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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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wieder ängstliche Blicke zu, wie ein Kind, dem etwas Schreckliches zugestoßen ist, das es nicht versteht. Im nächsten Moment schenkte sie Najel jedoch ein dankbares Lächeln. Also hatte sich seine kleine Notlüge gelohnt!
    » Na dann, ab ins Bett! « , sagte Guederic gähnend. » Ich kann vor Müdigkeit sowieso kaum noch stehen. «
    » Wir müssen eine Wache aufstellen « , wandte Zejabel ein. » Einer von uns muss die erste Schicht übernehmen. «
    » Das kann ich machen « , meldete sich Najel.
    » Du hast doch gerade noch gesagt, du wärst todmüde! « , fuhr ihn Maara an.
    Natürlich hatte seine Schwester Recht, und im ersten Moment war er um eine Antwort verlegen. Najel wollte einfach nur ein paar Dezillen mit Lorilis allein sein, auch wenn er das nie zugegeben hätte.
    » Das bin ich auch, aber das gilt für uns alle. Ich würde gern die erste Wache übernehmen, damit ich danach durchschlafen kann. «
    » Einverstanden! « , sagte Damián. » Ich löse dich dann ab. Warte nicht zu lange, bis du mich weckst. «
    Najel nickte und wich dem missbilligenden Blick seiner Schwester aus. Langsam erhoben sich alle und bezogen ihr notdürftiges Nachtlager in der Scheune. Bald waren die beiden Kinder allein. Reglos und schweigend saß Lorilis da, während Najel eine Weile in der Umgebung herumstrich und den Geräuschen der Nacht lauschte. Schließlich beschloss er, sich neben sie zu setzen, und nach langem Zögern wagte er, ihr tröstend einen Arm um die Schultern zu legen. Lorilis reagierte nicht.
    So saßen sie stumm beieinander, ohne sich zu bewegen. Plötzlich kam es Najel vor, als wären sie die beiden letzten Menschen auf der Erde. Kein Wunder: Nach den Ereignissen der vergangenen Tage konnte man ja nur auf düstere Gedanken kommen. Dann nahm er all seinen Mut zusammen.
    » Du hast unsere Eltern gesehen, nicht? «
    Seine Stimme war ein kaum hörbares Murmeln. Najel war selbst nicht ganz sicher, ob ihm die Frage tatsächlich über die Lippen gekommen war. Lorilis sah ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Sie öffnete die Lippen, schien nach Worten zu suchen, begnügte sich dann aber damit, langsam zu nicken.
    » Ich will es den anderen nicht sagen « , krächzte sie. » Vielleicht habe ich mich geirrt … mir alles nur eingebildet … Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Ich … ich muss einfach glauben, dass sie noch leben … Unsere Eltern … es kann nicht sein. Sie können nicht gestorben sein … vor allem nicht so … Der Anblick war unerträglich … «
    Sie verstummte und stierte wieder in die Flammen. Najel drückte sie fest an sich, unfähig, die richtigen Worte zu finden. Er fühlte sich zu schwach für dieses Gespräch. Das Wenige, was Lorilis von ihrer Vision angedeutet hatte, ließ ihn bereuen, überhaupt danach gefragt zu haben.
    Josion löste Maara ab und übernahm die sechste Wache in dieser Nacht. Er beschloss, bis zum Morgengrauen auf dem Posten zu bleiben, länger also, als es von ihm erwartet wurde. Eine stillschweigende Übereinkunft schloss Lorilis vom Wachdienst aus: Das Mädchen war von ihrem Experiment völlig erschöpft, und bevor sie einen neuen Versuch wagen konnte, musste sie erst wieder zu Kräften kommen.
    Bei Sonnenaufgang stellte Zejabel jedoch verärgert fest, dass Josion auch sie übergangen hatte. Ihre Wut reichte allerdings nicht aus, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Josion wiederum scherte sich nicht um Zejabels Missmut. Er war einfach nicht mehr müde gewesen und hatte es deshalb für überflüssig gehalten, seine Mutter zu wecken. Mit dieser Erklärung war die Sache für ihn erledigt.
    In Wahrheit wollte er jedoch um jeden Preis verhindern, mit seiner Mutter allein zu sein, auch wenn er das nie zugegeben hätte.
    Zwischen ihnen lag einfach zu viel im Argen. Natürlich war er glücklich darüber, dass Zejabel überraschend auf der Burg aufgetaucht war und ihm das Leben gerettet hatte. Doch die Wiedersehensfreude war von kurzer Dauer gewesen: Schon wenige Dezimen später hatte Zejabel ihnen die schreckliche Nachricht überbracht, dass der Kutter mit seinem Vater an Bord gesunken war. Seitdem hatte Josion mehrmals Gelegenheit gehabt, sich daran zu erinnern, warum er Groll auf seine Mutter hegte – zuletzt durch die Art, wie sie Lorilis in Gefahr gebracht hatte. Er missbilligte es zutiefst, dass Zejabel das Mädchen mit einer unbekannten Magie herumexperimentieren ließ. Und hatte er nicht Recht gehabt? Die Explosion des Feuers hätte sie alle schwer verletzen können.

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