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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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solche Einfälle kommen, wenn ich allein bin.«
    »Schwärmen Sie immer noch so für die Einsamkeit? Ich glaube, Mac, Sie sind geradezu menschenscheu!«
    »Mag schon sein. Was könnten mir auch die Menschen schon bieten? Ich wüßte keinen, der mich auszufüllen vermöchte.« Sein Blick war sinnend in die Ferne gerichtet.
    »Keinen?« wiederholte Gloria und schaute ihn fragend an.
    Er griff mit einer raschen Bewegung nach seinem Zigarettenetui. Da er nicht antwortete, präzisierte sie ihre Frage: »Auch keine Frau?«
    Er holte seinen Blick aus der Ferne zurück und ließ ihn eine Sekunde lang über Gloria gleiten. »Ich glaube«, sagte er langsam, »auch diese Frau müßte ein Phantasiegeschöpf sein!« Mit diesen Worten wich er einer direkten Beantwortung aus.
    Gloria tat einen Schluck aus dem Glase. Wiederum spürte sie seinen Blick auf sich ruhen. Er sagte nichts. Auch sie schwieg eine Weile. Wieder, wie damals im Tanzkabarett, fühlte sie, wie beredt sich ein solches Schweigen gestalten konnte. Zu gern hätte sie jetzt seine Gedanken belauscht. Sie mußte sich doch gelegentlich einmal auf ihn einstellen. Nach wie vor war er ihr der sympathischste junge Mann, den sie kannte; und ihr Bekanntenkreis war sehr groß. Aber er stand auch abseits von allen anderen; nichts an ihm war schablonenhaft, wie bei den meisten Herren der Schöpfung, bei denen man vielfach im voraus sagen konnte, wie sie in dieser oder jener Lage handeln würden.
    Milton gab keiner Situation nach. Er schuf sich die Situationen selbst. Dies ging auch immer wieder aus seinen Bildern hervor, die den Rahmen des Gewöhnlichen sprengten. Einsame Menschen! Ein Prediger in der Wüste. Derartige Gedanken schwirrten Gloria durch den Kopf. Wie gut konnte sie eigentlich diesen Maler verstehen! War sie, genau genommen, nicht ebenso einsam, wie er? Stand nicht jeder Mensch einsam im Leben?
    Alles Große kam aus der Einsamkeit. Alle bedeutenden Menschen hatten ihr Leben in Einsamkeit zugebracht – mochten sie auch von noch so vielen anderen umgeben gewesen sein.
    Ob Milton ähnlichen Betrachtungen nachhing? Er saß immer noch schweigend da, nachdenklich dem Rauch seiner Zigarette nachschauend. Immer wieder glitt sein Blick fragend über Gloria hin. Einmal fingen sich ihre Blicke. Da fühlte sie deutlich, was er ihr nicht hatte sagen können.
     
    Die Verhandlung gegen den Attentäter Follow war in Großbritannien die erste, die auf Grund des neuen Verfahrens mit Ablauschgeräten durchgeführt wurde. Zwei Beisitzer belauschten den Verbrecher während seiner Vernehmung. Dadurch bedurfte es keiner Zeugen mehr.
    »Bekennen Sie sich zu der Tat?« fragte der Richter.
    »Es hat keinen Zweck, daß ich leugne«, erwiderte Follow verbittert und sprach damit seine Gedanken aus.
    »In wessen Auftrage handelten Sie?«
    »Das möchte ich nicht verraten«, erwiderte Follow, – doch durch sein Hirn war bereits Gliffords Name geblitzt, und die Beisitzer hatten es aufgenommen. Es war tatsächlich sinnlos, wenn er etwas ableugnen wollte. Immerhin wollte er es noch auf eine andere Weise versuchen.
    Er schwieg. Er würde auch weiter schweigen, mochten sie ihn noch so sehr mit Fragen bestürmen. Dabei würde er sich mit ganz anderen Gedanken beschäftigen, würde etwa eine Vergnügungsfahrt in sein Gedächtnis zurückrufen, die er einmal auf dem Michigansee unternommen hatte, – bei der sich Kitty einst so betrank, daß sie ins Wasser fiel. An diesen Vorfall würde er denken, und noch an andere, die niemandem etwas verraten konnten.
    Der Richter stellte weitere Fragen. Follow gab keine Antwort. Man wurde ungeduldig, die Ausdrucksweise des Richters verschärfte sich, auch seine Stimme. Die Beisitzer lächelten und nickten dem Richter bedeutsam zu.
    Follow dachte an das, was er sich vorgenommen hatte. Aber er konnte die Fragen nicht überhören, zumal nicht, als man ihn anschrie. Das wirkte. Trotz aller Mühe konnte er die Gedanken, die sich auf die Fragen hin einstellten, nicht so kraß abstrahieren, wie er sich das vorgestellt hatte. Gerade das, was er hatte von sich fern halten wollen, blitzte ihm wie zum Trotz durch den Kopf. Es waren Befürchtungen und Geständnisse, – waren Antworten, die er gerade vermeiden wollte.
    Er biß die Zähne zusammen und ballte die Fäuste vor Wut. Der Michigansee verquickte sich mit den unmöglichsten Dingen. Nicht nur die Kitty – auch sein Plan ist ins Wasser gefallen. Er weiß sich nicht mehr zu retten; er gibt es auf.
    Schon haben die

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