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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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Beisitzer dem Richter alles verraten. Er selber hat sich verraten. Überwältigt sackt er in sich zusammen. Abgesehen davon hatten sie ihn ja bestimmt auch schon vorher belauscht, als er, ahnungslos, über alles nachgedacht hatte. Hier nützte kein Leugnen, es gab kein Verschleiern mehr.
    Er hatte eben in jeder Beziehung Pech gehabt. Pech nicht nur mit dem Attentat, sondern auch damit, daß gerade jetzt auch hier das Gerät angewandt werden konnte.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Sonst würde er dieses Verbrechen nicht mehr begangen haben. Hatte er sich nicht entschlossen, in ein anständiges, solides Leben zurückzukehren? Nicht etwa aus Reue – das freilich nicht, – aber weil er durch die Taftsche Erfindung dazu gezwungen war. Das hatte er sich fest vorgenommen. Ob man ihm das nicht auch schon abgelauscht hatte? Dann konnte man nicht mehr zweifeln, daß sein Entschluß echt war. Das könnte ihm vielleicht mildernde Umstände verschaffen ...
    Das Urteil lautete auf zehn Jahre Zwangsarbeit. Sein Helfer Gregg, von dem er die Bombe erhalten hatte, wurde zu vier Jahren verurteilt. Aber für Gregg war damit die Angelegenheit noch nicht abgeschlossen. Man hatte beim Ablauschen seiner Gedanken noch viele weitere, bisher unaufgeklärte Verbrechen entdeckt. Außerdem wurden zahlreiche andere Gangster mit in die Sache hineingezogen. Genau wie in den Vereinigten Staaten, hatte jetzt auch in England für alle Bösewichter die letzte Stunde geschlagen. Scotland Yard arbeitete fieberhaft, mit größtem Eifer und mit einem ungeahnten Erfolg. Man konnte in einer einzigen Woche mehr Fälle aufklären als unter den früheren Verhältnissen in einem halben Jahr.
    In der Öffentlichkeit sah man dieser Entwicklung mit großem Vertrauen entgegen. Man erkannte den praktischen Wert der Erfindung. Ruhe und Sicherheit nahmen von Tag zu Tag in erheblichem Maße zu.
    Verschiedene Zeitungen machten sich einen Spaß daraus, die entsprechenden Gedanken einzelner Verbrecher wiederzugeben. Etwa folgendermaßen: ›... Schweinerei! Himmelherrgott ja! Wer hätte das ahnen können! Es hat keinen Zweck mehr, daß ich morgen mit Tom die Villa des Bankdirektors – dabei ist alles schon bis ins kleinste vorbereitet, – ein Plan der Räume, der Mann verreist, die Frau im Bade – Tresor ältester Konstruktion – eine Leichtigkeit, so ein Ding aufzuschweißen. Verdammt ja – Vielleicht sind wir bei der Beratung schon belauscht worden. Es hat tatsächlich keinen Zweck mehr. Viel zu riskant. Zum Verzweifeln! Der ganze Beruf ist verpfuscht, ist dahin! Alles zum Teufel! Was ich mir zusammengekratzt habe, kann man mir jetzt auch noch nehmen. Jeden Tag kann ich verhaftet werden wegen des Kupfers, das wir bei Roy & sons abgeschleppt haben. Keine Minute mehr darf man sich sicher fühlen. Fort ins Ausland! So rasch wie möglich! Sonst kann ich hier noch jahrelang brummen. In Scotland Yard hocken sie an den Geräten und lauschen. Nicht auszudenken – nur fort! ...‹
    Natürlich nützte dieser Entschluß dem Verbrecher nichts mehr. Er war ja schon abgelauscht worden, sonst hätte die Zeitung seine Gedanken nicht bringen können. Er saß bereits fest, – es kam, wie er befürchtet hatte, er mußte brummen!
    Ein Heiratsschwindler: ›... und die Daisy hätte mir glatt dreitausend Pfund eingebracht! Gott, war die dämlich! Hat mich doch tatsächlich für einen Lord gehalten! Nur, weil ich mich dafür ausgab und ihr so schöne Augen machte. Dabei ist sie häßlich wie eine Eule. – Und Anna! Gleiches Kaliber. Vertraut mir ihre ganzen Ersparnisse an! Immerhin auch sechshundert Pfündchen. – Ob ich das Geld wenigstens noch auf der Bank abholen kann, bevor ich für immer verdufte? – Ach ja – und die blasse Elisabeth mit den schielenden Augen! Bei den Häßlichen hat man doch immer das meiste Glück! Auch sie muß ich aufgeben – alles – und war doch schon so schön eingefädelt! – Was soll ich nun anfangen, wenn ich im Ausland bin? Auch dort wird man bald mit der Erfindung kommen. Und dann –? ...‹
    Die Quittung über sein ›frauenfreundliches‹ Verhalten lautete auf zwei Jahre Gefängnis.
    Abgesehen von solchen Fällen, die bereits aufgedeckt worden waren, setzte eine Massenauswanderung von Verbrechern ein. Viele von ihnen wurden jedoch noch kurz vor dem Besteigen des Flugzeuges oder des Schiffes erwischt, – hatte man polizeilicherseits doch in Erwartung des Kommenden für eine verschärfte Paßkontrolle gesorgt. Ein besonderes Pech war es für

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