Die Glamour Girls von Chestnut Hall 05 - Herzrasen
fällt, Glamour ist verkauft. Bel heult hemmungslos. Das Mädchen auf der Tribüne strahlt und gibt ihrer Mutter einen Kuss.
»Hätte nicht gedacht, dass die so billig weggeht.« Fabian Sorento kommt mit GG an den Tisch.
»Naja - sie hat sich auch nicht gut präsentiert, grummelt Gifford.
»Die Stute ist schwieriger als Rubia.« Jul legt Bel beruhigend den Arm um den Hals.
Sie ist untröstlich. »Immer, wenn ich mir etwas wünsche . . .«, schluchzt sie. ». . . klappt es nicht.«
GG lächelt. »Mädchen, das ist doch kein Weltuntergang.«
Bel sieht ihn tränenüberströmt an. »Doch!« Dann rennt sie aus der Halle.
Ada hat genug und steuert auf die Tribüne zu. Sie hört nicht, wie das nächste Pferd angepriesen wird, Ada hat nur die Dame mit Hut im Visier, die gerade den Kaufvertrag studiert. Hastig eilt sie durch die Reihen.
»Entschuldigen Sie!«, ruft Ada und erregt die Aufmerksamkeit der Zuschauer. »Halt. Noch nicht unterschreiben!«
Die Dame nimmt erstaunt ihre monströse Sonnenbrille ab. »Wie darf ich denn das verstehen?«
Artig reicht ihr Ada die Hand und blickt in die gutmütigen braunen Augen unter den perfekt gezupften Brauen. »Amanda Henderson. Ich habe eine ganz große Bitte an Sie.«
»Die will Glamour haben«, zischt das Mädchen an ihrer Seite. »Das sind die, gegen die wir geboten haben.«
»Lass Amanda doch ausreden, Rebecca!« Die Dame lächelt Ada an. »Georgina von Wellington.«
Ada muss sich jetzt ganz schnell eine wirklich gute Geschichte einfallen lassen. So wie bei Madame Baldour, als sie ihre Putzmittelallergie vortäuschte. »Es geht nicht um mich, sondern um meine Freundin.« Das ist ihre einzige und letzte Chance. »Sie ... hat nämlich keine Familie mehr.« Gut, das ist ziemlich übertrieben, aber emotional stimmt es. Miss von Wellington sieht Ada betroffen an. »Eine Waise?« Sie rückt etwas beiseite und Ada nimmt an ihrer Seite Platz. »Alles, was sie will, ist ein Pferd.«
Rebecca zuckt mit den Schultern. »Hier gibt’s doch genug.«
»Wir sind extra früher angereist und Isabel hat ihr Herz an Glamour verloren.« Ada setzt ihren berühmten Dackelblick auf, der auch bei Frau von Wellington seine Wirkung zeigt.
Mit aller Gewalt drückt Ada auf die Tränendrüse. »Sie hat ihr letztes Pferd erst vor Kurzem verloren - und wurde ganz krank vor Kummer.« Dass Sioux ein Schulpferd war, passt nicht so recht zur Geschichte und wird besser nicht erwähnt.
»Sie lag tagelang im Krankenhaus.«
»Wie entsetzlich«, seufzt Georgina von Wellington gerührt.
»Wäre es Ihnen möglich, vielleicht vom Kauf zurückzutreten?«
»Nein! ICH WILL GLAMOUR!«, motzt Rebecca mit leicht hysterischer Stimme, die Ada nur zu gut von sich selber kennt.
»Hast du sie denn schon geritten?« Sie wendet sich direkt an das Mädchen.
»Das muss ich nicht. Das machen unsere Bereiter.« Rebecca kommt Ada fast wie eine Zwillingsschwester vor.
»Gut - dann könnten wir vielleicht Folgendes vereinbaren. Bevor Sie den Kaufvertrag unterzeichnen, liebe, gnädige Frau. Bitte reite die Stute, Rebecca. Wenn du sie dann immer noch haben willst. Gut«, schlägt Ada vor. »Ich organisiere dir Reitsachen.«
»Du bist aber wirklich eine patente junge Dame«, lobt Georgina von Wellington den Kompromiss.
»Ich sehe das aber nicht ein«, beschwert sich ihre Tochter. »Ich WILL dieses Pferd.«
»Sieh doch, Liebes, dem Mädchen liegt so viel daran. Und du hast in zwei Wochen vielleicht schon kein Interesse mehr an dem Pferdchen.« Ada könnte die behütete Dame umarmen.
Schon in der Stallgasse hören sie Bel weinen. Sie lehnt an Glamour, die von der wütenden Bereiterin abgesattelt wird. »Das ist mir noch nie passiert, wie PEINLICH!«
Ada eilt ein paar Schritte voran. Wenn Bel jetzt nicht mitspielt, haben sie keine Karten in dem Pokerspiel. »Es ist noch nicht alles verloren«, raunt Ada ihr zu. Bel starrt sie mit offenem Mund an. »Du bist eine Waise! Lass mich reden.«
»Das ist Isabel Sancour.« Ada lächelt Miss von Wellington und ihre Tochter freundlich an. Bel schnieft und deutet einen Knicks an. Voller Mitleid reicht die Lady von Wellington ihr ein besticktes Stofftaschentuch.
»Glamour bedeutet Bel so unendlich viel - das können Sie sich gar nicht vorstellen«, erklärt Ada mit Grabesstimme.
Rebecca verschwindet mit der Reithose, die Bel im Stall ausgeliehen hat. »Dürfen wir sie nochmals kurz probieren?« Achselzuckend wirft die Bereiterin den Sattel auf den Pferderücken. »Das macht sie
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