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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Leben zu nehmen. Hal hatte voll Zorn und Panik mit seinem Gewissen gerungen.
    War Crestman schon früher hier gewesen? Hatte er Kella gezwungen, dem Trank etwas hinzuzufügen, den sein Sohn eingenommen hatte? Der Soldat hatte schon einmal zuvor versucht, Hals Familie zu vergiften. Was sollte ihn hier in Sarmonias gesetzlosem Wald daran hindern?
    Ein Teil seines Verstandes warnte ihn, dass es töricht wäre, sich zu offenbaren. Obwohl durch seine scheußlichen Narben verheert, war Crestman Hal mehr als ebenbürtig. Der Soldat war schon immer ein harter Mann gewesen, durch seine Zeit beim Kleinen Heer geprägt. Er könnte Hal im Schwertkampf besiegen, auch mit einem verkümmerten Arm, auch mit einem hinkenden Bein.
    Wenn Hal verborgen bliebe, könnte er erfahren, was Crestman vorhatte. Welcher Schaden auch immer Marekanoran zugefügt worden war – es war bereits geschehen, und Hal konnte als Reaktion nur Rache üben. Im Moment hörte er zu.
    Er erfuhr, dass die Gefolgschaft tatsächlich in Sarmonia etabliert war. Er erfuhr, dass Kella etwas von der Geheimorganisation wusste, dass sie mit deren Geheimlehren vertraut war. Er erfuhr, dass er dem ungleichen Paar in der folgenden Nacht folgen könnte, dass er ihnen nachgehen und noch mehr über seinen Feind erfahren könnte.
    Hal dachte einen flüchtigen Moment daran, Farso auf seine Erkundung mitzunehmen. Aber das wäre töricht. Der Adlige hatte durch die Hände der Gefolgschaft zu viel erlitten. Er hatte seinen geliebten Sohn verloren. Man konnte sich nicht darauf verlassen, dass Farso ruhig bliebe, dass er vernünftig bliebe.
    Rani war eine noch schlechtere Wahl. Ihre Vergangenheit war zu sehr mit der Crestmans verstrickt. Obwohl sie es leugnete, wusste Hal, dass sie den Mann einst geliebt hatte, dass sie ein Leben mit ihm geplant hatte. Sie mochte den Traum vielleicht aufgegeben haben, weil sie erkannt hatte, dass sie eiskalt benutzt worden war. Dennoch konnte Hal nicht darauf vertrauen, dass sie ihren Zorn, ihr eigenes bitteres Gebräu der Rache unter Kontrolle behalten würde.
    Und so verbarg sich Hal allein in den Wäldern und beobachtete die ulkige Reitkunst der Frau. Er beobachtete Crestmans unerwartete Ruhe. Und er beobachtete, wie die beiden einen Waldweg einschlugen.
    Nun, die alte Frau würde für die Handhabung ihres Pferdes keine Preise gewinnen. Tatsächlich würde sie die beiden aufhalten, besonders bei dem trüben Mondlicht. Hal fluchte vor sich hin und begab sich auf den Weg, den die beiden genommen hatten.
    Tatsächlich fühlte es sich gut an zu laufen, seine Beine auf dem Weg aus festgestampfter Erde auszustrecken. Die Pferde brauchten einen der breiteren Waldwege, so dass Hal sich nicht allzu sehr über knorrige Wurzeln sorgte, die seinen Weg versperrten, oder über herabhängende Zweige. Gelegentlich erhaschte er einen Blick auf das Paar, dem er folgte. Sie kamen schlecht voran. Die Kräuterhexe musste mehr Schwierigkeiten haben, als er vorhergesehen hatte.
    Hal grinste vor sich hin. Crestman wäre wenig begeistert.
    Der Mann hatte keine Geduld. Sein Zorn würde aufflammen.
    Wut im Kragen. Was ist zu wagen? Muss das Paar jagen?
    Wohin wollten sie? Wohin würde Crestman eine Kräuterhexe bringen, eine Frau bringen, die eindeutig noch nie in ihrem Leben irgendwohin geritten war? Hal war ein Narr gewesen, ihnen zu folgen. Sie könnten Meilen zurücklegen. Er hatte aus Enttäuschung gehandelt, aus Sorge um seine Frau und seinen Sohn. Was tat er da eigentlich? Womöglich lief er den ganzen Weg nach Morenia zurück?
    Er war ein Narr.
    Oh welch ein Narr. War der Kampf mit Crestman klar? Das Schicksal konnte grausam sein, wie wahr!
    Hal verdrängte mit verzerrtem Gesicht die plappernden Stimmen. Er konnte nicht sagen, wie lange er lief. Als er durch die verschlungenen Zweige blickte, konnte er die Mondsichel ausmachen, nun höher, als er erwartet hatte. Er überprüfte anhand der Atemlosigkeit seiner Lungen, anhand des Schmerzes in seinen Beinen, wie spät es war, und er war überrascht – sein Körper schien seine Strafe anzunehmen, die Jagd willkommen zu heißen. Er war entschlossen, erfolgreich zu sein.
    Der Waldweg verzweigte sich mehrmals, aber Hal war sich seiner Beute stets sicher. Die beiden Pferde hinterließen deutliche Abdrücke auf der feuchten Erde. Einmal fand er ein Stück grauen Stoff an einem knorrigen Ast, und er lächelte grimmig – die Kräuterhexe hatte gegen die neugierigen Finger des Baumes wahrscheinlich um ihr Gleichgewicht

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