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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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ließ Clarson noch einmal umkehren. Er begab sich auf allen vieren zurück zum Schreibtisch, reckte den Kopf über die Tischplatte und streckte mit einem Sicherungsblick zum Fenster die Hand nach dem Papier aus. In diesem Moment trafen sich ihre Blicke.
    Der Schock der Überraschung ließ Struttner einen winzigen Augenblick zögern. Clarson schnappte sich das Protokoll und war zurück auf dem Boden, bevor die Schüsse fielen. Er griff hastig nach seinem Hut auf dem Sessel und kroch, das unbewegliche Bein hinter sich her zerrend, zurück in den Salon.
    Der alleingelassene Manke rang sich nun ebenfalls zum Handeln durch und trat ängstlich mit erhobenen Händen ans Fenster. »Nicht schießen! Ich ergebe mich. Ich habe mit all dem nichts zu tun. Lang lebe der Führer!«
    Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als zwei kurz aufeinanderfolgende Schüsse ihn in Gesicht und Hals trafen und wie das Opfer eines Erschießungskommandos zusammensacken ließen.
    Sie flüchteten durch den Salon, dann ziellos den Korridor hinunter, tiefer in das Gebäude hinein. Die Türen, an denen sie vorbeiliefen, stießen sie auf, fieberhaft einen rettenden Ausweg suchend, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie dieser aussehen könnte. Eine Tür mit Eisenbeschlägen am Ende des Flures war verschlossen, doch der Schlüssel steckte im Schloss und als Clarson den Lichtschalter in dem dunklen Raum gedreht hatte, erkannte er, dass sich hier unverhofft eine Chance bot. Sie schlüpften durch die Tür und schlossen sie eiligst von innen wieder ab.
    Es war die sauberste Garage, die er je gesehen hatte. Der Geruch von Wandfarbe kämpfte mit dem von Öl und Benzin. Keinerlei Werkzeug oder Gartengerät verunstaltete die makellose Reinlichkeit des weiß getünchten Raumes, der groß genug war, um zwei oder drei Fahrzeuge zu beherbergen, doch ganz offensichtlich so gut wie niemals benutzt wurde. Auch die Flügel des großen Holztores waren innen weiß gestrichen und mit einem Vorhängeschloss verriegelt. In der Mitte der Garage stand ein einzelner, unter einer grauen Schutzplane verborgener Wagen.
    Ariane sprang darauf zu und riss die Plane mit einem kräftigen Ruck herunter. Zum Vorschein kam ein eidottergelbes BMW-328-Sportcabriolet mit zurückgefaltetem Verdeck, sorgfältig rückwärts eingeparkt. Die beiden Sitze waren unmittelbar vor der Hinterachse angebracht und räumten so dem Sechs-Zylinder-Motor unter einer langen, mit zwei breiten, braunen Lederriemen fixierten Haube den gebührenden Platz ein. Es musste sich um eines der vielen Spielzeuge handeln, die Göring sich zugelegt hatte, ohne je Zeit für sie zu finden. Der Wagen war praktisch fabrikneu und vielleicht nur ein einziges Mal gefahren worden.
    Durch die Zugangstür drangen aufgeregte Rufe, jemand rüttelte an der Klinke. Jenseits des Garagentors waren Schritte zu vernehmen.
    In einem Holzkästchen an der Wand neben der Tür war durch ein kleines Glasfenster ein Schlüsselbund mit gravierten BMW-Logos zu erkennen. Clarson warf ihn Ariane zu, die bereits ungeduldig hinter dem Steuer saß und eine Abgebrühtheit offenbarte, um die er sie beneidete.
    Ein dumpfer Schlag dröhnte von der Zugangstür durch den Raum, kurz darauf gefolgt von einem weiteren. Das Holz der Tür würde den Schlägen eher früher als später nachgeben. Er eilte zum Tor, schob die beiden Eisenriegel, die es an der Decke und am Boden fixierten, zurück und sprang, einen kurzen Blick mit Ariane austauschend, zu ihr in den Wagen.
    Der Motor sprang ohne Verzögerung an und füllte den Raum mit ohrenbetäubendem Getöse. Ariane ließ das Kupplungspedal springen und gab Vollgas. Der Wagen prallte an das Tor, die Hinterräder drehten durch. Erst nach einigen quälenden Sekunden barst das Holz um das Schloss und die Torflügel schwangen auf.
    Ein behelmter Soldat in SD-Uniform erwartete sie, nur wenige Meter vor ihnen postiert, mit einem Armeegewehr im Anschlag, bereit auf alles zu feuern, was durch das Garagentor kommen würde.
    Der aufheulende Motor warf den Wagen mit einer atemberaubenden Beschleunigung nach vorne und Ariane hielt mit durchgestrecktem Fuß auf ihn zu. Der Soldat zielte reflexartig auf den männlichen Insassen und drückte ab. Die Kugel zerschlug die zweiteilige Windschutzscheibe vor Clarsons Gesicht, pfiff haarscharf an seinem linken Ohr vorbei und bohrte sich in die Lederverkleidung des zurückgeklappten Verdecks.
    Zu spät versuchte sich der SD-Mann mit einem Sprung zur Seite zu retten, der rechte

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