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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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während Tante Lily Mr Rüdiger Dingherwurst über die geschmolzene Schokoladenmasse hielt.
    »Autsch!« Er zuckte zusammen. »Dampf im Gesicht. Ein bisschen weiter weg, Liebste!«
    Tante Lily hielt ihn ein paar Zentimeter höher.
    »Bereit?«, fragte sie. Rose merkte, dass sie so zuckersüß wie möglich klingen wollte.
    »Fast.« Er hustete. »Ich hätte gerne zuerst eine Fußmassage. Und einen Schluck Whisky. Mir ist jede Sorte recht, wenn ich auch einer Audienz mit Mr Johnny Walker den Vorzug geben würde.«
    Jetzt reichte es aber! Rose war nicht bereit, sich von der rüden Unverschämtheit von Mr Rüdiger Dingherwurst die ganze Aktion verderben zu lassen. Sie konnte nicht flirten wie Tante Lily, aber sie konnte ihm die Meinung sagen.
    Sie trat an die Schüssel mit der geschmolzenen Schokolade, beugte sich vor und war mit ihrer Nase nur ein paar Zentimeter von der von Mr Dingherwurst entfernt. »Verzeihen Sie, Mr D. Wir befinden uns zurzeit in einer äußerst misslichen Lage. Es tut uns leid, dass wir Ihr Nickerchen unterbrochen haben, aber das ist noch lange kein Grund, unsere Zeit zu verschwenden. Wenn Sie uns nicht helfen wollen, bitte. Ich würde nämlich lieber in einer Stadt wohnen, in der alles kopfsteht, als Ihre sicherlich sehr, sehr übel riechenden Füße reiben zu müssen.« Rose hatte schon immer mal eine theatralische Rede halten wollen wie diese, hatte aber bisher noch keine Gelegenheit dazu gehabt. »Mit Verlaub!«, setzte sie noch hinzu.
    Rüdi sagte nichts; murrend wandte er sich dem Teig zu. Dann flüsterte er etwas in einer Sprache, die Rose nicht verstand.

    »Maireann croi eadrom I bhfad.
«

    Dann hob er den Kopf und sagte: »Das wär’s. Darf ich nun bitte weiterschlafen?«
    Sein Flüstern hing als blutrote Nebelspur in der Luft und verteilte sich über dem Sorgenkocher mit der Schokoladenmasse. Dann wurden daraus Zeiger einer Uhr. Die Zeiger schienen den Teig zu rühren, indem sie sich rasch gegen den Uhrzeigersinn drehten. Sie drehten sich und drehten sich in der Satellitenschüssel, schmatzend und gurgelnd und tickend, als ob eine Uhr aus klebriger Schokolade rückwärts lief.
    Die Welt um sie herum bebte und kräuselte sich, und die Luft waberte wie eine schmelzende Kunstharzmasse. Rose merkte, wie ihr Atem in der Brust stecken blieb, und sosehr sie es auch versuchte, sie konnte den Mund nicht öffnen. Diese Zeitspanne schien sich immer länger hinzuziehen, bis sie glaubte, sie müsse ersticken, wenn sie nicht sofort Luft holen könnte – doch da, mit einem
Knacks!
war es vorbei, und sie zog lang und stockend die Luft ein.
    Sie keuchte. »Was war das?«
    Basil und Tymo husteten. »Keine Ahnung«, sagte Tymo.
    Und dann trug Tante Lily Mr Rüdi Dingherwurst zu seinem Glas zurück und senkte ihn in die trübe Flüssigkeit (er zwinkerte, als sein Kopf untergetaucht wurde); schließlich stellte Rose ihn wieder auf das Brett unten im Keller. Dabei hörte sie erneut die unheimliche Stimme aus dem Gitterschacht.
    Wenn du die Venustinktur nicht magst,
sagte sie,
dann ergreife einfach die Schürzenbänder deiner Tante Lily. Sie kennt wie keine andere den Weg zu Ruhm, Glück und strahlender Schönheit.
    Rose fröstelte und eilte nach oben zurück. Sie spürte, dass das Ding unter dem Haus irgendwie mehr wusste, als es sagte. Vielleicht würde sie später zurückgehen und fragen, was sie tun sollte. Aber vorher mussten die Brombeertorten gebacken werden.

    Tante Lily schöpfte den Teig in Kuchenformen, während Rose und Basil die Brombeeren in einem großen Bottich erhitzten und noch mehr Zucker hinzufügten, bis sie zu einem leckeren, süßen Gelee zerkocht waren. Als die Torten aus dem Ofen kamen, verteilte Rose diesen Guss darauf.
    »Jetzt müssen wir nur alle in der Stadt dazu bringen, ein Stück davon zu essen«, sagte Tante Lily. »Aber wie?«
    »Na, ich sage ihnen einfach, dass sie müssen, oder nicht?«, überlegte Tymo.
    Tante Lily dachte einen Moment nach. »Nein, das klappt nicht. Egal, welchen fadenscheinigen Grund wir uns auch ausdenken, damit die Leute die Torte essen, er muss das Gegenteil aussagen, sonst hört niemand darauf.«
    »Wir könnten sagen, sie sollen sich die Torte in den Hintern schieben …«, schlug Basil vor.
    Tante Lily gab ihm einen Klaps auf den Kopf. »Das ist nicht gerade sehr höflich, Basil.«
    Wieder kam Rose auf die Lösung. Sie merkte schon, wie sie sich daran gewöhnte. »Ich weiß was!«, verkündete sie. »Wir brauchen den Van. Und richtige

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