Die Göring-Verschwörung
Strippe bekommen würde.«
»Wir könnten uns bei seinem persönlichen Leitungsbüro im Ministerium erkundigen«, meldete sich der Unteroffizier hinter dem Pult zu Wort.
»Tun sie das«, bestätigte der Feldwebel.
»Hören Sie«, drängte Clarson, »der Ministerpräsident hat offenbar derlei Schwierigkeiten vorausgesehen und mir genau zu diesem Zweck gestern dieses Schreiben ausgestellt.«
»Tut mir leid, mein Herr, da müssen wir erst Klarheit reinbringen. Wir kontaktieren das Ministerium.«
»Warten Sie«, warf Clarson auf eine neue Idee verfallend ein, »vielleicht kann Ingenieur Lessing ja weiterhelfen. Er wird an meiner Besprechung mit dem Ministerpräsidenten teilnehmen.«
»Herr Lessing ist auf dem Gelände, Herr Hauptfeldwebel«, kam die Meldung aus dem Wachhäuschen.
Der Feldwebel schaute auf den beschädigten Wagen, studierte erneut den Passierschein und ließ ein paar endlose Sekunden verstreichen. »Das ist ein sehr seltsames Vorgehen«, sagte er schließlich. »So ein Schreiben habe ich noch nie gesehen. Wir kennen Sie gar nicht.«
»Ich war doch vorgestern schon einmal hier – als persönlicher Gast des Ministerpräsidenten.«
»Ist das die zuvorkommende Art, die Hermann mir versprochen hat?«, rief Ariane vom Wagen herüber.
»Wir tun hier bloß unsere Pflicht, gnädige Frau.«
»Das verstehe ich sehr gut«, gab Clarson zurück, »doch ich habe den Auftrag, mich mit Ingenieur Lessing abzustimmen, auch wenn der Ministerpräsident nicht zugegen ist. Die ganze Angelegenheit wird in zehn Minuten erledigt sein. Anschließend können wir alle wieder unserem Tagwerk nachgehen. Der Ministerpräsident hat nun mal einen bunten Strauß voll Pflichten, da ändert sich schon mal etwas, ohne dass jeder Einzelne informiert werden kann.«
»Gut«, sagte der Feldwebel endlich. »Vielleicht kann der Herr Ingenieur die Sache aufklären. Ich begleite Sie zu ihm.«
Am Ende der Straße hatte eine Limousine auf der Mitte der Kreuzung angehalten. Die schwarz uniformierten Insassen spähten intensiv in sämtliche Richtungen, dann bog der Wagen in die Seitengasse ein und rollte auf die Versuchsanstalt zu.
Sie trafen Lessing im Haupthangar des Geländes an, wo er zusammen mit drei seiner Mitarbeiter eine zweimotorige Heinkel He 111 mit vergrößerter Bombenkammer begutachtete. Er schien verunsichert, als er den Engländer wiedererkannte, mit dem er vor zwei Tagen vertraulicher gesprochen hatte, als er es hätte tun sollen.
»Der Herr und die Dame erwarten den Ministerpräsidenten heute hier auf dem Gelände«, meldete der Hauptfeldwebel mit voller Stimme, die in dem riesigen Raum widerhallte. »Sie sagen, dass Sie ebenfalls dazu geladen sind?«
»Unsinn! Davon weiß ich nichts. Warum um alles in der Welt sollte er mich hier aufsuchen wollen?«
»Das hab ich mir doch gleich gedacht.«
»Es mag ja sein, dass Hermann nicht kommen kann«, winkte Clarson ab. »Ich muss jedoch in jedem Fall mit Ihnen sprechen, Ingenieur Lessing. Das ist unerlässlich.«
»Die Herrschaften haben keine gültige Vollmacht zum Betreten des Geländes«, wandte der Feldwebel ein.
Lessing schaute Clarson und Ariane an und versuchte, in ihren Gesichtern zu lesen. »Ich kümmere mich darum«, erwiderte er, als er zu begreifen schien, dass Clarson ihn ohne das Beisein des Wachmannes sprechen musste.
»Ich muss Eintrag machen ins Besucherbuch«, insistierte der Soldat.
»Es ist gut, Kallenbach, ich sagte doch, ich kümmere mich darum.«
»Ich brauche für alle Besucher den Nachweis ihrer Autorisation durch das Ministerium. Da gibt es keine Ausnahmen.«
»Die Pforte wird die erforderlichen Informationen bekommen, verlassen Sie sich darauf. Das wäre alles.« Lessing schenkte dem Hauptfeldwebel jenen arroganten Blick, den Clarson schon bei ihrer ersten Begegnung kennengelernt hatte. Es erzielte den gewünschten Effekt. Der Feldwebel streckte die Waffen. »Sie haben nachher nicht den Ärger, wenn die Dokumente nicht in Ordnung sind«, raunte er noch, dann trollte er sich.
Lessing entschuldigte sich bei seinen Mitarbeitern und führte Clarson und Ariane an den Rand der Halle. »Was soll die Fabel von Görings Besuch?«
»Wir brauchen Ihre Hilfe, Herr Lessing.«
»Erklären Sie sich bitte!«
»Ich fürchte, es fehlt die Zeit für lange Erläuterungen. Meine Frau und ich sind soeben den Häschern des SD entflohen. Wir müssen Deutschland verlassen und zwar umgehend.«
»Was? Wie stellen Sie sich das vor?«
Lessings Mitarbeiter
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