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Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)

Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)

Titel: Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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Zurückdrehen der Zeit
     
    Es war im Jahre 1586 in der unglückseligen Kolonie Roanoke, als Sir Lionel Glyck diesen süßen Schichtpudding für seine geliebte Tochter Hatilda erfand, weil er nicht wollte, dass sie groß würde. Der Pudding machte mit jeder Schicht, die Hatilda aß, ein Jahr ihres Lebens rückgängig. Sir Lionel stellte einen Pudding mit zehn Schichten zusammen, und nach einem Bissen war die arme Hatilda wieder zwei Jahre alt.
    »Wie soll das Nella denn helfen?«, fragte Basil. »Wenn wir zwei Schichten machen, dann verschwindet sie. Oder sie ist wieder in Moms Bauch oder so was. Ich glaube nicht, dass ihr das gefallen würde.«
    »Bei einem Schichtpudding«, dozierte Rose, »besteht jede einzelne Schicht aus Biskuit, Obst, Vanillepudding und Schlagsahne. Wenn wir ihr nur den Biskuit geben, also nur ein Viertel einer Schicht, wird sie auch nur ein Vierteljahr jünger.«
    Sir Lionel Glyck begann, für den Biskuit zwei Fäuste schneeweißen Mehls in eine Schüssel zu geben. Er schlug sechs Hühnereier in das Mehl, beugte sich mit seinem Einmachglas darüber und setzte den Stich einer Urzeit-Hornisse in die Mischung.
    »Was zum Teufel ist eine Urzeit-Hornisse,
Abuelo
?«, fragte Tymo.
    »Das ist eine Hornissenart aus dem Queztmetcalischen Regenwald, der im vierzehnten Jahrhundert von einem Feuer ausgerottet wurde – und mit ihm die Hornissenart. Ihre Stachel hatten Zauberkraft. Es gibt nur noch ganz wenige auf der Welt, eine davon habe ich. Oder hatte ich zumindest, bis dieser verhasste kleine Stinker mit meinen Einmachgläsern abgehauen ist. Wir haben keine Möglichkeit, an eine alte Hornisse zu gelangen.«
    Gus räusperte sich und würgte dabei ganz nebenbei einen Haarball heraus. »Das ist nicht zwangsläufig korrekt.«
    »Was meinst du, Gus?«, fragte Balthasar misstrauisch. »Du hast doch wohl nicht in meinen Taschen rumgestöbert?«
    »Ich hasse diese Hornisse«, fuhr Gus fort. »Sie hat schreckliche Dinge über mich behauptet. Immer, wenn ich ihr nahe kam, konnte ich sie unterdrückt murmeln hören: ›Gus riecht nach Thunfisch. Gus schleckt seine Füße ab. Mit seinem hocherhobenen Schwanz sieht Gus wie ein Autoscooter aus.‹ Eines Tages hatte ich die Nase voll. Ich nahm das Glas aus dem Regal und rollte es auf dem Boden herum wie einen Hockeyball.«
    »Ich habe dir millionenfach verboten, das zu tun!«, schimpfte Balthasar. »Die Hornisse ist Hunderte von Jahren alt und sehr empfindlich!«
    »Manchmal kann ich nicht anders«, erwiderte Gus. »Zum Beispiel am ersten Tag unserer Ankunft. Ich bin an Balthasars Koffer vorbeigekommen. Da hörte ich diese schreckliche kleine Stimme, die nach mir rief. Diesmal holte ich sie aus ihrem Glas. Und spielte eben … Hockey mit ihr. Ich musste ganz schön aufpassen, dass sie mich nicht stach. Dann hab ich sie unter die Spüle gepfeffert, bin aber mit der Pfote nicht so tief reingekommen, um sie wieder hervorzuholen. Sie könnte noch da drunter sein, aber ich weiß nicht, wie wir sie rauskriegen können. Der Schlitz ist zu schmal.«
    »Ich suche sie!«, rief Jacques, huschte bereits zur Spüle und zwängte sich durch den Schlitz am Boden.
    Einen Augenblick später kam er wieder heraus und trug die zarte Hornisse zwischen den Pfoten, sorgsam darauf bedacht, ihrem Stachel nicht zu nahe zu kommen. »Nicht zu fassen, wie fies diese Hornisse ist! Was sie alles über mich gesagt hat … ich kann das gar nicht wiederholen! Sie sticht offenbar mit dem Stachel
und
mit Wörtern!« Jacques ließ die Hornisse in ein kleines Saftglas fallen und wischte sich die Pfoten sauber.
    »Hab ich’s nicht gesagt?«, seufzte Gus.
    Während Rose den Teig für den Biskuit mischte, blätterte Balthasar in dem Backbuch.
    »Nach was suchst du?«, fragte Rose.
    »Nach Anzeichen von Missbrauch«, erwiderte er. »Fehlende Seiten, beleidigende Randbemerkungen, so was in der Art.«
    Als Rose mit dem Teig fertig war, hielt sie das Saftglas mit der Hornisse schräg über die Schüssel. Die Hornisse seufzte und rutschte an den Glasrand. Mit viel Geknarze und Gejammer stach sie schließlich den Stachel in den gelben Teig, der daraufhin feuerrot wurde und zu pulsieren begann. Rose richtete das Glas wieder auf, und die Hornisse rutschte zurück auf den Glasboden.
    »Sterben Hornissen nicht, wenn sie gestochen haben?«, fragte Basil.
    »Quatsch, Hornissen doch nicht«, mischte Nella sich vom Sofa her ein, wobei sie die tiefe, raue Stimme von Balthasar imitierte. »Weil ihre Stachel keine

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