Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
erreichte, saß er, mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, gegenüber einer hohen Mauer.
»Glaubst du, du kannst da raufklettern?«, fragte Cery leise und klopfte auf die Mauer. »Du musst in den zweiten Stock hinauf. Dort findet der Unterricht statt.«
Sonea besah sich die Mauer, die aus großen Ziegeln bestand. Der Mörtel in den Fugen war bereits alt und krümelig. Zwei Mauervorsprünge verliefen rund um das Gebäude und bildeten die Simse der Fenster. Sobald sie eins der Fenster erreicht hätte, würde sie sich auf den Mauervorsprung hocken können, während sie hineinspähte.
»Kein Problem«, flüsterte sie.
Cerys Augen wurden schmal, dann begann er, in seinen Taschen zu kramen. Schließlich förderte er einen kleinen Krug zutage, schraubte ihn auf und machte sich daran, Sonea eine dunkle Paste aufs Gesicht zu schmieren.
»So. Jetzt siehst du genauso aus wie Faren.« Er grinste, dann wurde er wieder ernst. »Halt dich im Schutz der Bäume. Wenn ich jemanden kommen sehe, schreie ich wie ein Mullook. Dann bleibst du, wo du bist, und verhältst dich mucksmäuschenstill.«
Sonea nickte, wandte sich der Mauer zu und schob vorsichtig die Zehen in eine Ritze. Die Finger grub sie in den brüchigen Mörtel, dann tastete sie nach der nächsten Stelle, an der sie den Fuß aufsetzen konnte. Schon bald klammerte sie sich an die Mauer; ihre Füße befanden sich jetzt auf derselben Höhe wie Cerys Kopf. Als sie zu ihm hinunterblickte, grinste er, und sie sah kurz das Aufblitzen seiner Zähne.
Ihre Muskeln protestierten, als sie sich weiter hochzog, aber sie hielt erst inne, nachdem sie den zweiten Mauervorsprung erreicht hatte. Dort nahm sie sich ein wenig Zeit, um wieder zu Atem zu kommen, dann wandte sie sich dem Fenster in ihrer unmittelbaren Nähe zu.
Es hatte die Höhe einer Tür und vier große Glasscheiben. Vorsichtig schob sie sich weiter den Mauervorsprung hinunter, bis sie in den Raum dahinter sehen konnte.
Eine große Gruppe in braune Roben gewandeter Magier saß dort, und alle betrachteten aufmerksam etwas in der gegenüberliegenden Ecke. Sonea zögerte, denn sie hatte Angst, dass einer aufblicken und sie sehen würde, aber niemand wandte sich in ihre Richtung. Mit hämmerndem Herzen stahl sie sich weiter vor, bis sie erkennen konnte, was die Aufmerksamkeit der Magier fesselte.
Ein Mann in einer dunkelgrünen Robe stand dort. Er hielt einen geschnitzten Arm in Händen, in den farbige Linien und Wörter eingezeichnet waren. Mit einem kurzen Holzstock zeigte der Magier auf die verschiedenen Wörter.
Eine Woge der Erregung überschwemmte Sonea. Die Stimme des Magiers wurde durch das Glas etwas gedämpft, aber wenn sie genau hinhörte, konnte sie ihn trotzdem verstehen.
Und dann stieg eine vertraute Frustration in ihr auf. Ein großer Teil des Vortrags bestand aus fremden Wörtern und Ausdrücken. Was sie hörte, ergab genauso viel Sinn, als würde sie einer unbekannten Sprache lauschen. Sie wollte gerade dem Brennen in ihren Fingern nachgeben und zu Cery zurückkehren, als der Sprecher sich umdrehte und laut rief: »Bringt Jenia herein.«
Die Novizen wandten sich der offenen Tür zu. Eine junge Frau trat in den Raum, begleitet von einem alten Diener. Ihr Arm war bandagiert und hing in einer Schlinge, die am Hals verknotet war.
Die Frau lächelte breit und lachte dann über etwas, das einer der Novizen sagte. Ein strenger Blick des Lehrers brachte die Klasse zum Schweigen.
»Jenia hat sich heute Nachmittag bei einem Sturz vom Pferd den Arm gebrochen«, erklärte der Magier. Er bedeutete der jungen Frau, auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Als er sich daranmachte, ihre Verbände abzuwickeln, verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht.
Der Unterarm, der unter den Verbänden zum Vorschein kam, war geschwollen und voller blauer Flecken. Der Lehrer wählte zwei Novizen aus der Klasse aus. Die beiden strichen vorsichtig mit den Fingern über den verletzten Arm, traten dann zurück und äußerten ihre Meinung zu den Verletzungen. Der Lehrer nickte zufrieden.
»Also.« Er hob die Stimme und sprach nun wieder die ganze Klasse an. »Als Erstes müssen wir dafür sorgen, dass sie keine Schmerzen mehr hat.«
Auf ein Zeichen des Lehrers griff einer der Novizen nach der Hand der Frau. Er schloss die Augen, und einen Moment lang senkte sich Stille über den Raum. Ein Ausdruck der Erleichterung zeigte sich auf dem Gesicht der Frau. Der Novize ließ sie los und nickte dem Lehrer zu.
»Es ist immer besser, dem
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