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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Euer eigenes Haus nicht unter Kontrolle? Ihr würdet Eure eigene Tochter mit einem Euch unbekannten Mann entfliehen lassen? Eure Gehörnte Hirschkuh hätte nicht vorhersehen können, dass Euer Haus verraten würde? Wollt Ihr, dass Euer Volk das sagt? Wollt Ihr, dass diese Geschichte erzählt wird?«
    Teheboths Kehle arbeitete, und sein Gesicht wurde karmesinrot. Er griff nach seinem geflochtenen Bart, zog an den in das Muster eingearbeiteten Geweihenden. Er blickte durch den Eingang des Zeltes hinaus, als suche er im Wald Weisheit, von der Priesterin, die sich nicht dazu herabgelassen hatte hereinzutreten.
    Rani sprach noch ruhiger, zwang den Mann, näher an sie heranzutreten. »Antwortet erst, König Teheboth, wenn Ihr alle Punkte durchdacht habt. Ihr habt Euch bereits zu der Mitgift verpflichtet. Ihr habt sie aus Eurer Schatzkammer ausgezählt. Ihr betrachtetet Euch als glücklich, Eure Tochter zu verheiraten. Ihr gebrochener Blick wird Euren Palast niemals wieder verdüstern, und ihre hervorstehenden Zähne werden für immer fort sein, alle Erinnerung an ihre sogenannte Sünde. Ihr wolltet Euch mit Euren achthundert Goldbarren die Freundschaft mit Morenia erkaufen, und Ihr könnt sie noch immer haben. Geht einfach. Lasst den Karren da, und kehrt zu Eurem Schloss zurück. Nehmt Eure Leute und erzählt irgendeine Geschichte, um das Heute zu vergessen. Aber lasst das Gold da. Lasst das Gold zurück.«
    Teheboths Hände zuckten, öffneten und schlossen sich, als verlange es ihn nach seinem Speer. Er sah Rani finster an, und dann Hal. »So, Halaravilli ben-Jair. Ihr lasst sie für Euch sprechen?«
    »Sie sagt die Wahrheit«, antwortete Hal.
    »Und Ihr wollt mein Gold stehlen? Ihr? Der mit einer Frau unter meinem Dach geschlafen hat, zur gleichen Zeit, als Ihr um meine Tochter warbt?«
    »Eure Tochter ist für Euch gestorben, Teheboth Donnerspeer.«
    Rani dachte, Hal hätte vielleicht zu kühn gesprochen, hätte den Mann vielleicht zu bald zu weit gedrängt. Einen kurzen Augenblick wirkte der liantinische König, als wollte er seinen Speer aus dem Körper des Kindermädchens ziehen und erneut zustoßen, um sein blutiges Werk zu beenden.
    Aber dann hielt Teheboth inne. Er schaute von Hal zu Rani zu Mareka und stieß einen leisen Fluch aus. »Gut, Morenia. Diese Runde habt Ihr gewonnen. Aber verlasst Liantine bis morgen Mittag. Ihr und Eure Frauen und Eure Priester – geht.«
    Rani hörte die Worte und spürte Zufriedenheit sie durchströmen, einen spürbaren Hauch der Erleichterung. Ihre Strategie hatte funktioniert. Sie hatte die Mitgift errungen. Die Mitgift, die Spinnen, die Riberrybäume – Morenia hatte alles.
    Sie blickte durch das Zelt zu Dartulamino, ermaß, wie der Heilige Vater die Neuigkeit dieser Niederlage aufnahm. Einen Moment war Zorn auf seinem fahlen Gesicht erkennbar, funkelte in seinen Augen und nistete sich in den Schatten unter seinen knochigen Wangen ein.
    Dann nickte er zögerlich. Sein Zorn verging und wurde von einem subtileren Ausdruck ersetzt, von einer zarteren Schattierung. Rani fragte sich, ob Dartulamino an die achthundert Goldbarren dachte, an die Mitgift, welche Hal von dem unmittelbaren Anspruch der Kirche gegenüber seiner Krone entbinden würde. Sie fragte sich, ob er an Farsos zehn Barren dachte, an den Orden der Octolaris, der durch die Spinnen und die Bäume real geworden war, die in Liantines Hof warteten.
    Was hatte die Gefolgschaft mit ihren tausend Goldbarren vor? Was wollte sie mit ihrer geheimen Steuer errichten? Wie würde Hals Zahlung Moren beeinflussen, ganz Morenia beeinflussen?
    Rani konnte es nicht wissen. Sie konnte es sich nicht vorstellen. Aber als sie durch den Pavillon blickte, sah sie das schattenhafte Lächeln des Heiligen Vaters, der in dem Moment einen imaginären Becher anhob. Er hielt seine Hand so, als würde er ihr durch das Spinnenseidezelt hindurch zu ihrem Sieg zutoasten. Er schwenkte kurz sein Handgelenk, und Rani senkte das Kinn, erkannte die Geste an.
    Ohne etwas von der kleinen Szene zwischen Rani und Dartulamino bemerkt zu haben, verließ Teheboth Donnerspeer schließlich das Zelt und rief seinen wartenden Männern Befehle zu. Er sagte ihnen, das Zelt solle zerstört, die Seide solle verbrannt werden. Er sagte ihnen, sie sollten den Namen seiner toten Tochter nie wieder aussprechen. Er sagte ihnen, sie sollten der Gehörnten Hirschkuh Wein und Brot opfern, noch an diesem Nachmittag. Und er sagte ihnen, sie sollten den Karren

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