Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
später tauchte Schlitz fluchend neben ihr in den Schnee ein.
Von hier unten betrachtet hatte das Eis eine kupferne, wolkige Tönung. Veka stellte sich vor, wie eine riesige Platte die gesamte Kaverne überzog und dann in ungleichmäßige Blöcke wie diesen zersprang. Sah so die Welt der Kobolde aus – eine Welt aus Eis und Nebel und Kälte? Das würde immerhin ihr Leuchten erklären, denn ohne es könnten sie sich gegenseitig nicht finden.
»Hier entlang«, sagte sie. Der Canyon führte zwar nicht exakt in die richtige Richtung, aber sie konnte jederzeit hinaus – und über das Eis levitieren. Im Augenblick allerdings war es ratsamer, hier unten zu bleiben, wo sie vor den Blicken eventuell zurückgebliebener Kobolde geschützt waren.
Andererseits würde der Versuch, das Eis oben zu überqueren, ihr die Möglichkeit bieten, Schlitz noch einmal stürzen zu lassen.
Widerstrebend beschloss sie, im Canyon zu bleiben.
Noch bevor sie allzu weit gekommen waren, schoben sich die Eiswände zusammen und ließen keinen Platz zum Fortkommen mehr, aber die rechte Platte neigte sich oben nach außen und lief dann wieder auf die linke zu, sodass genug Platz war, um unter dem Überhang wie in einer Röhre weiterzukriechen. Veka seufzte und zog ihren Umhang fest, dann ließ sie sich auf die Knie sinken. In geringer Entfernung konnte sie ein Dreieck aus Licht am Ende der Platte sehen. Es sollte keine große Sache sein, bis dorthin unter ihr durchzurutschen und auf der anderen Seite weiterzugehen. Sie hielt ihren Stab mit einer Hand fest und fing an, an einem dicken Baumstamm vorbeizukrabbeln, der aus dem Eis ragte.
Sie hatte erst ein kleines Stück zurückgelegt, als Schlitz sie am Knöchel packte. Veka schrie erschrocken auf und krümmte sich, und Schlitz krachte ins Eis über ihnen.
»Entschuldige!«, sagte Veka. Ein Teil von ihr war entzückt, wie ungezwungen sie Magie benutzt hatte, um sich zu verteidigen, aber ihr Herz schlug immer noch zu heftig, um sich wirklich darüber zu freuen.
Schlitz’ Hände und Knie zogen lange Furchen durch das platt gedrückte, schlammige Erdreich, als er versuchte loszukommen, doch sein Körper blieb wie angenagelt oben im Eis hängen. Nach einigen weiteren würdelosen Bemühungen, sich herunterzuziehen, fragte er: »Würde es dir etwas ausmachen …?«
Sie ließ ihn fallen.
»Blöde Goblinhexe«, brummte Schlitz. Silberne Wolken schwebten beim Sprechen aus seinem Mund.
»Dafür sollte ich dich eigentlich weiterkriechen lassen.«
Veka stutzte. »Was willst du damit sagen?«
»Sieh dir den Boden an!«, forderte Schlitz sie auf.
»Totes und sterbendes Gras, zerbrochene Splitter, die einmal Schösslinge waren, ein paar vereinzelte Kletterpflanzen, darüber dreckiges Eis. Bis auf die eine Stelle da direkt vor dir.«
Veka besah sich die Stelle und versuchte zu begreifen, was er meinte. »Da ist eine Pfütze, na und? Glaubst du, sie könnte etwas mit dem ganzen Eis zu tun haben?«
»Siehst du sonst noch irgendwelche Pfützen? Es ist eine Falle! Schau dir das Eis an!«
Das Eis war größtenteils rau und schlammig, voller Steine und Zweige und wenigstens einem Eichhörnchen mit vorstehenden Zähnen, dessen Krallen sich noch um eine Nuss klammerten. Wahrscheinlich war es erfroren und von dem sich rasch bildenden Eis eingeschlossen worden. Wenn sie es nicht so eilig gehabt hätte, hätte sie es herausgebrochen, um nachzusehen, ob das Fleisch noch genießbar war.
Unmittelbar vor ihr jedoch, rings um die Pfütze, war das Eis klar und sauber. Ein paar bronzefarbene Kletterpflanzen wanden sich um den Rand des Wassers und umrissen eine annähernd kreisrunde Stelle. Trauben aufgedunsener Kügelchen an messerartigen Blättern baumelten von den Kletterpflanzen. Über der klaren Stelle hingen lange Nadeln aus Eis, wie die Malachitformationen oben am Echsenfischsee, von deren Spitzen sie Wasser herabtropfen sehen konnte.
Sie erinnerten sie ein bisschen an die Eisdornen, die sie vor Straums Hort entdeckt hatte, aber diese hier waren dünner, und sie sah auch keine Hinweise auf die wurmartigen Wesen, die sie dort vorgefunden hatte. »Was ist das?«
Schlitz griff in einen der Beutel an seinem Gürtel und förderte mehrere Metallgegenstände zu Tage, die nicht breiter als sein Daumen waren. Vier mit Widerhaken bestückte Stacheln ragten aus der Mitte jedes dieser Objekte heraus.
»Goblinpiekser«, erklärte er grinsend. »Man verstreut sie auf dem Boden und wartet, bis irgendein dummer Goblin
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