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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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derlei vorbereitet worden. Kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, schob er ihn wieder beiseite. Er weigerte sich, auch nur die geringste Dankbarkeit seiner Mutter gegenüber zu empfinden. Um sich abzulenken, sagte er das Erste, was ihm durch den Kopf ging: » Wir brauchen ein Boot. Eines, das groß genug für uns alle ist. «
    » Tatsächlich? « , meinte Maara spöttisch. » Darauf wäre ich gar nicht gekommen. Gut, dass wir dich haben. «
    » Wir nehmen eines der Boote, die am Strand liegen. Viele Fischer lassen sie dort über Nacht zurück « , erklärte Zejabel.
    » Wir stehlen ein Boot? « , rief Lorilis ungläubig.
    Ihre Wangen röteten sich, was ihre charmante Naivität noch betonte.
    » Sollten wir nicht zurückkehren, bleiben dem Besitzer immer noch unsere Pferde « , rechtfertigte sich Zejabel.
    » Es wäre zu gefährlich, uns von einem Fremden zur Insel bringen zu lassen « , pflichtete ihr Damián bei.
    » Weiß einer von euch denn, wie man ein Segel setzt oder ein Boot auf Kurs hält? « , fragte Maara.
    Die ratlosen Blicke der Erben hatten eine gewisse Komik. Mehrere verzogen die Lippen zu einem Grinsen. Guederic brach in nervöses Kichern aus, und die anderen ließen sich davon anstecken und prusteten los. Nur die Gesichter von Zejabel und Josion blieben wie versteinert. Josion stimmte es traurig, nicht wie die anderen lachen zu können, und vor allem bekümmerte es ihn, seiner Mutter so ähnlich zu sein. Der Heiterkeitsausbruch seiner Gefährten mochte fehl am Platz sein, aber irgendwie mussten sie ihre Anspannung schließlich loswerden.
    » Wir schaffen das schon « , sagte Damián. » Bei der Grauen Legion habe ich ein bisschen was übers Navigieren gelernt. Souanne auch. «
    Die junge Frau nickte. Plötzlich war ihre Heiterkeit wie weggeblasen.
    » Aber was, wenn wir bis ins Schöne Land segeln müssen, um Usul zu finden? « , warf Zejabel ein. » Wie soll das gehen? «
    Das Lächeln verschwand endgültig aus den Gesichtern der Erben. Josion hielt es nicht aus, sie so bedrückt zu sehen.
    » Mit dieser Frage können wir uns immer noch beschäftigen, wenn es so weit ist. Schlimmstenfalls bleiben wir einfach nahe der Küste, bis wir mit den Segeln zurechtkommen. Ohnehin werden wir wohl kaum mit einem armseligen Kahn, den wir von einem Fischer gestohlen haben, den Ozean überqueren! «
    Zejabel warf ihm einen wütenden Blick zu. Es war das erste Mal seit ihrem Wiedersehen, dass sie ihm in die Augen sah. Sie schaute gleich wieder weg, aber Josion hatte sehen können, was sie ihm zu verheimlichen versuchte: Hinter ihrer Wut verbargen sich Traurigkeit, Angst und Verzweiflung angesichts ihrer hoffnungslosen Lage. Deshalb also machte sich Zejabel so große Sorgen um die Navigationskünste ihrer Freunde: Sie sehnte sich nach einer führenden Hand.
    Das war ein völlig neuer Gedanke für Josion, und plötzlich dämmerte ihm, dass er sich womöglich all die Jahre geirrt hatte. Vielleicht war Zejabel gar nicht darauf aus, anderen ihre eiserne Disziplin aufzuzwingen. Vielleicht war es genau andersherum: Sie wollte von anderen lernen. Lernen, wie man liebte, nachdem sie ihre Jugend damit zugebracht hatte, im Auftrag einer Dämonin zu morden. Und Nolan schien der Einzige zu sein, der Zejabels Sehnsucht hatte erfüllen können. Josion war dazu nicht in der Lage, obwohl er ihr Sohn war. Wenn das stimmte, war er im Unrecht – nicht sie.
    Er ließ sich etwa dreißig Schritte zurückfallen und hielt in den folgenden Dezillen Abstand zu den anderen. Zejabel drehte sich oft zu ihm um, suchte aber nicht seine Nähe. Vielleicht begriff sie, dass alles seine Zeit brauchte.
    Nur leider war Zeit etwas, das den Gefährten fehlte.
    Es dämmerte bereits, als sie die Insel Ji am Horizont entdeckten. Souanne konnte den Blick kaum von der dunklen Masse im Meer abwenden. Seltsamerweise kam ihr der Umriss vertraut vor, was aber vermutlich nur daran lag, dass die Gefährten den ganzen Tag von nichts anderem gesprochen hatten. Alles andere hingegen schien ihr in letzter Zeit fremd zu sein – sogar sie selbst. Mehrere Umstände trugen zu diesem merkwürdigen Gefühl bei.
    Zum einen trug sie zum ersten Mal seit langem etwas anderes als ihre Uniform. In der grauen Legionärs-Kluft wäre sie außerhalb der lorelischen Hauptstadt zu sehr aufgefallen, und so hatte sich Souanne nur ihren grauen Umhang über die Schultern geworfen. Darunter trug sie Kleider aus dem Keller in Benelia. Zum anderen war da das Schwert, das Zejabel ihr anvertraut

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