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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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verstehen.«
    Kella wandte sich um und kehrte in ihre Hütte zurück, bevor die andere Frau weitere Fragen stellen konnte. Der Gaukler würde den Namen des Krautes erkennen. Er hatte es immerhin schon viele Male zuvor in ihrer Hütte getrunken. Er hatte seine Hitze sich in seiner Brust ausbreiten fühlen. Er hatte das Erwachen in seinen Lenden gespürt und war lange Stunden wach geblieben, während denen er die Macht der anrüchigen grünen Pflanze erforscht hatte.
    Tovin Gaukler würde die Botschaft verstehen, und er würde zu ihr kommen. Wenn sie bereits zu ihrem Treffen mit der Gefolgschaft des Soldaten aufgebrochen wäre, dann wäre das der Schaden des Gauklers. Er würde auf sie warten. Er würde auf die schwarze Weide warten.

 
    6
     
     
     
    In einem Baumhain verborgen, erkannte Hal, dass er vielleicht über die Szene vor ihm gelacht hätte, wenn die Umstände weniger schrecklich gewesen wären. Die alte Frau war von der Stute immerhin so offensichtlich aus der Fassung gebracht, dass sie eines der ulkigen Stücke der Gaukler hätte aufführen können. Sie ging um das Tier herum und betrachtete es von allen Seiten. Sie war bestürzt, als das Pferd schnaubte, und sprang mit erstauntem Keuchen zurück. Als sie vorsichtig eine Hand ausstreckte, um die Mähne zu streicheln, zog sie ihre Finger jäh wieder zurück, als das Pferd bei dem kitzelnden Kontakt zuckte.
    Und dann ihre Bemühung, auf das Tier zu steigen… Die alte Frau brachte ihren Fuß zugegebenermaßen beweglicher in den Steigbügel, als er, angesichts ihres Alters, für möglich gehalten hätte. Als hätte sie die Gefahr ihres früheren Zögerns erkannt, verschränkte sie eine Hand fest in der Mähne des Pferdes, packte mit der anderen den Sattel und zog sich hoch, während sie sich mit ihrem ausgestreckten Bein gleichzeitig vom Boden abstieß.
    Die Stute wollte jedoch nichts von dem merkwürdigen Gewicht an ihrer rechten Seite wissen. Das Tier schnaubte warnend, und als die alte Frau beharrlich blieb, versuchte die Stute, seitwärts auszubrechen. Das Schimpfen der Frau durchdrang die Nacht, und das Tier legte die Ohren zurück, hegte eindeutig eigene missbilligende Gedanken. Dann zwang das Geschrei der Frau seine Ohren wieder vorwärts, und es war schlecht, dass die Hexe in genau diesem Winkel an den Zügeln zog.
    Gewiss, wenn weniger auf dem Spiel gestanden hätte, wäre Hal belustigt gewesen. Stattdessen fluchte er leise, als Crestman eine Warnung ausstieß. Der Soldat sprang vorwärts und murrte seine eigenen Flüche. Hal war überrascht, den sanften Druck zu sehen, den Crestman in seine Hände heraufbeschwor, während er der alten Frau half. Die sanfte Art war unerwartet.
    Crestman beruhigte das Pferd, bevor er seine Aufmerksamkeit der Kräuterhexe zuwandte. Indem er diese Reihenfolge einhielt, ersparte er der Frau einen Sturz. Fast im Handumdrehen hatte er die Stute beruhigt, so dass sie wieder bereitstand, die alte Frau behutsam in ihrem Sattel geborgen. Dennoch war die Mondsichel am Himmel merklich höher gestiegen, als die ganze Aktion beendet war.
    Erst nachdem die Hexe wieder sicher war, erkannte Hal seine eigene missliche Lage in ihrem ganzen Ausmaß. Er war für seine Spionagemission schlecht vorbereitet. Er besaß kein eigenes Pferd. Seine Flucht aus Moren war so überstürzt erfolgt, dass keines mitgenommen wurde. Seit sie in Sarmonia angekommen waren, hatte keine Gelegenheit bestanden, gute Pferde zu erwerben. Hal und seine Leute hatten sich anderen Prioritäten gebeugt. Wenn Hal beschlösse, Crestman und der Hexe zu folgen, würde er zu Fuß gehen müssen.
    Er hätte besser planen sollen. Er hätte seine kargen Kräfte aufbieten sollen. Aber dafür war keine Zeit.
    Erst am vorigen Nachmittag war er durch die Wälder geschlendert und hatte bewusst die Hütte der alten Frau aufgesucht. Er hatte mehr über die Kräuterhexe erfahren wollen, um besser zu verstehen, warum Mareka solchen Trost aus ihr zog. Er wollte das Vertrauen seiner Gattin in die Frau verstehen, das, was eine Königin durch die Tränke einer Kräuterhexe gewinnen konnte. Er wollte wissen, warum sein Sohn den Gebräuen der alten Frau ausgesetzt wurde.
    Reines Glück hatte Hal zur Schwelle der Kräuterhexe geführt, gerade als Crestman sie angriff. Hal hatte sich rasch in dem dichten Gestrüpp am Rande der Lichtung versteckt und sich gezwungen, sich still zu verhalten, während der zügellose Soldat die wehrlose Hexe schlug, während er drohte, ihr hier und jetzt das

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