Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
scheitern sollten. Jig hob sein Schwert und zog sich in den Schatten zurück. »Leg los!«
Kapitel 14
»Die Götter zeichnen ihre Lieblinge.
Ich kam mit einem Muttermal in Form eines fliegenden Drachen zur Welt,
und aus mir wurde die mächtigste Tiermeisterin in der Geschichte.
Meine Schwester hatte weniger Glück: Ihr Muttermal sah wie
eine schiefe Schüssel voll Rosinenpudding aus.«
Theodora von June, Tiermeisterin der Elkonischen Inseln
aus Der Weg des Helden (Zaubererausg.)
Veka hastete durch die Dunkelheit, den Umhang der Kälte wegen mit einer Hand fest um sich gezogen. Sie hatte die restlichen Perlen und Knochen von ihrem Stab abgerissen, damit ihr Klappern sie nicht verriet, aber den Stab selbst zurückzulassen, brachte sie irgendwie nicht über sich. Das dicke Holz war ihre beste Waffe, und wer konnte sagen, welchen Kreaturen sie auf dem Weg zu Straums Hort begegnen mochte? Sie brauchte nur den Stab zu ihrer Verteidigung, sonst nichts. Das hatte nichts mit ihren geplatzten Träumen vom Zaubern zu tun. Überhaupt nichts.
Sie machte langsamer und hielt Ausschau nach der Spalte, durch die sie zur Höhle der Kobolde hinabgeklettert war. Sie tastete beim Gehen mit ihrem Stab den Fels ab; mehrere Male rutschte sie auf dem Reif und Eis fast aus. Blöde Kobolde! Kein Wunder, dass sie überallhin flogen. Wer konnte schon auf all dem Eis vernünftig laufen?
Ihr Umhang schützte gegen die Kälte, aber er half nicht, um sie gegen das Gefühl fremdartiger Magie abzuschirmen, die wie der Gestank eines toten Hobgoblins die Luft schwängerte. Die Magie der Kobolde war wie ein lebendiger Wind, der durch ihre Kleider drang und ihr kalte Schauder über die Haut jagte. Die Kobolde brauchten diese Magie ebenso zum Fliegen wie die Luft; sie ritten auf ihren Strömungen und ließen die Macht durch sich fließen und tankten neue Kräfte mit jedem Atemzug. Magie war so sehr ein Teil ihrer Ernährung wie Essen und Trinken.
Veka konnte diese Macht kaum lange genug fassen, um sie zu einem Spruch zu kanalisieren.
Dennoch hatte sie es schon einmal getan. Snixle hatte ihr gezeigt, wie es ging. Wie viele Male hatte er die Kontrolle über ihren Körper ergriffen und ihr Gebärden aufgezwungen, als er sich abgemüht hatte, die Magie ihrer Welt zu meistern? Anfangs hatten diese Gebärden wenig Sinn ergeben, aber sie hatte gelernt. Koboldmagie war weniger eine Sache der Beherrschung als vielmehr des Hervorrufens. Das leiseste Flüstern genügte, um diese Magie zu formen. Wenn man zu fest zupackte, zerbröckelte sie einem unter den Fingern. Aber sie, Veka, konnte es tun.
Wenn sie schon herausfinden konnte, wie man ihre Magie benutzte, dann war den Kobolden Gleiches möglich. Das war die einzige Erklärung, die einzige Möglichkeit, wie ihre Welt plötzlich so schnell wachsen konnte. Die Kobolde hatten einen Weg gefunden, die Magie dieser Welt anzuzapfen, um die Ausdehnung ihrer eigenen zu speisen.
Der Einzige, der ihnen dabei geholfen haben konnte, war Snixle, und die Einzige, von der er es gelernt haben konnte, war Veka.
Es war ihre Schuld.
Gedämpftes Fluchen riss sie aus ihren Gedanken. Das Geräusch kam von hinten. Sie hob ihren Stab und sog prüfend die Luft ein. »Schlitz?«
Sie hörte, wie er auf sie zueilte. »Ich hasse diesen Namen!«
»Was tust du hier?«
»Ich habe gesehen, wie du dich weggeschlichen hast.«
Sie ließ die Schultern hängen. »Dann bist du also gekommen, um mich daran zu hindern, wie ein Feigling wegzulaufen?«
Schlitz schnaubte verächtlich. »Ich bin gekommen, um mich dir anzuschließen. Wenn du wirklich glauben würdest, dass Jig auch nur die geringste Chance hat, dann wärst du geblieben. Nein, das Einzige, was diesem verrückten Schwächling gelingen wird, ist sich und den Rest seiner kleinen Bande ins Verderben zu führen.«
Veka schüttelte den Kopf und vergaß, dass er sie nicht sehen konnte. Jig würde überleben. Möglicherweise gelänge es ihm sogar, ein paar der anderen vor dem Tod zu bewahren. Ihre Lippen zitterten. Wie schaffte er das nur? Er hatte zwar Magie, aber ihre war stärker gewesen, als sie gegeneinander gekämpft hatten. Sie war größer, stärker und jünger, und doch war sie von Jig besiegt worden.
Jig war schon die ganze Zeit über der Held gewesen, nicht Veka. Sie war nichts weiter als eine seiner Versuchungen, ein Hindernis, das man überwand und vergaß. Sie fragte sich, ob sie auch nur eine Zeile in Jigs nächstem Lied wert war.
»Ich
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