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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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frommen Lüge bedienen musste.
    » Nol wird gewiss wiedergeboren werden«, sagte er und wischte sich die Tränen vom Gesicht. » Wenn es in dieser Welt noch Gerechtigkeit gibt, wird er in einer Familie aufwachsen, die ihn liebt. Ebenso sehr, wie er die Kinder des Jal geliebt hat.«
    Die Erben nickten, obwohl ihnen seine Worte das grausame Schicksal von Nols Schützlingen in Erinnerung riefen. Doch vielleicht hatten nicht alle in dieser blutigen Nacht den Tod gefunden. Vermutlich waren einige auf den Bäumen geblieben, wo sie vor den Dämonen in Sicherheit waren. Zwar mussten sie Todesängste ausgestanden haben, aber zumindest hatten sie überlebt. Auch wenn niemand wusste, was die kommende Nacht bringen würde.
    Damián wollte diesen Gedanken gleich wieder aus seinem Kopf verbannen, und so richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Bogen, den sie durchschritten hatten. Er wirkte ein wenig kleiner als die Pforten, die sie bereits kannten, schien aber mindestens genauso alt zu sein. Er war von dichtem Gestrüpp überwuchert: So weit der Fackelschein reichte, verschwanden die Pfeiler ganz und gar unter Efeu und anderen Kletterpflanzen. Man hätte sie leicht mit zwei Baumstämmen verwechseln können. Selbst bei genauerem Hinsehen war nur schwer zu erkennen, dass es sich um ein Bauwerk von Menschenhand handelte.
    » Diese Pforte steht nicht auf der Liste meines Vaters«, sagte Damián. » Und du hast auch noch nie von ihr gehört, nehme ich an?«
    Zejabel stand mit gesenkten Schultern da und schüttelte den Kopf. » Der Legende nach kam die erste Göttin Zuïa eines Tages aus den Sümpfen. Wahrscheinlich hatte sie das Karu verlassen und war aus dieser Pforte getreten…«
    Damián nickte ernst. Vor dem Verschwinden des Jal hatte jeder Unsterbliche über eigene Kräfte und eine eigene Gestalt verfügt. Anders als ihre Brüder und Schwestern hatte Zuïa nicht für alle Ewigkeit ein und denselben Körper gehabt. Nur der Geist der Rachegöttin war unsterblich gewesen, sodass sie zwei- oder dreimal in einem Jahrhundert gezwungen gewesen war, den Körper einer Sterblichen in Besitz zu nehmen. Aber natürlich musste die Dämonin bei ihrem Wechsel in die Welt der Menschen einen ursprünglichen Leib gehabt haben.
    » Wieso wusstest du nichts von der Pforte? Ich dachte, du kennst die Insel wie deine Westentasche?«, fragte Guederic verwundert.
    » Nur die Gebiete, in denen unser Überlebenstraining stattfand. Andere Teile der Insel standen in dem Ruf, zu gefährlich zu sein, weshalb selbst die Judikatoren davor zurückschreckten, uns dorthin zu schicken. Wegen der Morocas. Der Giftschlangen.«
    Damián sah auf das dunkle Wasser hinunter und watete hastig zum Ufer. Seine plötzliche Panik vermittelte ihm einen Eindruck davon, was für eine schreckliche Kindheit und Jugend Zejabel an diesem Ort verbracht hatte. Ein Leben in Angst, geprägt von unerbittlichen Prüfungen und einer gnadenlosen Rivalität zwischen ihr und den anderen Mädchen, die von den Judikatoren zu Mörderinnen ausgebildet wurden. Der ständige Kampf auf Leben und Tod. Dazu der religiöse Unterricht, eine Art Gehirnwäsche, damit Zejabel der Göttin irgendwann vorbehaltlos ihren Körper schenkte. Josions Mutter war die Beste in allen Disziplinen gewesen, und so war sie zur Kahati ernannt worden, Zuïas persönlicher Dienerin. Bis sie eines Tages erkannte, dass sie in Wahrheit keiner Göttin, sondern einer Dämonin diente.
    » Eins verstehe ich nicht«, sagte Josion. » Warum benutzte Zuïa vor zwanzig Jahren nicht diese Pforte, um auf die Insel Ji zu gelangen?«
    Damián zuckte mit den Schultern. » Wir wissen nur von drei Unsterblichen, die die Pforten auf diese Weise gebrauchen konnten. Nol, die Undinen– und Sombre. Sie alle waren Wächter ihrer eigenen Pforte. Zuïa stand dieser Weg vermutlich nicht offen.«
    Bei seinen Worten ließen die anderen unwillkürlich die Blicke schweifen. Sie überlegten, welch grauenvolles Ungeheuer vor gut zwei Jahrzehnten, bevor Sombre die Ewigen Wächter tötete, wohl an dieser ethekischen Pforte gelauert hatte. Welche Gestalt mochte eine Kreatur in einem Land gehabt haben, in dem Insekten, Reptilien und Gliederfüßler die unumstrittenen Herrscher waren? Nach dem Kampf gegen Zuïa war die Antwort naheliegend: Der Ewige Wächter war eine Riesenspinne mit dem Rumpf einer Frau und dolchartigen Stacheln am Ende der Gliedmaßen gewesen.
    Da kam Damián ein erschreckender Gedanke. Wie hätte sich Zuïas Wiedergeburt weiterentwickelt,

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