Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
hatten ihr Zuhause ganz anders gestaltet. Zum Beispiel benutzten sie keine Schmoddervertiefungen im Boden, sondern hatten breite Schmodderschalen aus Metall an großen Dreibeinen aufgehängt, sodass das Licht von oben kam. Bei jedem Schritt, den Jig machte, folgten ihm die Schatten über den Boden. Als ob er nicht schon nervös genug gewesen wäre!
Noch befremdlicher: Es liefen Hobgoblin kinder herum! Jigs Blick fiel auf ein Mädchen, das ihm kaum bis zur Taille reichte. Sie hatte ein Messer im Gürtel stecken und schwang eine Keule gegen einen größeren, ähnlich bewaffneten Hobgoblinjungen. Während Jig zusah, schlug der Junge ihre Keule weg und trat ihr dann in den Bauch. Das Mädchen krabbelte weg, um die Keule wiederzuholen. Zu Jigs Verblüffung blieb der Junge einfach stehen und wartete, bis sie wieder angriff.
»Was macht sie da?«, fragte Jig.
Schlitz warf einen flüchtigen Blick auf die beiden.
»Trainieren.«
Jig konnte überall in der Höhle andere Kinder bei der Arbeit sehen. Ein paar in der Nähe des Eingangs kratzten im Schein einer Laterne Flechten von den Wänden, ein Junge weiter drinnen half, einen Haufen Echsenfische zu schlachten. Jig sah sogar ein Hobgoblinbaby, das auf dem Rücken eines Weibchens festgeschnallt war. Er verzog das Gesicht: Das Baby hatte runzlige gelbe Haut, grünes, zahnloses Zahnfleisch und einen unförmigen Kopf.
»Hobgoblinbabys sind hässlich«, stellte Braf fest. Grell schnaubte. »Du selbst warst auch nicht gerade ein erfreulicher Anblick.«
Das Weibchen mit dem Baby merkte, dass sie sie anstarrten, und bleckte mit finsterer Miene die Zähne, bevor sie sich hinter eine große bemalte Leinwand zurückzog, die auf einen Holzrahmen gespannt war.
Ähnliche Leinwände waren in der ganzen Höhle aufgestellt und unterteilten sie in kleinere Räume. Die meisten dieser Stellwände waren mit primitiven Malereien verziert, die Geschichten von Hobgoblintriumphen wiederzugeben schienen: Hier lockte ein einzelner Hobgoblin einen Troll in einen Hinterhalt, dort war eine Gruppe zu sehen, die Goblins in eine Grube voller Tunnelkatzen warf.
Die Wachen führten Jig und die Übrigen in den hinteren Teil der Höhle. Mehrere Hobgoblins spuckten aus, als Jig vorbeikam; zwei andere konnte er eine Wette darüber abschließen hören, wie Jig getötet werden würde. Er hielt sein Schwert eng am Bein und gab sich Mühe, harmlos auszusehen. So viele Hobgoblins! Männer und Frauen, alte und junge, bewaffnete und … na ja, sie waren alle bewaffnet. Und sie sahen wütend aus.
»Was ist geschehen?«, fragte Jig.
Eine der Wachen schob ihn vorwärts. »Das wird dir der Häuptling erklären.«
»Nein«, sagte ein anderer. »Das wird er dem Häuptling erklären.«
Der Häuptling war ein älterer Hobgoblin, der auf einem arg strapazierten Kissen fast ganz hinten in der Höhle saß. Ein halb aufgegessener Spieß mit Echsenfischfleisch lag auf dem Boden neben ihm. Stellwände zu beiden Seiten schufen eine kleinere, künstliche Höhle. Ein weiterer Rahmen stand im Vordergrund, doch die Leinwand war hochgerollt und oben festgebunden worden, sodass man von dem kleinen Gemach aus den Rest der Höhle überblickte.
Der Hobgoblinhäuptling erhob sich und duckte sich an dem hölzernen Rahmen vorbei, um vor Jig und den anderen stehen zu bleiben. Er schnippte der Tunnelkatze ein Stückchen fettigen Echsenfisch zu, dann wischte er sich die Hände an seiner wattierten,
messingbesetzten Jacke ab. An seiner Hüfte hing ein langes, schlangenförmig gekrümmtes Schwert, dessen Knauf der gegossene Bronzekopf eines Hobgoblinkriegers bildete, während die Parierstange aus einem Paar langer, mit Widerhaken versehener Eisenstifte bestand. Jig hatte dieses Schwert bereits einmal zuvor gesehen, als er und der Häuptling den Waffenstillstand zwischen Goblins und Hobgoblins ausgehandelt hatten. Nach Hobgoblingesetz gebot derjenige, der dieses Schwert trug, über alle Hobgoblins.
»Hallo, Jig«, sagte der Häuptling. Sein schütteres Haar war zu einem schmutzigen weißen Zopf geflochten. Er funkelte die anderen Hobgoblins an. »Ich hatte doch gesagt, ich will auch den Goblinhäuptling sprechen!«
»Das bin ich«, sagte Jig.
»Verstehe.« Er musterte Jig mit unverändertem Gesichtsausdruck. Sein kaltes Taxieren war weitaus beunruhigender als die barschen Drohungen der übrigen Hobgoblins. Bei ihnen wusste Jig wenigstens, was er zu erwarten hatte; nicht so bei diesem Hobgoblin. Ob er Jig ein Stück Echsenfisch anbieten
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