Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
Laufe der beiden Jahre, die Jonna und Ranel dort gearbeitet hatten, hatten sie einen festen Kundenstamm gewonnen.
In die Fenster, die sie von ihrem Platz aus sehen konnte, waren bemalte Papierblenden eingesetzt. Durch einige erkannte sie jetzt die Schatten von Menschen. Mit einem leisen Seufzer dachte sie an die Kunden, die ihre Tante und ihr Onkel verloren hatten, als die Wachen sie aus dem Bleibehaus vertrieben hatten. »Wohin jetzt?«
Er lächelte. »Folg mir.«
Sie setzten ihren Weg über die Dächer fort. Anders als die Bewohner der Hütten kamen die Städter den Dieben nicht immer entgegen, indem sie Brücken oder Haltegriffe dort beließen, wo die Diebe sie angebracht hatten. Immer wieder mussten Cery und Sonea auf den Boden hinunter, wenn sie eine Wegbiegung erreichten. Und da in den größeren Straßen Wachsoldaten patrouillierten, mussten sie häufig warten, bis die Männer vorbeimarschiert waren, bevor sie die Straße überqueren konnten.
Nach einer Stunde legten sie eine kurze Rast ein, und als schließlich eine dünne Mondsichel über dem Horizont erschien, gingen sie weiter. Sonea folgte Cery ohne ein Wort, denn sie musste sich in dem schwachen Licht darauf konzentrieren, wohin sie ihre Füße setzte. Als er endlich stehen blieb, überwältigte sie die Erschöpfung beinahe, und sie ließ sich stöhnend zu Boden sinken.
»Ich hoffe, wir sind bald da«, sagte sie. »Ich bin todmüde.«
»Es ist jetzt nicht mehr weit«, beruhigte Cery sie.
Sie folgte ihm über eine Mauer in einen großen, gepflegten Garten. Die Bäume dort waren hoch und regelmäßig gewachsen. Er führte sie an einer Mauer entlang, die überhaupt kein Ende zu nehmen schien.
»Wo sind wir?«
»Du wirst es gleich sehen«, antwortete Cery.
Sonea stolperte plötzlich und prallte gegen einen Baum. Wie rau seine Borke war! Sie blickte auf. Ungezählte Bäume standen wie Wächter vor ihr. In der Dunkelheit wirkten sie fremdartig und finster, ein Wald krallenbewehrter Arme.
Ein Wald? Sie runzelte die Stirn und erschauderte dann. Es gibt keine Gärten im Nordviertel, und es gibt überhaupt nur einen einzigen Wald in Imardin...
Ihr Herz begann zu rasen. Sie rannte hinter Cery her und packte ihn am Arm. »He! Was tust du?«, stieß sie hervor. »Wir sind in der Gilde!«
Seine Zähne blitzten auf. »Stimmt.«
Sie starrte ihn an. Er war nur eine schwarze Silhouette in dem mondbeschienenen Wald, und sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Ein schrecklicher Verdacht beschlich sie. Es war doch unmöglich, dass er... Er würde nicht... nicht Cery. Nein, er würde sie niemals den Magiern ausliefern.
Er legte seine Hand auf ihre Schulter. »Keine Angst, Sonea. Denk doch einmal darüber nach. Wo sind die Magier? In den Hüttenvierteln. Also wirst du hier sicherer sein als dort.«
»Aber... haben sie denn keine Wachen?«
»Ein paar an den Toren, das ist alles.«
»Patrouillen?«
»Nein.«
»Was ist mit einer magischen Mauer?«
»Nein.« Er lachte leise. »Sie glauben wahrscheinlich, dass die Menschen zu große Angst vor ihnen haben, um hier einzudringen.«
»Woher weißt du, ob es eine Mauer oder Wachen in der Gilde gibt?«
Er kicherte. »Ich war schon mal hier.«
Sie sog scharf die Luft ein. »Warum?«
»Nachdem ich beschlossen hatte, dass ich jeden Ort in der Stadt besuchen würde, bin ich hergekommen und habe ein wenig herumgeschnüffelt. Damals konnte ich gar nicht fassen, wie einfach es war. Ich habe natürlich nicht versucht, in eins der Gebäude einzudringen, sondern die Magier nur durch die Fenster beobachtet.«
Sonea sah sein umschattetes Gesicht ungläubig an. »Du hast die Gilde ausspioniert?«
»Na klar. Und es war hochinteressant. Sie haben hier einige Gebäude, in denen sie die neuen Magier unterrichten, und andere, in denen sie leben. Beim letzten Mal habe ich die Heiler bei der Arbeit gesehen. Das war ein echtes Erlebnis. Sie haben sich um einen Jungen gekümmert, dessen Gesicht von Schnittwunden übersät war. Als der Heiler ihn berührte, haben die Wunden sich einfach geschlossen. Erstaunlich.« Er hielt inne und wandte ihr das Gesicht zu. »Weißt du noch, wie du einmal gesagt hast, du wünschtest dir, jemand würde dir zeigen, wie man Magie benutzt? Wenn du sie beobachtest, siehst du vielleicht etwas, das dir beim Lernen helfen kann.«
»Aber... die Gilde, Cery.«
Er zuckte die Achseln. »Ich würde dich nicht hierher bringen, wenn ich glaubte, es sei wirklich gefährlich, oder?«
Sonea schüttelte
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