Die Glamour Girls von Chestnut Hall 04 - Rache-Attacke
Candy klatschen sich zufrieden ab.
Das Johlen der Partygäste verrät, dass der Badeausflug nicht unbemerkt geblieben ist. Ada späht durchs Schilf. Die Tanzenden haben eine Gasse gebildet. Kai und Josi rennen halb nackt davon.
»Seid ihr zwei jetzt zufrieden?« Juls Stimme verrät, dass er die Aktion überhaupt nicht witzig findet. Egal. Ada und Candy nicken begeistert. »Dann können wir ja jetzt endlich gehen.«
Der Heimweg ist trotz der Taschenlampen alles andere als lustig. Der Wald ist stockdunkel und der Weg vom Sattel aus nicht mehr zu erkennen. Schneller als im Schritt können sie nicht reiten.
Prem schnaubt und schlägt unwillig mit dem Schweif. Auch ihm scheint der nächtliche Ritt nicht ganz geheuer zu sein. Raschelt da nicht etwas im Gebüsch? Ada starrt ins Dunkel. Sind da nicht zwei gelbe Augen? Nein, bestimmt täuscht sie sich.
»Brr.« Jul hat große Mühe, seine Stute im Zaum zu halten. Rubia schlägt permanent mit dem Kopf und tänzelt. Einzig Jessas hat die Ruhe weg. Vielleicht ist das kleine Pferd ja doch nicht so blöd? Ohne Jessas wären sie jetzt auf jeden Fall verloren! Ada reitet so dicht hinter Candy wie möglich, damit Prem ruhiger wird. Was riecht hier eigentlich so dermaßen streng?
»Kannst du deinen Gaul nicht mal waschen?«, mosert Ada unwirsch.
»Was hier stinkt, ist bestimmt nicht Jessas«, raunt Candy. »Wildschweine!« Jul klingt, als wolle er in den Krieg ziehen. »Ganz ruhig. Bloß nicht absitzen.«
Ada würde für kein Geld der Welt aus dem Sattel steigen. Hier ist es viel zu unheimlich. Aber Wildschweine? Die kennt sie nur vom Grill - was soll daran schon gefährlich sein? Rubia tänzelt, Jul kann sie kaum bändigen. Auch Prem schnaubt nervös.
»Was hast du denn? Es ist doch nur ein bisschen dunkel.« Adas Stimme zittert.
»Pscht!« Candy hält Jessas an. Ada horcht angespannt: Im Gehölz bewegt sich etwas. Rubia wiehert und Jul streicht ihr über den nass geschwitzten Hals. Das Unterholz knackt und dann brechen Äste entzwei. Prem tänzelt auf der Stelle. Ada nimmt die Zügel so kurz sie kann und beobachtet den Wald. Da!
Rubia steigt aus dem Stand, als das Wildschwein mit vier quiekenden Minischweinchen durch die Bäume bricht. Jul kann seine Stute nicht mehr halten, mit vollem Tempo galoppiert Rubia in die Nacht. Erschrocken lenkt Ada Prem dicht an die Kruppe von Jessas, der brav auf dem Waldweg stehen bleibt.
»Eine Bache mit ihren Frischlingen«, flüstert Candy. »Nicht bewegen. Sonst greift sie uns an.« Langsam richtet sie ihr Pferd rückwärts und gibt den Weg frei. Die Tiere überqueren den Pfad.
»Jul?« Adas Rufe verhallen im Wald. Jetzt erst wird ihr klar, warum er zum Aufbruch gedrängt hat. Ein Nachtritt ist wirklich nichts, was sie noch einmal erleben muss. Und Prem auch nicht. Das Fell des Wallachs ist schweißdurchtränkt. Ada hat ein schlechtes Gewissen. Ob Jul etwas passiert ist? Was, wenn er irgendwo im Wald liegt und dringend Hilfe benötigt?
»Jul kommt schon zurecht«, murmelt Candy, als hätte sie ihre Gedanken erahnt.
»Er wollte schon viel früher zurück.« Ada ist voller Schuldgefühle.
»Jetzt können wir es nicht mehr ändern.« Gibt es eigentlich irgendetwas, dass Candy erschüttert? Ein Meteorit vielleicht? Ein Erdbeben? Oder eine unangekündigte Mathearbeit? Ada bewundert die Ruhe, die Candy ausstrahlt, und versucht, ihre Gedanken auszublenden. Kann man an einem totalen Overflow sterben? Zu viel erlebt, wird auf ihrem Grabstein stehen. Ada fühlt sich wie hundert - und sieht garantiert auch so aus.
»Bestimmt ist er längst im Stall.« Bei dem Gedanken an Chestnut Hall wird Ada auf einmal ganz warm und sie träumt vor sich hin. Sie wird sich ein Schaumbad einlassen und dieses nie mehr verlassen. Ein Beauty-Team wird sich um sie und ihre Nägel kümmern. Wellness total!
»Du bist doch völlig wahnsinnig!« Die Stimme von Fabian Sorento dröhnt durch den Stall.
Ada kann Jul kaum hören, als sie auf dem Vorplatz absteigen.
»Lass mich reden«, zischt Candy und führt ihr Pferd in die Stallgasse.
Ada ist alles andere als nach einer Auseinandersetzung mit dem Reitlehrer zumute. Die Hufe klappern, als sie die Pferde in den Stall führen.
»Mister Sorento - es ist alles meine Schuld!« Ada führt Prem wortlos in seine Box und lauscht Candys Entschuldigung. »Wir haben uns verritten - im Wald. Dann kamen die Wildschweine und Rubia . . .«
Ada nimmt den Sattel ab und bemerkt erst jetzt, wie stark er geschwitzt
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