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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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starrten zu ihnen herüber, waren aber zu weit entfernt, um der Unterhaltung folgen zu können.
    »Kurz gesagt, wir brauchen ein Flugzeug.«
    »Was glauben Sie, was das hier ist? Ein Privatflugplatz? Außerdem haben wir hier keine Maschine, die es so mir nichts, dir nichts bis nach England schaffen würde.«
    »Es muss doch ein einziger dieser Vögel flugtauglich sein. Wir müssen bloß irgendwie über die Grenze.«
    »Was bringt Sie überhaupt auf die Idee, dass ich Ihnen dabei helfen würde?«
    »Sie sind unsere einzige Hoffnung«, fiel Ariane ein.
    »Das ist leider wahr«, sekundierte Clarson. »Ihre Hilfe allein kann uns vor dem Tod retten!«
    »Tut mir leid«, wand sich Lessing. »Ich kann nichts für Sie tun.«
    »Alles, was wir von Ihnen wollen, ist, dass Sie mit dem Finger auf ein einsatzbereites Flugzeug zeigen.«
    »Wir befinden uns in Ihren Händen. Sie müssen uns helfen«, setzte Ariane hinzu.
    »Können Sie denn eine Jagdmaschine überhaupt steuern?«
    »Ich war einige Jahre Pilot der britischen Luftwaffe.«
    Lessing dachte nach, von Clarson und Ariane ungeduldig angestarrt. »Gut«, seufzte er, kam ein Stück näher und sprach mit gedämpfter Stimme weiter. »Im Westhangar am anderen Ende des Geländes steht eine Bf 110. Sie ist für heute Mittag zu einem Testflug eingeteilt.«
    »Das heißt, sie ist fertig aufgetankt?«
    Lessing nickte. »Es ist ein Langstreckenjäger. Wenn Sie wollen, kommen Sie damit bis in die schottischen Highlands. Außerdem würde die Kabine mehr als hinreichend Platz für Sie beide bieten. Allerdings weiß ich nicht, wie Sie das Ganze bewerkstelligen wollen, denn der Pilot und sein Flugingenieur werden bei der Maschine sein.«
    »Kommen Sie mit, helfen Sie uns, sie abzulenken«, bat Ariane flehend.
    »Das werde ich nicht tun. Ich bringe mich allein schon dadurch in Gefahr, dass ich hier stehe und mit Ihnen rede. Was glauben Sie, was passieren wird, sobald Sie weg sind? Wenn Sie mit einem unserer Jäger über die Grenze abhauen, nachdem Sie vorher mit mir gesprochen haben? Ich muss doch wohl nicht betonen, dass meine Situation in diesem Land bereits prekär genug ist.«
    »Natürlich nicht, entschuldigen Sie!«, nickte Clarson, plötzlich beschämt, den Ingenieur mit hineingezogen zu haben. Lessing hatte gerade mehr getan, als er hatte hoffen dürfen.
    Einer der Männer des Einsatzkommandos war ausgestiegen und stand nun im Wachhaus der Eingangspforte, wo er mit lauter Stimme am Telefon sprach. Der diensthabende Hauptfeldwebel neben ihm trat nervös von einem Bein auf das andere.

47
    Die zwei mächtigen Daimler-Benz-Propellermotoren in den Tragflächen ließen den zwölf Meter langen Rumpf zwischen ihnen schlank und gestreckt erscheinen. Die Messerschmidt Bf 110 stand in einem kleinen offenen Hangar am Ende der Startbahn. Der außergewöhnlich dunkle, beinahe schwarze Hauptanstrich stand im scharfen Kontrast zu ihrem hellblauen Unterbauch und gab ihr einen bedrohlichen Anblick. Außer einem weißen Balkenkreuz trug sie keinerlei Kennung, selbst das obligatorische Hakenkreuz am Heck fehlte. Vier an der Bugnase angebrachte Antennen wirkten mit ihren Verstrebungen wie das Geweih eines fremdartigen Ungeheuers.
    Die schmale Kuppel des Glasverdecks erstreckte sich dreieinhalb Metern lang bis weit hinter die Pilotenkanzel. Durch ihr rückwärtiges Fenster, dort, wo der dem Heck zugewandte Bordschütze seinen Platz hatte, starrten die Läufe eines Doppel-MG schräg in den Himmel. Ein metallener Kasten, in seinen Ausmaßen einem Sarg ähnelnd, war zwischen die beiden Sitze der Flugkabine gezwängt worden und füllte den Raum unterhalb des Glasdachs zur Gänze aus. Von seinem Korpus führte ein dicker Bund Kabel zum Steuerpult des Piloten.
    Unmittelbar neben der Jagdmaschine stand der Pilot und genoss gemeinsam mit zwei uniformierten Männern schwarzen Kaffee und eine Zigarette im Stehen. Seine Fliegerkappe hatte er bereits aufgesetzt, die Schutzbrille auf die Stirn geschoben. Das Klingeln eines Telefons unterbrach ihre Unterhaltung.
    »Ich frage mich, was das soll«, sagte der Pilot, als er wieder auflegte. »Wir sollen sofort in den C-Block kommen, zu einer überraschend anberaumten Dienstbesprechung.«
    Clarson konnte die Gunst der Fügung kaum fassen. Sie hatten gerademal die Hälfte ihres Weges zurückgelegt, als sich die Tür auf der Rückseite des Westhangars öffnete und drei Männer mitsamt ihren Kaffeebechern in Richtung der Verwaltungsgebäude abzogen, ohne dem in einiger

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