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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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dies am Absterben des Verbrechertums. Trotzdem waren die Meinungen noch geteilt, ja, in breitesten Volkskreisen war man trotz aller Vorteile gegen die Sache eingestellt. Wenn es auch meist harmlose Fäden waren, die man in seinen Gedanken spann – es war doch stets, meinte man, ein recht peinlicher, unzulässiger Eingriff in die intimsten Lebensrechte des Menschen, wenn man ihn durch Belauschen seiner Gedankenfreiheit beraubte.
    Juristen, Gelehrte, Geistliche spielten das Für und Wider solcher Betrachtungen gegeneinander aus. Spaltenlange Artikel über dieses Problem erschienen in fast sämtlichen Zeitungen; Broschüren, Bücher und Fachzeitschriften, die sich lediglich mit der Belauschungsfrage beschäftigten, kamen in Millionenauflagen heraus.
    Neuerdings hatte die ›staatliche Überwachungskommission für Ablauschgeräte‹ – wie sie genannt wurde – einige Auskunfteien und Detektivbüros konzessioniert. Diese durften sich nun auch des Gerätes bedienen. Allerdings mußten sie sich strenge Vorschriften machen lassen. Auch mußten sie dulden, daß sie ihrerseits von der Regierung wiederum überwacht wurden. Unter allen Umständen sollte jeder Mißbrauch verhindert werden.
    In dringenden Ausnahmefällen war es jetzt sogar möglich, daß sich Privatpersonen des Gerätes bedienten. Es konnte jedoch nur in konzessionierten Büros geschehen.
    Gloria sollte bald Gelegenheit finden, auf diesem Gebiet interessante Erfahrungen zu sammeln. Obwohl sie in ihrem Innersten immer noch tief erschüttert war und ihren Gefühlskontakt mit Wilbur völlig verloren hatte, führte ihr Denken und Streben doch wieder und wieder zu jener Erfindung hin, mit der sie Schicksal und Zufall nun einmal verbunden hatten.
    Sie meldete sich auf eine Anzeige hin in einem der für die Taftsche Erfindung zugelassenen Auskunftsbüros, um dort ein Lauschgerät zu bedienen.
    Hunderte von Männern und Frauen bewarben sich zugleich mit ihr um denselben und ähnliche Posten. Es mochte jedoch kaum einer darunter sein, der mit dieser Bewerbung nicht eigensüchtige Zwecke verband. Vor allem war es die Neugierde, welche die Leute zu ihrer Entschließung trieb. Es mußte hochinteressant sein, andere zu belauschen. Aber man konnte dabei auch erfahren, wie die eigenen Angehörigen über uns dachten. Ob uns die eigene Frau, der eigene Mann nicht betrog. Ob sie uns immer die Wahrheit sagten; warum der A. so verschwiegen war, und wohin Miß B. ihre heimlichen Reisen machte. Ob Onkel F., den man einer groben Schiebung beschuldigte, die man ihm aber nicht nachweisen konnte, tatsächlich schuldig war – ja, solche und ähnliche Dinge glaubte man, wenn man erst am Gerät saß, gewiß in Erfahrung bringen zu können.
    Für die Büroleitung war es ein Leichtes, derartige Nebenabsichten der sich Bewerbenden aufzudecken. Man schaltete sich kurzerhand in ihre Gedankenbahn ein, stellte entsprechende Fragen und horchte, was dann zu vernehmen war. Viele schieden schon dadurch aus, daß sie es ablehnten, diesem Verfahren unterzogen zu werden. Das Ganze entbehrte einer gewissen Komik nicht.
    Als Gloria an die Reihe kam, ließ sie sich ruhig die Kontakte anlegen. Dabei bemerkte sie: »Eigentlich brauchen Sie bei mir die Schwingungszahl gar nicht erst festzustellen. Sie lautet: 75 649.«
    Der Inhaber des Büros, der sich selber mit ihr beschäftigte, schaute sie verdutzt an. Sie erklärte ihm, wer sie sei, und daß sie als erster Mensch – nach den Erfindern selbst – einen Ablauschversuch habe machen dürfen.
    Daraufhin wurde sie sofort engagiert. Den zahllosen übrigen Wartenden bedeutete man, daß die Stelle nunmehr besetzt sei.
    Der Chef, Mr. Arland, unterhielt sich noch lange mit Gloria. Was sie denn davon halte, wie ihr dies und jenes gefiel? Jawohl, die beiden Tafts waren tüchtige Kerls. Ohne Zweifel. Wenn auch, zuletzt, George nicht richtig gehandelt habe. – Wie, nicht richtig? Doch wohl sehr falsch, meinte Gloria dagegen. – Aber wieso denn? Wer hatte ihm eine Vorschrift gemacht, daß er nicht in ein anderes Land gehen dürfe? Wo gäbe es das? Von Landesverrat könnte gar keine Rede sein. Das habe man sich nur so ausgedacht.
    So wurden dieselben Erwägungen an das Mädchen herangetragen, die auch George schon angestellt hatte. Über die man sich vielfach bereits unterhielt und stritt. Auch hier gab es verschiedene Meinungen. Landesverrat – und nicht Landesverrat.
    Der Chef kam auf das Geschäftliche. »Sie werden also den Apparat hier bedienen. Nach meinen

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