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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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und ging sogar bald soweit, daß sie gemeinsam eine – wie Johnny sagte: ganz große – Sache aufzuziehen begannen.
    Johnny hatte von den Abschirmnetzen gelesen. Schwindel hin, Schwindel her! Jedenfalls hatte Trufood ein Bombengeschäft gemacht. Warum sollte er, Johnny, so etwas nicht auch können?
    Er kaufte zwei billige Salben, mischte sie durcheinander, fertigte so daraus ein Konglomerat an, füllte das Zeug in eine besondere Packung mit einem vielversprechenden Aufdruck und fing dann an, dieses neue ›unfehlbare Mittel gegen Abgelauschtwerden‹ unter der Hand zu vertreiben. Wie es in seiner kurzen, gedruckten Anweisung hieß, brauchte man bloß die Stirn hauchdünn damit zu bestreichen.
    Johnny war schlau genug, die Salbe als ›Geheimmittel‹ zu bezeichnen. Er bot sie mit biederer Miene zunächst den Gästen der Rossita-Bar an, bei denen er reißenden Absatz fand. Fünf Dollar kostete bei ihm eine Packung. (Herstellungspreis dreißig Cents!). Er machte ein Riesengeschäft dabei, zumal Barbara auch noch die Salbe von Haus zu Haus vertrieb.
    Doch dieses Glück war nur von kurzer Dauer. Dr. Morton, der die beiden einmal wieder belauschte, kam bald hinter den Schwindel, ließ Johnny zu sich kommen und stellte ihn vor die Entscheidung: »Entweder hörst du sofort mit dieser Geschichte auf, – oder ich bin gezwungen, die Polizei zu benachrichtigen.«
    Johnny zerpreßte einen Fluch zwischen den Lippen, versprach den Salbenvertrieb einzustellen und zog gesenkten Hauptes davon, lebhaft bedauernd, daß er erst tausendfünfhundert Dollar bei der Geschichte herausgeholt hatte.
    Dieses Ereignis verdient deshalb festgehalten zu werden, weil es noch viele ähnliche Fälle gab. In Wisconsin betrieb ein Chemiker einen gleichen Schwindel, in Chikago nahm sich ein Instrumentenmacher der Sache an. Doch allen erging es bald so, wie Johnny. Dadurch, daß sie belauscht werden konnten, lieferten sie sich selbst der Gerechtigkeit aus.
     
    Mac Milton, der Maler, war wieder auf einer Gesellschaft mit Gloria zusammengetroffen. Er hatte inzwischen mit einem seiner Bilder einen großen Erfolg gehabt. Es war ein groteskes Gemälde, betitelt: ›Alte und neue Zeit‹: Ein Expreßzug fuhr unter den aufgerichteten Vorderflossen eines Ichtyosauriers hindurch, der aus einem vorsintflutlichen Urwald hervorkam, während der Zug einer Riesenstadt mit Wolkenkratzern entgegenbrauste. Ein phantastisches Bild! Es wurde auf einer Ausstellung mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Man fand es in fast allen Zeitungen reproduziert; lange Artikel wurden darüber geschrieben. Der junge Künstler war mit einem Schlage berühmt.
    Gloria beglückwünschte ihn von Herzen. Er strahlte. »Es freut mich besonders, auch Ihre Anerkennung zu finden«, bemerkte er, »wie wäre es übrigens, wenn Sie sich mal von mir malen ließen?«
    Er sprach einen Einfall aus, der ihm in diesem Augenblick erst gekommen war.
    »Darüber ließe sich reden«, erwiderte Gloria, »kommen Sie, setzen wir uns zusammen dort an den kleinen Tisch!«
    »Wenn ich etwas anderes vorschlagen darf«, sagte er, »gehen wir auf die Dachterrasse. Dort genießen wir einen herrlichen Blick auf die City.«
    Tatsächlich breitete sich hier vor ihnen die Riesenstadt mit ihren Tausenden und Abertausenden von Lichtern aus. Der Anblick war märchenhaft. Ein glimmender Schimmer lag über den Straßenschluchten; Reihe an Reihe, bis an die Zinnen der gewaltigen Hochhäuser, leuchteten Fenster auf, gerade durch eine gewisse Unregelmäßigkeit den stärksten Zauber ausübend. In Sekundenabständen blitzten aus der Tiefe in allen Farben Lichtreklamen empor. Der Himmel war von einem Hauch fahlen Mondlichts übergossen, das sich tief unten im glitzernden Wasser des Hafens spiegelte.
    »Dieses Bild«, meinte der junge Maler, »müßte man mit dem Pinsel festhalten können.«
    »Tun Sie's doch!« sagte Gloria. Er hob die Schultern. »Diese Stimmung«, meinte er resigniert, »wird man kaum einfangen. Außerdem liegt mir das Phantastische mehr.«
    »Aber das ist doch phantastisch!« behauptete Gloria und nahm ein Glas Wein vom Tablett, das ein Diener eben herumreichte.
    Milton schwieg. Er war jetzt ganz in den Anblick des prachtvollen Bildes versunken, als ob er es in sich einsaugen wolle.
    Aus weiter Ferne hörte er Gloria fragen: »Wie sind Sie eigentlich auf den Einfall zu Ihrem berühmten Bilde gekommen?«
    Darüber konnte Milton nichts Besonderes sagen. »Er war eben plötzlich da«, erwiderte er, »wie mir stets

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