Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
wenn die Dämonin den Kampf überlebt hätte? Hätte sie sich immer weiter verändert? Hätte sich Zuïa irgendwann an ihr altes Leben erinnert und ihre Kräfte zurückerlangt? Wäre sie irgendwann wieder in ihren Palast im Lus’an gezogen? War das eine weitere Folge des Chaos, das Saat in die Welt gebracht hatte?
» Meine Mutter spürte die Nähe einer Pforte«, warf Guederic ein. » So wie… Souanne. Aber als sie vor über zwanzig Jahren auf Zuïas Insel war, nahm sie keine Pforte wahr.«
» Vermutlich kam sie nicht nah genug an sie heran«, erwiderte Damián. » Wenn ich es richtig verstanden habe, erstrecken sich die Sümpfe über ein riesiges Gebiet. Sie bedecken den gesamten Norden und damit ein gutes Drittel der Insel.«
Zejabel nickte matt. Mittlerweile war sie kreidebleich. Die Zü musste viel Blut verloren haben: An ihrer Seite klaffte eine tiefe Wunde und unter dem Schlüsselbein ein hässliches Loch. Damián selbst erging es kaum besser. Die Stelle, wo sich ihm der Ast in die Schulter gebohrt hatte, schmerzte heftig. Die Erben mussten dringend rasten und ihre Wunden versorgen. Es war ohnehin eine schlechte Idee, mitten in der Nacht durch die Sümpfe zu waten.
» Warum mussten wir auch unbedingt hier herauskommen?«, rief Maara plötzlich ungehalten. » Warum nicht in der Umgebung von Sol oder in der Nähe von Wallos?«
» Ich glaube, ich weiß, warum«, verkündete Damián.
Die anderen starrten ihn verblüfft an. Er wählte seine Worte mit Bedacht, um seinen Gefährten keinen Schrecken einzujagen.
» Ich bin überzeugt, dass Nol dieses Ziel für uns ausgewählt hat. Er behauptete zwar, das nicht zu können, aber es kann kein Zufall sein. Bevor wir die Pforte durchschritten, vertraute er mir nämlich an, wo sich Saat versteckt hält.«
Er hielt kurz inne und setzte dann hinzu: » Der Hexer ist ganz in der Nähe. Er befindet sich auf einer Nachbarinsel. Nol der Seltsame hat uns in die Nähe des Hexers geführt.«
Im ersten Moment hoffte Najel, sich verhört zu haben, aber leider waren Damiáns Worte ziemlich eindeutig. Dem Jungen rieselte es eiskalt den Rücken hinunter. Nach einem Moment fassungslosen Schweigens machten die Erben ihrer Erregung Luft.
» Wie konnte er so was nur tun?«, empörte sich Maara. » Uns geradewegs in die Höhle des Löwen zu schicken?«
» Vielleicht hat er das ja gar nicht«, wandte Lorilis ein. » Vielleicht hat uns die Energie, die in die Pforte hineinströmt, hergebracht.«
» Oder Saat höchstpersönlich. Immerhin ist er schuld an dem Chaos, das unsere Welt bedroht. Vielleicht sind wir seinetwegen hier«, sagte Josion. » Vermutlich, ohne dass er etwas davon weiß«, setzte er hastig hinzu.
Doch es war zu spät. Der Gedanke, dass der Hexer ihnen eine heimtückische Falle gestellt haben könnte, hatte sich in Najels Kopf festgesetzt.
» Ist doch egal, wer es war!«, rief Guederic. » Hier sind wir, und daran können wir erst einmal nichts ändern. Anstatt herumzujammern, sollten wir uns lieber überlegen, was wir als Nächstes tun.«
Der finstere Gesichtsausdruck des jungen Manns sprach Bände: Seine Entscheidung stand fest. Vermutlich wollte er Saats Insel stürmen und sich den Hexer vorknöpfen, um ihm seine Untaten heimzuzahlen.
» Als Erstes sollten wir uns einen Platz für die Nacht suchen«, sagte Damián. » Außerdem müssen wir uns… um Nols Leiche kümmern.«
Keiner von ihnen hatte den Ewigen Gott vergessen, der ganz in der Nähe auf der notdürftig zusammengebastelten Trage ruhte. Unzählige Insekten krabbelten bereits auf dem Toten herum. Najel verzog das Gesicht und begann, sie mit bloßen Händen zu verscheuchen, bis Zejabel ihm zurief: » Benutze lieber einen Ast. Ein Biss oder Stich kann dich krank machen. Oder Schlimmeres…«
Najel schluckte und dankte ihr mit einem Nicken. Mittlerweile glühte das Gesicht der Zü vor Fieber. Sie wankte zu einem knorrigen Baum, sank zu Boden und lehnte sich an den Stamm, während die jungen Leute das Nachtlager errichteten. Sie hatte nicht mehr die Kraft, ihnen zu helfen, konnte aber immerhin wertvolle Ratschläge beisteuern. Schließlich hatte sie jahrelang in dieser menschenfeindlichen Umgebung gelebt. So empfahl sie ihnen, mit dem Fuß aufzustampfen oder mit einem Stock auf den Boden zu schlagen, bevor sie einen toten Ast aufhoben oder die Blätter einer Pflanze beiseitebogen. Sie wies sie an, einen flachen Graben um das Stück trockenen Boden zu ziehen, auf dem sie übernachten wollten, und etwas
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