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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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Chefredakteur hat am Freitag die Weisung ausgegeben, dass wir Kapitaldelikte mit überregionaler Bedeutung nur noch von den Agenturen nehmen«, sagte Kohler. Seine Stimme klang blechern. »Damit sich das Geld wenigstens lohnt, das wir jeden Monat an die bezahlen.«
    »Was heißt das?«, rief Emma. Die Honorare für Freie waren schon seit einigen Jahren im Keller und sanken immer weiter. Es wurde für sie immer schwieriger, genug für ihren Lebensunterhalt und die Miete zusammenzukriegen, und nun waren ihre Reserven aufgebraucht. Die
Lupe
war ein Geheimtipp gewesen, die Redaktion hatte in den ersten Monaten gut bezahlt. Doch Emma wusste bereits von Kollegen,dass die neue Zeitschrift nach den Rekordauflagen der ersten Wochen den Konkurrenzdruck umso mehr zu spüren bekommen hatte und bereits ins Trudeln geraten war. Seit der Chefredakteur vor einigen Wochen gewechselt hatte, driftete das Blatt immer weiter Richtung Boulevard.
    »Nur, wenn du was Besonderes bringst«, sagte Kohler, »mehr, als die Agenturen liefern.«
    »Das ist verdammt schwer«, rief sie zurück.
    »Ja«, erwiderte Kohler. Die Musik im Hintergrund schien lauter zu werden.
    »Bring mir ein Foto vom Tatort, muss ja keine Leiche mehr zu sehen sein, dann sind wir im Geschäft«, sagte er plötzlich.
    »Hey«, protestierte sie, »du weißt, dass das nicht geht. Ich bin keine Fotografin. Außerdem habe ich keine Lust, mich mit der Polizei anzulegen.«
    »Bring mir ein Foto vom Tatort, und ich denke über den Pauschalistenvertrag nach, von dem wir neulich sprachen«, sagte Kohler. Dann war nur noch ein rhythmischer Signalton zu hören. Mit einem Fluch drückte Emma die Ende-Taste. Kohler war ein Choleriker, der sich schnell aufregte, aber bisher war er immer fair geblieben. Doch der neue Chefredakteur brachte offensichtlich einen anderen Wind in die Redaktion. Gegenwind.
     
    Vor der Klosteranlage stand ein Übertragungswagen des SWR. Der Ü-Wagen tauchte nur bei großen Geschichten auf, für einen Verkehrsunfall setzte er sich nicht in Bewegung. Zwei weitere Vans waren zu sehen und mehrere Kombis, bis unters Dach mit Gerätschaft vollgepackt. Die Kollegen von Rundfunk und Fernsehen waren wie immer schnell. Emma hatte die ersten Meldungen bereits unterwegs in den Nachrichten gehört. In Kürze würde es Berichte undLifereportagen geben und nach den Mittagsnachrichten eine erste Zusammenfassung.
    Ihr Blick schweifte über den Besucherparkplatz. Ohne Presseausweis hätte sie keine Chance gehabt, die äußere Absperrung zu passieren. In Mannheim und Heidelberg kannte sie die Beamten, doch hier war sie weit von ihrem üblichen Revier entfernt. Schätzungsweise zwanzig bis dreißig Journalisten waren bereits vor Ort, mehr als sonst. Sie hatten Glück, dass die Polizei und die Klosterleitung ihnen erlaubten, auf dem Parkplatz des Klosters zu stehen. Sonst mussten sie meist mit Straßenrändern vorliebnehmen.
    Paul hatte sie von weitem entdeckt und kam zu ihr herüber.
    »Hi, Prinzesschen«, sagte er und vergrub die Hände in den Taschen seiner Cargohose. »Ich weiß inzwischen schon etwas mehr.«
    »Komm rein«, sagte Emma.
    Sie schob die Seitentür des Busses weiter auf und rutschte auf die Bank hinter den Klapptisch. Paul kletterte auf die Bank ihr gegenüber. Sein Sharan war vollgepackt mit technischer Ausrüstung, da blieb für ihn gerade noch genug Platz zum Schlafen. Wenn er konnte, setzte er sich zum Arbeiten in ihren Bus. Paul legte seinen Rucksack neben sich auf die Bank und sah sie prüfend an. Emma wich seinem Blick aus und zog ihre Tasche zu sich her. Sie mochte jetzt nicht über Günter reden.
    »Kohler von der
Lupe
will, dass ich ein Foto vom Tatort mache«, sagte sie.
    »Und?«, fragte er und runzelte die Stirn. »Du wirst dich doch auf solchen Blödsinn nicht einlassen. Das verstößt gegen den Pressekodex und bedeutet außerdem jede Menge Ärger mit der Polizei.«
    »Er hat mir einen Pauschalistenvertrag versprochen, wenn ich ihm das Foto bringe«, sagte Emma.
    »Du verkaufst deine Seele«, sagte Paul, »und auch deine berufliche Zukunft. Nach so einer Geschichte nimmt dich kein seriöses Blatt mehr ernst.«
    »Ich bin pleite«, erwiderte Emma trocken. »Wenn sich in den nächsten Wochen nichts tut, muss ich Hartz IV beantragen.«
    Paul hatte als fester Freier eines Rundfunksenders einen zuverlässigen Abnehmer für seine Geschichten und wurde einigermaßen vernünftig bezahlt. Die Honorare von Zeitungen und Zeitschriften waren niedriger als beim

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