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Die Glücksritter von Schreckenstein

Die Glücksritter von Schreckenstein

Titel: Die Glücksritter von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Ritter verließen die Folterkammer und begaben sich in ihre Betten, Pummel und Eugen in ihren Eigenbau drunten am Steg. Frischer Wind aus Nordost versprach auch ihnen baldige Nachtruhe, zumal ihr Blinkzeichen vom Rosenfelser Hafen aus sofort beantwortet wurde. Die Mädchen erwarteten sie schon.
    In dieser Nacht wußte der Rex ungefähr Bescheid. Ottokar und Pummel hatten ihn, unabhängig voneinander, verständigt.
    „Daß es um Geld geht, macht die Sache ebenso spannend wie lehrreich!“ hatte er beiden versichert. Wie richtig seine Einschätzung war, sollten Pummel und Eugen als erste erfahren. Gewitzt durch zahllose Streiche standen auch die Rosenfelserinnen den Schreckensteinern an Genauigkeit und Umsicht nicht nach, und da sie sich, im Gegensatz zu den Rittern, untereinander mißtrauten , hatte jede Tippgemeinschaft eine Vertreterin entsandt. Über einen Punkt allerdings wurden sie sich sofort einig: Verträge zu unterschreiben, lehnten sie ab, und auch die Tippscheine wollten sie den Rittern nicht überlassen.
    „So läuft bei uns nichts“, erklärte Ingrid. „Wir haben euch gefragt, ob ihr bei uns mitmachen wollt, nicht wir bei euch. Also bringt ihr gefälligst eure Tippreihen mit und das Geld dafür. Alles andere erledigen wir.“
    „So läuft bei uns nichts. Da hast du recht“, erwiderte Pummel. „Ihr wollt unsern Rat, dann können wir in die Röhre schauen. Da tippen wir doch gleich ohne euch!“
    Stehenden Fußes, und zwar bis zum Knie im Wasser, schob Eugen das Boot an. Ohne sich auf weiteres Gerede einzulassen, segelten die beiden zurück. Stumm tat jeder seine Arbeit, die Fahrt entwickelte sich rekordverdächtig.
    „Klarer Fall!“ sagte Eugen mitten auf dem See. „Bei so vielen Kontakten muß es ja Kurzschluß geben!“

Der Schrei im Kaffeewärmer

    Den Sonntagnachmittag gestaltete jeder Ritter nach seinem Geschmack. Dampfwalze und Andi bolzten zumeist auf ihren Rennmaschinen um den Kappellsee, Strehlau übte regelmäßig auf dem Flügel im Wohnzimmer, Mücke und Hans-Jürgen verfaßten Beiträge für die nächste Ausgabe der Schulzeitung oder lasen, Werner und Fritz spielten Schach, Oskar saß mit seiner Gitarre irgendwo im Gelände, desgleichen Emil, der seine Künste im Lassowerfen an aufgestellten Flaschen vervollkommnete . Witzbold Klaus und Beni überboten einander im Schüttelreimen. Ihr neuester Rekord stand bei zweiundfünfzig in einer Stunde, darunter Köstlichkeiten wie:

    Ich sehe einen Hund graben,
    das muß doch einen Grund haben,
    oder:
    Im Vollgalopp die Stute röhrt,
    weil sie des Jockeys Rute stört.

    Nach den Anstrengungen der Woche bevorzugten die meisten eine ruhige Tätigkeit, zum Beispiel das gemeinsame Vertilgen des Inhalts eines Freßpaketes von zu Hause oder Zielspucken mit Kirschkernen über eine gespannte Schnur hinweg in einen Teller. Ottokar und Stephan hatten eine neue Kirschkernfernsportart entwickelt. Ähnlich dem Tontaubenschießen feuerte der eine quer zum Schützen einen Kern in hohem Bogen ab, den der andere im Flug zu treffen versuchte. Acht Treffer auf ein Kilo Kirschen stellte in dieser schwierigen Disziplin eine beachtliche Leistung dar.
    An diesem Sonntag nachmittag jedoch hingen die Ritter nahezu vollzählig um den Fernsehapparat im Wohnzimmer herum und warteten auf die Totoergebnisse. Nicht weil sie getippt hatten! Die Absage der Mädchen war allgemein mit Gelassenheit hingenommen worden, die meisten hatten insgeheim mit einem Rückzieher gerechnet.
    „Hühner ohne Mäuse gibt’s hier nicht!“ hatte der kleine Herbert treffend festgestellt.
    Das Interesse der Ritter galt an diesem Nachmittag der einzigen Tippgemeinschaft, die den ausgefüllten Schein abgegeben hatte, dem Trio Pummel — Eugen — Fräulein Dr. Horn. Die Mädchen wußten nichts davon und würden es auch von keinem Ritter erfahren. Wenn sie dichthielten, das war allen klar, mußte die Leiterin von Rosenfels ihr Urteil über den Schreckenstein mildern und würde bei künftigen Zwischenfällen nicht mehr gleich mit dem Schulamt drohen können.
    Die derzeitigen Hauptfiguren im Kampf der beiden Schulsysteme fehlten. Sie befanden sich auf dem See, wo sie ihrer Mittipperin, auf deren Wunsch, Segelunterricht erteilten. Es wäre einfach gewesen, ein kleines Radio mitzunehmen, aber nicht vernünftig, denn, so hatte Eugen erklärt: „Dann horchen wir nur, statt aufzupassen. Und wenn wir die Alte in den See kippen, war alles umsonst.“
    Nach einer leidlichen Wende der Internatsleiterin,

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