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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Kotflügel erwischte sein Schienbein und riss ihn zu Boden. Ariane schaltete, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen, und der Sportwagen sprang vom Kopfsteinpflaster des Hofes auf die Grasfläche, die das Palais von der Prinz-Albrecht-Straße trennte. Er begrub einen der Zierbüsche unter sich, schlug mit der Hinterachse auf der Bordsteinkante auf und fegte mit quietschenden Reifen und unvermindert steigender Geschwindigkeit an den Zentralen von Gestapo und SS vorbei in Richtung Osten.
    Clarson spürte das Pochen seines Herzschlages bis in die Kehle. Churchill hatte recht gehabt. Nichts auf der Welt sei aufregender, hatte er in seinen Memoiren geschrieben, als dass folgenlos auf einen geschossen werde.
    Er verbarg sein Gesicht hinter seinem Hut, um dem eisigen Fahrtwind seine ärgste Wucht zu nehmen, während er seinen Schoß von den Resten der Frontscheibe befreite. »Tut mir leid, dass ich dich in diesen Schlamassel reingezogen habe«, raunte er ächzend, als sie zwei Straßenecken weiter waren.
    »Wie lautet der Plan?«, erwiderte Ariane.
    »Raus aus diesem Land, so schnell es geht.«
    »Hast du es auch etwas konkreter?«
    »Ich fürchte nein. Sehr lange werden wir jedenfalls kaum unbehelligt bleiben. Dies muss das auffälligste Gefährt in ganz Berlin sein.«
    »Zu Magda nach Schwanenwerder?«
    »Zu weit entfernt, zu offensichtlich. Man würde uns spätestens an der Pforte zur Insel abfangen.«
    »Wohin dann? Zum Flughafen?«
    »Ohne Pass?«
    »Ich habe meine Papiere einstecken. Vielleicht können wir uns beide damit irgendwie durchmogeln. Wir haben keine andere Wahl. Es sei denn, das Ding hier kann fliegen.«
    »Warte!«, rief Clarson. »Du hast mich auf eine Idee gebracht. Es ist zumindest eine Chance!«
    Der Mann auf dem Bürgersteig schaute verdutzt auf den Wagen, der neben ihm zum Stehen kam. Das fröstelnde Pärchen fuhr aus irgendeinem Grund bei wenigen Grad über Null mit offenem Verdeck. Außerdem waren die Windschutzscheibe zerstört und der Stoßfänger verbeult.
    »Entschuldigen Sie, mein Herr! Können Sie uns bitte den Weg nach Adlershof beschreiben?«

46
    Ariane fuhr den Wagen bis unmittelbar vor das gusseiserne Einfahrtstor der Versuchsanstalt heran. Den Motor ließ sie laufen. Clarson stieg aus, trat auf den Wachposten zu und pflanzte seinen Stock vor ihm auf den Boden aus beigegrauem Beton.
    Hinter dem Tor wartete ein gutes Dutzend der modernsten deutschen Kampfflugzeuge. Irgendwie musste es gelingen, sich einer flugtauglichen Maschine zu bemächtigen und sie einigermaßen stabil in die Luft zu kriegen. Er hatte noch keine Vorstellung davon, wie er dies bewerkstelligen sollte. Jedenfalls mussten sie erst einmal auf das Areal gelangen, danach würde man weitersehen.
    »Heil Hitler!«, grüßte er den Wachposten, der zur Antwort die Hand an den Helm nahm. »Holen sie mir den Diensthabenden.«
    Der Posten grüßte erneut und marschierte zurück ins Wachhäuschen. Einen Moment später kam er mit einem alten Hauptfeldwebel zurück, der allem Anschein nach bereits einige Jahrzehnte lang sein Brot in Uniform verdient hatte.
    »Wie Sie sehen, hatten wir ein kleines Malheur mit dem Wagen des Ministerpräsidenten«, erklärte Clarson mit so viel Nonchalance in der Stimme, wie er aufbieten konnte. »Bringen Sie ihn bitte zu einem gut geschützten Unterstellplatz.« Er griff in die Innentasche seines Mantels, zog ein Papier heraus, entfaltete es und hielt es dem Feldwebel vor die Nase. Der nahm den Passierschein zögerlich entgegen, hielt ihn am ausgestreckten Arm vor sich und las mit zusammengekniffenen Augen. »Hm«, grunzte sein tiefer Bass anschließend. »Der Ministerpräsident ist nicht hier.«
    »Gut, dann werden wir auf ihn warten. Meine Gemahlin hat den Wunsch, sich nach der Aufregung des unerfreulichen Ereignisses ein wenig frisch zu machen. Stellen Sie uns bitte entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung.«
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich.«
    »Also machen Sie bitte keine unsinnigen Schwierigkeiten. Sie haben doch das Schreiben.«
    »Wir können Sie nicht auf das Gelände lassen, wenn der Ministerpräsident gar nicht hier ist.«
    »Er sollte längst da sein.«
    Der Hauptfeldwebel drehte sich zu seinem Kameraden hinter dem Pult des Wachhäuschens um.
    »Er ist nicht angekündigt, Herr Hauptfeldwebel.«
    »Es muss etwas dazwischen gekommen sein«, entgegnete Clarson. »Würden Sie ihn bitte anrufen und nachfragen?«
    »Den Ministerpräsidenten anrufen? Ich glaube kaum, dass ich ihn an die

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