Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Rang nehmen, sie aus ihrer Mitte ausstoßen. Sie würden sie in die Wälder hinausschicken, allein, ohne Geld, ohne Kräuter, mit nichts zu ihrer Unterstützung. Oder sie würden sie ganz aus Sarmonia verbannen. Oder sie würden sie zwingen ihre eigenen bitteren Kräuter zu brauen, einen todbringenden Tee zu trinken. Was auch immer sie taten, sie würden Kella aus dem Wald entfernen. Sie würden die einzige schwache Verbindung kappen, die Rani noch mit der Gefolgschaft verband, die ihr Zugang zu Crestman und Dartulamino und all dem Bösen verschaffen könnte, das sie wirken wollten.
»Nein!«, rief Rani und war bestürzt, als alle Hexen sie ansahen. »Kella darf nicht bestraft werden. Noch nicht.« Sogar die alte Frau wirkte überrascht.
Zama presste die Lippen zusammen. »Ihr versteht es anscheinend nicht, Rani Händlerin. Mordana hätte alle Eure Glieder erstarren lassen. Ihr wärt hilflos zurückgeblieben, wenn Kella es Euch hätte verabreichen können. Diese Frau wollte Euch vergiften.«
Ranis Antwort brannte hitzig auf ihren Lippen, als würde Gol, der Gott der Lügner, sie mit seinen Sonnenstrahlen warmen. »Gift scheint die beliebteste List von Kräuterhexen zu sein.«
Zama ging kaum auf die spöttische Bemerkung ein. »Kella hatte kein Gegenmittel bereitstehen.«
»Und doch stehe ich hier. Sicher. Unbeschadet.« Rani atmete tief durch, und der Geruch von Flieder überschwemmte sie. Hin. Der Gott der Rhetorik. Was wollte er hier von ihr? Warum wollten die Tausend, dass sie sprach? Rani sagte wie unter einem unbegreiflichen Zwang: »Was auch immer Ihr unterbrochen zu haben glaubt – Kella hat mich nicht paralysiert, und ich weiß warum.«
»Warum?« Zamas Stimme klang kalt.
Die Antwort war vollkommen offensichtlich, in Ranis Gedanken dargelegt wie Worte auf Pergament. »Die Tausend Götter sind bei mir. Die Tausend Götter wollten, dass ich lebe.«
»Das ist alles schön und gut«, begann Zama.
Rani unterbrach sie. »Die Tausend Götter wollten, dass ich lebe, damit ich Kellas Plan weiterführen kann.« Shad ließ Donner durch ihren Geist rollen. Rani erhob die Stimme, ließ ihre Worte stark klingen, machte den Gott der Wahrheit stolz. »Die Tausend Götter wollen, dass ich mich der Gefolgschaft füge.« Shad donnerte anerkennend. »Sie wollen, dass Kella mich der Gefolgschaft darbringt. Sie wollen, dass meine Mission vollendet wird!« Shad krachte gegen ihre Ohren, so laut, dass sie sicher war, dass die Schwestern es hören mussten. Sie mussten die Wahrheit anerkennen.
Zama konnte Shad jedoch nicht hören. Sie sah Rani nur an, als hätte die Glasmalerin den Verstand verloren. »Kella plante, Euch Euren verschworenen Feinden auszuliefern, und Ihr stimmt diesem Plan zu?«
»Ich erkenne die Notwendigkeit dessen, was sie getan hat.« Sorn, der Gott des Gehorsams verkleidete Ranis Zunge mit Honig, erfüllte sie mit Kraft. »Ich unterwerfe mich ihrer Absicht. Ich übergebe mich der Gefolgschaft.«
Zama schüttelte den Kopf. »Wenn Ihr erst in deren Händen seid, können wir Euch nicht mehr helfen. Unsere Schwestern konnten sich der Gefolgschaft nicht wieder anschließen. Wir haben es zwei Wochen lang versucht, aber jene Treffen sind uns nun verschlossen.«
»Ich verstehe«, sagte Rani. Das Rascheln der Götter vermittelte ihr, dass sie die richtige Entscheidung traf. »Ich verstehe, und ich akzeptiere es. Bei all den Tausend, ich spreche Euch von allem Unrecht frei.«
Zama sah sich im Raum um, fragte ihre Schwestern eindeutig um Rat. Rani konnte die Blicke nicht deuten, die zwischen den Kräuterhexen gewechselt wurden, aber es fiel ihr nicht schwer, die Resignation auf dem Gesicht der Anführerin zu übersetzen. »Also gut«, sagte Zama. »Ihr werdet tun, was Ihr tun müsst.«
»Da ist noch etwas«, erwiderte Rani und wappnete sich für einen letzten Protest. »Ihr dürft Kella nicht ergreifen. Noch nicht. Sie muss zu ihnen gehen. Sie muss ihnen sagen, dass ich gefangen genommen wurde, dass ich hier bin, damit sie mich finden können. Gebt mir Zeit, meine Arbeit zu tun, und dann könnt Ihr mit Eurer Schwester tun, was immer nötig ist.«
Zama beriet sich kopfschüttelnd erneut mit ihren Schwestern. Danach schürzte sie die Lippen und begegnete Ranis Blick. »Gut, Rani Händlerin. Auch das gewähren wir Euch. Wir werden Kella im Moment in Ruhe lassen. Aber sie muss sich spätestens morgen Mittag im Blue Rose einfinden.«
»Morgen Mittag.« Rani zuckte die Achseln. Dann wäre sie bei der
Weitere Kostenlose Bücher