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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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tatsächlich nicht mehr daran, irgendwie abseits zu gehen, war er sich doch auch seinerseits voll bewußt, immerfort kontrolliert zu werden. Seine Intelligenz sagte ihm, daß es, so oder so, mit seinem Gangstertum aus war. Glifford erwischte ihn gerade bei einem solchen Gedankengang. ›... es bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder auf ehrliche Bahnen zurückzukehren. Wenn es nur nicht schon zu spät ist! Jetzt aber, Herr Präsident, darf ich auf meinem Spezialgebiet noch einmal ein Meisterstück ausführen. Sie decken mich ja – und Sie wissen auch, daß ich dabei einen geraden Weg noch nicht gehen kann. Sie rechnen mit einem Verbrechen und billigen es sogar, weil mir und Ihnen nichts anderes übrig bleibt. Es geht bei Ihnen und mir um die Wurst. Ja, Glifford, möglich, daß Sie gerade diese meine Gedanken belauschen. In jedem Menschen steckt eben ein Schweinehund – nur kommt der nicht bei jedem zum Vorschein. Jeder täuscht sich gerne selbst etwas vor.
    Sie wollen am liebsten nichts davon wissen, welcher Mittel ich mich bedienen werde. Sie wollen natürlich später auch nichts gesagt haben. Lassen Sie nur – ich verrate Sie nicht. Eine Hand wäscht die andere. Ja, mein Junge, hier im Gedankenreich, stehen wir beide schon auf vertrautem Fuß. Später magst du dich wieder von mir distanzieren; was liegt mir daran! Aber dein Wort mußt du halten, – was du versprochen hast, mußt du mir geben, sonst, my Boy, kann es dir dreckig gehen. Sonst packe ich aus, aber feste! ...‹
    Glifford erblaßte, als er diese Gedanken vernahm. Aber er konnte nichts einwenden. Nichts. Ein Verbrecher hatte ihn in der Hand, ein Mörder! War das nicht ein schauderhaftes Gefühl? Gut nur, daß Follow ihn nicht belauschen konnte.
    Mit großer Spannung verfolgte er, was der Gangster tat. Und wiederum staunte er. Follow wußte, von früher her, auch in London Bescheid. Er besaß internationale Beziehungen. In vielen Ländern der Erde hatte er schon ›gearbeitet‹. Wurde ihm irgendwo der Boden zu heiß, wurde einfach der Schauplatz gewechselt. Ohne die Taftsche Erfindung hätte man ihn noch nicht aufgegriffen.
    Er meldete sich in London bei einem gewissen Gregg, der ihm irgendwie hörig war. Gregg war ein gesuchter, ebenfalls intelligenter Gewaltverbrecher. Follow beauftragte ihn, eine Ekrasitbombe zu beschaffen. Gregg versprach es. »In zwei Tagen hast du sie!«
    Dann begab sich Follow zum Botschafter. Er legte ein von Glifford unterzeichnetes Schreiben vor, laut dessen man ihn in jeder Weise zu unterstützen hatte. Die ihm gestellte Aufgabe deutete er nur an. Auch verlangte er nichts, was man als unbillig hätte bezeichnen können. Er bat nur um einen genauen Lageplan jenes Schlosses, in dem sich George befand. Allerdings wollte er auch einen Grundriß haben, einzelne Angaben über die Räume, die der Erfinder bewohnte, sowie über die, in denen experimentiert und gearbeitet wurde.
    Die Zeichnungen wurden ihm vorgelegt. Er erhielt sogar Fotografien.
    Als er dann an die Ausführung seines Planes ging, kam ihm eine starke Nebelnacht sehr gelegen. Es war eine Suppe – man konnte die Hand nicht vor Augen sehen. Das war gerade richtig so. Leichter konnte ihm die Erfüllung seiner Aufgabe nicht mehr gemacht werden.
    Früher hatte er einmal Artist werden wollen, mit seiner Ausbildung war schon begonnen worden und von der Zeit her besaß er eine große Gewandtheit. Mauern, Spürhunde und elektrische Sicherungen waren für ihn kein Problem. Aufpasser konnten gegebenen Falles unbemerkt ›umgelegt‹ werden.
    Ein hämisches Grinsen spielte um seinen faltigen Mund. Seine Hand tastete nach der Bombe. Schon war die Zeitzündung eingestellt, – der richtige Platz war gefunden.
    Ein lautloser Schatten huschte durch den Nebel dahin.
    George Taft! Mach dein Testament! Noch hast du drei Stunden Zeit dazu!
     
    An der Peripherie von New York lagen die Colay-Werke, die neben vielen Textilwaren vorwiegend Haarnetze herstellten. Haarnetze waren ihre Spezialität. Sie gingen zu Tausenden und aber Tausenden, – zu Millionen und aber Millionen in die Lande hinaus.
     
    ›Wenn sich's nicht bezähmen läßt,
    leg dein Haar mit Colay fest!‹
     
    oder
     
    ›Jedes Haar liegt straff und glatt,
    wenn man Colays Netze hat!‹
     
    Solche und ähnliche Reklameverse leuchteten nachts an den Häusern auf, rotierten auf riesigen Scheiben, machten sich auf Plakaten und als Anzeigen in der Presse breit. Colay ist dadurch bereits ein Begriff geworden. Es gab

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