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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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Rundfunk und Fernsehen. Sie sanken durch die Wirtschaftskrise immer weiter. Viele Freie hatten aufgegeben oder lebten von anderen Einkünften.
    »Aber dieser Weg führt dich früher oder später ins Abseits«, entgegnete Paul.
    »Ich habe keine Wahl«, sagte Emma. »Ich bin zwei Monatsmieten im Rückstand, und dir kann ich meinen Anteil fürs Büro schon seit drei Monaten nicht mehr bezahlen.«
    »Ich hab dir doch gesagt, es ist in Ordnung, wenn ich das Büro eine Zeitlang allein finanziere.«
    »So kann es einfach nicht weitergehen«, sagte Emma verzweifelt. »Ich will dir nicht ewig auf der Tasche liegen. Ich muss endlich wieder genug verdienen, dass es zum Leben reicht.«
    Paul musterte sie nachdenklich.
    »Ich konnte vorhin kurz mit einem der Beamten sprechen«, sagte er dann und klappte seinen Laptop auf. Er schloss sein Aufnahmegerät mit einem USB-Stecker an seinen Samsung und startete Windows, um die Tonaufnahmen rüberzuziehen. »Es hat eine Weile gedauert, bis sie die Rechtsmedizinerin erwischt haben. Schließlich ist heute Sonntag. Aber sie trifft in Kürze ein und wird sich die Leiche ansehen. Der Staatsanwalt war schon da. Die Sonderkommission wird geradegebildet, und die Leitung übernimmt wohl ein Kriminalhauptkommissar Grieser. Der führt bereits die ersten Vernehmungen durch.«
    »Mehr geben sie noch nicht raus?«, fragte Emma. Sie zog ihren Schreibblock zu sich und notierte die wenigen Fakten.
    »Die PK wird am Spätnachmittag sein, meinte die Pressestelle«, erzählte Paul. Er warf einen flüchtigen Blick auf seinen Bildschirm.
    »Wo?«, fragte Emma. Es war unwahrscheinlich, dass die Polizei die Journalisten zur Pressekonferenz auf das Gelände ließ. Das nächste Polizeipräsidium lag in Mainz, und die Polizeiinspektion in Bingen war sicher zu klein. Sie sah hinüber zu den Klostermauern, die sich dunkel von der sanft ansteigenden Nordflanke des Rupertsbergs abhoben. Die Anlage war unmittelbar in das Rhein-Nahe-Eck gebaut. Das Gelände fiel neben dem Parkplatz allmählich ab und endete jenseits der Eisenbahnschienen in einer flach auslaufenden Wiese, die mit einer Seite an die Nahe grenzte und mit der anderen an den Rhein.
    »Noch offen.« Paul zuckte mit den Schultern. Ein Blinken auf seinem Bildschirm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er machte ein paar Klicks und trennte das Aufnahmegerät, ein neues Edirol in der Größe eines Rasierapparats, von seinem Laptop.
    »Er hat mir übrigens noch ein paar Details verraten, off the records natürlich«, sagte Paul.
    Emma hob fragend die Augenbrauen. Paul brachte in kürzester Zeit Männer wie Frauen dazu, vertrauliche Informationen rauszurücken. Häufig
off the records,
was bedeutete, dass sie es nicht schreiben durften, sonst gab es Ärger. Trotzdem waren die Hintergrundinformationen meist sehr nützlich.
    »Die Frau wurde auf dem Altar gefunden, lag dort wieaufgebahrt. Sie muss auf ziemlich brutale Art und Weise ermordet worden sein«, sagte Paul. Er griff nach seinem Aufnahmegerät und verstaute es im Rucksack. Emma musterte nachdenklich den Notizblock vor sich, auf dem nur wenige Worte standen.
    »Dünn«, sagte sie unzufrieden. »Wenig, was man wirklich schreiben kann.«
    Paul zuckte mit den Achseln.
    »Du machst dich auf zur Recherche«, stellte er fest. »Kann ich bleiben?«
    Sie nickte. Sie wusste, dass Paul in spätestens einer Stunde seine News-Minute für die Mittagsnachrichten abliefern musste und einen ruhigen Platz brauchte, wo er seine Aufnahmen schneiden konnte. Da Paul für einen regionalen Radiosender arbeitete, gab es keine Konkurrenz zwischen ihnen. Emma griff nach ihrer Umhängetasche mit Digitalkamera und Laptop.
    »Mach die Standheizung aus, wenn du gehst«, sagte sie. Der Tank war noch halb voll, und sie wusste nicht, wie lange der Einsatz dauern würde. Die Nächte konnten um diese Jahreszeit noch empfindlich kalt sein.
    Paul streifte den Kopfhörer über und startete sein Schneideprogramm für Audiodateien. Er nickte abwesend. Emma kletterte nach draußen und schob die Seitentür ins Schloss. Sie überquerte den mit grauem Granit grob geschotterten Parkplatz. Eine Gruppe von Fernsehleuten stand neben einem Van und diskutierte über Einzelheiten ihres Berichts. Eine Windböe streifte Emmas Gesicht und brachte den Geruch von Frühling mit sich. Sie schob ein paar Haarsträhnen zur Seite, die wild über ihr Gesicht tanzten. Emma war froh, dass sie hier war.
    Sie sah nach unten, wo die beiden Flüsse aufeinander trafen. Das

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