Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
dass das verboten ist. Ein getrocknetes Blütenblatt auf der Zunge genügt, um einen Menschen zu lähmen.«
»Ich hatte keine Wahl, Zama!« Kellas Stimme brach, und sie wiederholte ihren Protest. »Ich habe gehandelt, um die Schwestern zu retten.«
»Die Schwestern retten? Und hat Rani Händlerin uns in irgendeiner Weise bedroht?«
Kella verschwendete keine Zeit damit, Überraschung zu zeigen, weil Zama Ranis Namen kannte. Stattdessen begann sie zu reden und stieß dabei die Worte so rasch hervor, dass Rani sie kaum verstehen konnte. Rani ging eilig die Reihe der Götter durch, während sie sich fragte, ob es einen gäbe, der ihre Ohren befreien, ihr Hörvermögen schärfen könnte. Sie sprach ein rasches Gebet an Glane und wurde mit dem das Herz beruhigenden Flüstern eines Wiegenliedes belohnt. Der Gott des Salzes beruhigte ihren hämmernden Pulsschlag, so dass sie sich auf Kellas hektische Geschichte konzentrieren konnte.
»Es sind Fremde im Wald«, sagte die Hexe gerade. »Wir kannten sie einst, vor langer Zeit, die Gefolgschaft des Jair. Sie sind zu mir gekommen, banden mich mit engeren Banden als jeder Vertrag.«
»Es gibt keine engeren Bande als den Vertrag«, sagte Zama.
»Doch! Wir Schwestern sind stärker als alle Verträge auf der Welt! Wir Schwestern müssen zusammenhalten!«
»Und die Gefolgschaft bedroht uns?« Zama schüttelte den Kopf. »Wir haben diese Gefolgschaft in der Vergangenheit kennengelernt. Sie haben uns noch niemals zuvor Kummer bereitet.«
»Sie kamen zu mir, und sie fordern Zugang zu einer Ratsuchenden, zu einer Frau namens Jalina!« Kellas Stimme wurde schrill, als Zama sie unterbrechen wollte. »Ich habe mich geweigert! Ich habe unseren Hexenbund nicht gebrochen. Ich habe meinen Vertrag nicht aufgegeben.« Sie tat einen tiefen Atemzug und fügte hinzu: »Ich habe ihnen stattdessen diese angeboten. Eine, die nicht an mich gebunden ist, an keine von uns.«
Zamas Blick wirkte so zornig, dass sie Altonrinde hätte rösten können. »Du hast eine andere angeboten, um dich selbst zu retten.«
»Um uns alle zu retten! Die Gefolgschaft wird uns vernichten, Schwestern! Sie werden briantanische Priester durch unser Land wandern lassen. Briantanische Priester hassen alle Hexen – sie wären froh, wenn wir alle getötet würden! Aber wenn ich ihnen diese übergebe, werden sie uns alle für immer in Ruhe lassen. Sie werden sie nehmen, und alle Hexen wären sicher!«
»Das haben sie gesagt? Du hast ihnen geglaubt?« Zamas Stimme war mit tiefer Verachtung erfüllt. »Was sollte sie davon abhalten, einen weiteren der Ratsuchenden zu fordern? Was sollte sie davon abhalten zurückzukommen und dich zu zwingen, eine weitere Nordländerin namens Mareka auszuliefern? Mareka und ihren Sohn Marekanoran?«
»Ich wollte uns allen helfen. Wir müssen in Sicherheit leben, wenn wir unsere Zunft ausüben wollen. Wir müssen geschützt sein.«
»Du wolltest ihre Leben gegen hartes Gold eintauschen.«
»Das ist eine Lüge! Wenn ich sie der Gefolgschaft hätte ausliefern wollen, hätte ich das schon lange tun können. Der Soldatenmann kam im Hochsommer zu mir.«
Zama kniff die Augen zusammen. »Ja. Du hast gewartet. Du hast die Leben der Ratsuchenden in der Hoffnung aufgespart, dass sich die Belohnung erhöhen würde.«
Rani konnte erkennen, dass Zama die Wahrheit getroffen hatte. Kella wurde bleich. »Nein«, protestierte sie, aber es lag kein Nachdruck in dem Wort.
Zama fuhr fort, als hätte die alte Frau nichts gesagt. »Du hast gewartet und du hast beobachtet. Du wusstest, dass der Preis steigen würde, wenn die Gefolgschaft ihre Beute nicht fände. Du wusstest, dass dein ›Soldatenmann‹ zurückkäme und mehr Gold mitbringen würde. Du hast zu deinem eigenen Nutzen gearbeitet, nicht zum Nutzen irgendeines Ratsuchenden. Nicht zum Nutzen der Schwestern.«
Zama trat vor, bis sie so dicht vor der knienden Frau stand, dass Rani dachte, Kella würde rückwärts umfallen. »Mareka Octolaris ben-Jair. Marekanoran ben-Jair. Rani Händlerin. Du hättest sie alle an die Gefolgschaft verkauft. Drei unschuldige Menschen. Drei Menschen, die in Sicherheit wären, wenn du nichts getan hättest, die für die Gefolgschaft unsichtbar geblieben wären. Drei Menschen, die keinen Schaden erlitten hätten, wenn du dich einfach an deine Schwüre als Kräuterhexe gehalten hättest. Als eine Schwester.«
Und dann erkannte Rani, dass sie handeln musste. Die Schwestern würden Kella verbannen. Sie würden ihr ihren
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