelte er. »Als die Stadtwache dahinterkam, hat sie angefangen, die Rohre zu fluten. Keine schlechte Idee eigentlich - auf diese Weise bleiben die Tunnel sauber. Natürlich wussten die Diebe immer im Voraus, wann die Wache eingreifen würde, und alles ging so weiter wie bisher. Woraufhin die Soldaten sich angewöhnt haben, die Rohre in unregelmäßigen Abständen zu fluten.«
Er bedeutete ihr, neben dem Deckel in die Hocke zu gehen, dann hob er ihn vorsichtig an. Nur wenige Zoll von ihrem Gesicht entfernt strömte Wasser vorbei, und das Tosen wurde beinahe ohrenbetäubend. Im nächsten Moment hatte Cery den Deckel bereits wieder geschlossen.
»Deshalb läuten sie die Glocken«, flüsterte sie.
Cery nickte. »Eine Warnung.« Er wandte sich ab und drückte dem Buckligen etwas in die Hand, bevor er Sonea die Gasse hinunter zu einer dunklen Ecke führte. Aus dem Mauerwerk eines Hauses ragten genau auf der Ecke jeweils abwechselnd zu beiden Seiten die Steine etwas heraus, so dass sie darauf wie auf einer Trittleiter aufs Dach klettern konnten. Die Luft wurde langsam kälter, daher zog Sonea ihren Umhang hervor und legte ihn sich um die Schultern.
»Ich hatte gehofft, wir müssten nicht so weit gehen«, murmelte Cery, »aber...« Er zuckte die Achseln. »Schöne Aussicht von hier oben, wie?«
Sie nickte. Obwohl die Sonne bereits am Horizont versunken war, verströmte der Himmel immer noch ein warmes Leuchten. Die letzten Sturmwolken hingen über dem Südviertel, wanderten jetzt aber langsam gen Osten. Die Stadt breitete sich vor Sonea aus, eingehüllt in ein orangefarbenes Licht.
»Von hier aus kannst du sogar einen Teil des königlichen Palastes sehen«, bemerkte Cery.
Hinter der hohen inneren Mauer ragten die Türme des Palastes auf, und man konnte eine glitzernde Kuppel erkennen.
»Dort bin ich noch nie gewesen«, flüsterte Cery. »Aber eines Tages werde ich hineingelangen.«
Sonea lachte laut auf. »Du? In den Palast des Königs?«
»Das ist etwas, das ich mir selbst geschworen habe«, erklärte er ihr, »dass ich wenigstens einmal in jedes der großen Stadtschlösser hineinkommen werde.«
»Wo bist du denn bisher schon gewesen?«
Er zeigte auf die Tore zum Inneren Ring. Durch den Eingang konnte Sonea die Mauern und Dächer der Villen auf der anderen Seite erkennen, die von dem gelben Schein der Straßenlaternen beleuchtet wurden.
»Ich war in einigen der großen Häuser dort.«
Sie schnaubte ungläubig. Bei ihren Botengängen für Jonna und Ranel hatte sie bisweilen in den Inneren Ring gehen müssen. In den Straßen patrouillierten Wachsoldaten, die jeden befragten, der nicht kostbar gewandet war oder die Dienstbotenuniform eines der Häuser trug. Ihre Kunden dort hatten ihr ein kleines Abzeichen mitgegeben, damit man sofort sah, dass sie erlaubten Geschäften nachging.
Und jeder ihrer Besuche im Inneren Ring hatte neue Wunder enthüllt. Sie erinnerte sich nur allzu gut an ungewöhnliche Häuser in fantastischen Formen und Farben, einige davon mit Terrassen und Türmen, die so zierlich aussahen, als müssten sie unter ihrem eigenen Gewicht einstürzen. Selbst die Dienstbotenquartiere waren luxuriös gewesen.
Die schlichteren Häuser, die sie jetzt umgaben, waren ihr vertrauter. Im Nordviertel lebten Kaufleute und Familien von geringerem Rang. Sie hatten nur wenige Diener und nutzten für alle anderen Belange des Lebens die Dienste der Zünftler. Im
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