Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
Lampenöl in die Mulde zu gießen, um giftige Käfer fernzuhalten. Dann erklärte sie ihnen, in welchem Abstand sie die Fackeln in den Boden stecken mussten, um genug Licht zu haben, aber nicht übermäßig von Mücken und Nachtschmetterlingen belästigt zu werden, die von dem Schein angezogen wurden. Schließlich zeigte sie ihnen eine übel riechende Pflanze und befahl ihnen, sich mit dem Saft der Blätter großzügig die Haut einzureiben. Der Gestank würde zumindest ein paar der Blutsauger fernhalten, die das Lu’san bevölkerten.
Anschließend scharten sich alle um Nols Leiche. Der Umstände wegen war ein richtiges Begräbnis unmöglich, aber sie taten ihr Bestes. Sie opferten zwei ihrer Decken und wickelten den Toten fest hinein. Dann zurrten sie ein Seil um diesen improvisierten Sarg, um alle Öffnungen fest zu verschließen. Najel hatte eine Idee gehabt, mit der sich alle einverstanden erklärt hatten: Sie spannten mehrere Lianen zwischen den Pfeilern der Pforte und legten Nols Leiche in dieses Netz. Zumindest war sie so vor einem Teil der Insekten geschützt. Als sie fertig waren, sah es aus, als schliefe der Ewige Gott in einer Hängematte. Oder als wartete er darauf, dass sich der Durchgang zu den Gärten des Dara öffnete, die er so sehr geliebt hatte.
Nachdem sie diese traurige Pflicht erfüllt hatten, wandten sich die Erben ihren Blessuren zu. Lorilis machte sich gleich an die Arbeit und nähte die tiefsten Wunden. Diese Fertigkeit hatte sie sich während der dramatischen Ereignisse der vergangenen Dekaden angeeignet. Anschließend trug Josion verschiedene Heilsalben aus dem Gepäck seiner Mutter auf die verletzten Stellen auf. Ihr Vorrat neigte sich gefährlich dem Ende zu. Zejabel sagte ihm, welche Salbe er verwenden und wie er sie dosieren sollte, aber ihre Stimme wurde immer schwächer. Die Erben machten sich große Sorge um sie.
Die Ereignisse der vergangenen Dekanten hatten alle zutiefst erschüttert, und niemand wusste, was sie am nächsten Tag erwartete. So versorgten alle ihre Wunden in beklommenem Schweigen. Nur das Quaken der Frösche und das Zirpen der Insekten durchbrachen die nächtliche Stille. Die Erben suchten in den Gepäckstücken, die sie vor dem Feuer hatten retten können, nach sauberen Kleidern oder zumindest solchen, die nicht völlig blutverschmiert waren. Josion rang sich schließlich dazu durch, Nols Holzschuhe überzustreifen. Barfuß durch die Sümpfe zu waten, wäre Selbstmord gewesen.
Als sie sich den Ruß und das Blut ihrer Gegner von Gesicht und Händen gewaschen hatten und wieder einigermaßen menschlich aussahen, setzten sie sich in die Mitte des Kreises, den die Fackeln um ihr Nachtlager bildeten, und teilten die wenigen Vorräte, die ihnen noch blieben. Najel bemerkte, dass alle wie schon am Abend zuvor die Nähe eines geliebten Menschen suchten. Er selbst hatte Lorilis den Arm um die Schultern gelegt, Maara und Guederic saßen so dicht beieinander, dass sich ihre Köpfe berührten, und selbst Souanne und Damián verbargen ihre Zuneigung nicht länger und rückten näher zusammen. Josion wiederum hatte Zejabels Kopf auf seinen Schoß gebettet, auch wenn das nicht ganz dasselbe war. Ihr Fieber schien von Dezille zu Dezille zu steigen.
Natürlich hielt dieser friedliche Moment nicht lange an. Nicht in Gegenwart einer Kriegerprinzessin.
» Und was machen wir jetzt?«, fragte Maara unvermittelt. » Sollen wir etwa warten, bis Saat uns in diesem Schlammloch aufspürt?«
Niemand ging auf die Provokation ein. Mittlerweile kannten sie Maara einfach zu gut. Nach längerem Schweigen räusperte sich Damián, um seiner Rolle als Anführer gerecht zu werden.
» Wir haben in kurzer Zeit sehr viel Neues erfahren und müssen unsere Schlüsse daraus ziehen. Am besten erzählt jeder von uns, was ihm durch den Kopf geht oder auf dem Herzen liegt. So ist die Gefahr geringer, dass wir etwas Wichtiges vergessen.«
Alle waren einverstanden. Damián ging mit gutem Beispiel voran und fasste zusammen, was sie über die Ehrwürdigen, die Entstehung des Jal und die Pforten erfahren hatten. Lorilis wiederum erzählte, was sie über ihre magischen Kräfte herausgefunden hatte, die sie bisher für eine neue Form der Magie gehalten hatte, obwohl sie in Wahrheit uralt waren. Außerdem beschrieb sie ein weiteres Mal die Energieströme, die in der Pforte verschwanden– ein Zeichen dafür, wie sehr die Welt aus den Fugen geraten war. Josion wies darauf hin, welch große Fortschritte sie
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