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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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ihr herausbringen könnt. Sie schnattert wie eine Gans.«
    Hal trat vor das Kindermädchen. Er sah einen kurzen Augenblick Berylinas übrige drei Dienstboten an, aber jene Frauen lagen auf einem Feldbett auf der anderen Seite des Zeltes ausgestreckt. Nur eine ganz leichte Bewegung ihrer Brust bestätigte, dass sie noch lebten, dass sie trotz ihres betäubten Schlafs noch atmeten.
    Hal schüttelte den Kopf und sprach leise, so leise, dass Rani den Atem anhalten musste, um seine Worte zu verstehen. »Kommt schon, Frau. Was ist hier geschehen? Wo ist Prinzessin Berylina?«
    Das Kindermädchen sah sich in dem Zelt um und war durch die Unordnung eindeutig verwirrt. Ihr Blick heftete sich auf das glänzende Hochzeitskleid, das noch immer auf dem Bett der Prinzessin ausgebreitet lag. Der liantinischen Tradition gemäß, war das Gewand samtener, tiefgoldener Stoff, der die Schatten des Sonnenlichts auf sich bewegenden Blättern darstellte. Zweige waren über den Schultern zu erkennen, eine zarte Stickerei, welche der Hochzeitsbank glich, auf der Hal gesessen hatte.
    »Wir trafen heute Morgen in der Dämmerung mit der Prinzessin ein«, begann das Kindermädchen mit verwirrtem Ausdruck. »Die Prinzessin hatte Angst, die arme Liebe, und sie bestand darauf, ihre Staffelei aufzustellen.«
    Rani folgte der fließenden Geste der Frau und schaute durch das Zelt zu dem hölzernen Gestell. Ein Stück Pergament war auf der Oberfläche befestigt, und feste Zeichenkohlestriche hoben sich ab, sogar in der Düsterkeit. Rani erkannte den Umriss eines goldenen Bechers, das Wirbeln eines in tausend Farben gehaltenen Umhangs. Der Erste Gott Ait. Der Vater all der Tausend Götter.
    Hal deutete mit dem Kopf auf die Zeichnung. »Also habt Ihr sie zeichnen lassen.«
    »Ja. Es schien sie zu beruhigen, das arme Ding. Sie hatte solche Angst. Solche Furcht. Aber sie wurde ruhiger, als er eintraf.«
    »Wer?« Hals Stimme klang freundlich, als plaudere er nur mit der Frau. Rani sah, wie Teheboth sich unruhig regte.
    Das Kindermädchen runzelte die Stirn, und sie wirkte einen Moment, als wollte sie dem Westländer nicht antworten, der sie befragte. Schließlich fuhr sie fort: »Pater Siritalanu natürlich. Er sagte, er sei gekommen, um mit ihr zu beten, so wie sie jeden Tag beteten.«
    »So wie…«, wollte Hal offensichtlich überrascht wiederholen, aber er hielt inne. Rani sah den raschen Blick, den er Dartulamino zuwarf. Sie begriff, dass Hal sich fragte, ob Siritalanu vom Heiligen Vater zu diesem Verschwinden angestiftet worden war, von der Kirche, der er diente. Aber Dartulamino wirkte genauso überrascht wie Hal. Rani nickte in sich hinein. Was auch immer hier geschehen war – Dartulamino hatte es nicht geplant. Weder die Kirche noch die Gefolgschaft hatten Berylinas Flucht ausgeheckt.
    »Ja«, sagte das Kindermädchen. »Er sagte ihr, es sei ein westlicher Brauch. Er sagte, dass Ihr sie niemals akzeptieren würdet, wenn sie nicht zu all den Tausend Göttern betete. Sie war bestrebt, sich gut zu benehmen, das arme Ding. Sie hätte alles getan, was der Priester forderte.«
    Dieses letzte Eingeständnis erwies sich für Teheboth als zu viel, für einen Mann, der glaubte, er hätte seine Tochter vor anderen Arten der Anbetung gerettet. »Was hat dieser Hund ihr angetan?«, wollte der Liantiner wissen und drängte vorwärts.
    Das Kindermädchen ließ den Kopf sinken und warf sich bei der Bemühung, ihren König zu besänftigen, fast in den Staub. »Ich weiß es nicht, Euer Majestät, ich kann es nicht sagen! Bitte tut mir nichts an. Ich kann Euch nicht mehr sagen, ich kann es wirklich nicht!«
    Hal trat zwischen Teheboth und das Kindermädchen. »Und warum könnt Ihr nicht mehr sagen?«
    »Der Priester! Er… er hat mich betäubt! Uns alle – er gab uns Kindermädchen einen Becher Wein. Er sagte, das sei nötig, dass Westländer so…« Sie brach ab, als fürchte sie, den Mann mit Schmähungen zu bedenken, der zwischen ihr und ihrem zornigen Herrn stand, und dann gelang es ihr zu flüstern: »…ihre Hochzeitszeremonien beginnen. Dass Ihr so Eure Götter ehrt.«
    Hal seufzte. »Also trankt Ihr.«
    »Ja, Mylord.«
    Während das Kindermädchen ihr zitterndes Bekenntnis ablegte, ging Rani am Rand des Zeltes entlang, auf die Staffelei der Prinzessin zu. Da war etwas am Rande der Zeichnung, etwas an der Ecke des Kunstwerks… Da! Rani streckte die Hand aus und berührte das Pergament, befreite einen Zettel, der unter der Zeichnung daran geheftet war. Wer

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