Die Goblins 01 - Die Goblins
eine Hand voll Sand auf. »Als wir beide jünger waren, hat ein Paar von Ogern unseren Hort entdeckt. Die Erwachsenen waren auf der Jagd, und die Oger waren zuversichtlich, uns Kinder mühelos niedermetzeln zu können. Sie brachten einen unserer Vettern um und auch die alte Großmutter, die zurückgelassen worden war, um nach Gefahren Ausschau zu halten.«
Nasse Brocken Sand fielen zu Boden. »Wir sprangen den Oger an, der uns am nächsten war. Unsere Klauen und Zähne sind in unserer Jugend am schärfsten. Ich bezweifle, dass die Bestie etwas spürte, als ich ihr den Bauch aufschlitzte. Der zweite Oger floh, doch er lief der Jagdgruppe in die Arme. Er starb … langsam.«
Jig sah verstohlen auf die Hände des Wesens. Diese Klauen mochten vielleicht nicht mehr so scharf wie damals sein, aber sie sahen immer noch kräftig genug aus, um einen Goblin in Stücke reißen zu können.
Das Drachenkind betrachtete den vom Blut noch feuchten Sand. »Er und ich wurden einige Jahre später zu einem Paar.« Ihr Blick wanderte zu Straums totem Körper zurück. »Wie du gesagt hast, Straum kannte unsere Gedanken. Aber als mir klar wurde, dass mein Gemahl tot war, hörte ich auf zu denken. Ich handelte einfach.«
Ihre Augen richteten sich erneut auf Jig. »Was sollen wir jetzt tun?«
Jig blickte verständnislos drein. Sie fragte ihn? Die anderen sahen ebenso verwirrt aus, wie er sich fühlte. Außer Barius – der sah verärgert aus.
»Du fragst diesen elenden Feigling um Rat?«, vergewisserte er sich mit einer abfälligen Geste in Jigs Richtung.
Jig stimmte mit seiner Auffassung völlig überein, wenn er sie möglicherweise auch in andere Worte gekleidet hätte. »Mich?«, piepste er.
»Ich führe diese Gruppe an«, fuhr Barius fort. »Ich habe uns hierher gebracht, um Straum zu töten.«
Die Augen des Drachenkindes verengten sich. »Du hast versagt. Ohne diesen Goblin wäre Straum immer noch am Leben, und wir alle wären tot.« Mit einem Schnalzen ihrer schwarzen Zunge wandte sich wieder Jig zu. »Wir … wir wissen nicht, wie wir auf uns allein gestellt leben sollen.« Sie senkte den Kopf, und diesem spitz zulaufenden, schuppenbedeckten Gesicht gelang es, ein Gefühl von Verlegenheit zu vermitteln. »Die anderen werden sich fürchten, ohne Straum weiterzumachen.«
Jigs Ohren fingen dringliches Flüstern von beiden Seiten auf.
»Wir können sie als Helfer benutzen, um unseren Schatz zur Oberfläche zu tragen«, sagte Barius leise. »Stell dir vor, wenn wir mit einem Gefolge dieser Wesen als Eskorte heimkehren! Weise sie an, das Gold und die Juwelen einzusammeln!«
Gleichzeitig wisperte Riana: »Frag sie, ob sie mit uns kommen wollen! Sie könnten uns beschützen.« Jig glaubte nicht, dass ›uns‹ die Menschen oder den Zwerg einschloss.
Darnak sagte nichts. Auf ein schwaches Stöhnen Ryslinds hin war der Zwerg an die Seite des Zauberers geeilt wie eine besorgte Mutter zu ihrem kranken Kind.
Welche Ratschläge konnte Jig den Drachenkindern schon geben? Lasst keine nervöse Feuerspinne in eurem Haar sitzen. Wenn ihr vorhabt, einen Zauberer zu ärgern, denkt daran, ihn zu töten, wenn ihr fertig seid. Stehlt nie den Löffel einer Küchenchefin. Er hatte Straums Waisen nichts anzubieten.
Er neigte den Kopf und hoffte auf eine göttliche Eingebung, doch außer einen schwachen Eindruck von Belustigung empfing er nichts. Schattenstern war offenbar der Auffassung, Jig müsse mit diesem Problem allein fertig werden.
»Geht nach Hause«, sagte er. »Geht zurück zu eurer Familie.«
Die Kreatur sah ihn mit ihren großen Augen an. »Aber wir haben kein Zuhause, nicht ohne Straum.«
»Wirf diese Chance nicht weg, Goblin!«, sagte Barius warnend. Er kam einen Schritt näher, und in seinen geballten Fäusten lag eine unmissverständliche Drohung. Ein zweiter Schritt gelang ihm nicht. Das Drachenkind schob sich blitzschnell zwischen Jig und den Prinzen; mit einer Klaue packte es Barius am Hemd und hob ihn hoch, bevor irgendjemand reagieren konnte.
Jig musste grinsen. Daran könnte er sich gewöhnen. Aber es würde nicht funktionieren. Selbst wenn sich die Drachenkinder überreden ließen, ihm als Leibwache zu folgen, wie Riana vorgeschlagen hatte – er konnte sich nicht vorstellen, jemals den muffigen Geruch von Drache ertragen zu lernen.
»Ihr solltet diesen Ort verlassen«, sagte er noch einmal. »Findet ein anderes Zuhause. Auf der Lichtung in der Waldmitte steht eine Leiter. Eine zweite Leiter im Thronraum darüber
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