Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
Kreaturen. Aus dieser Tatsache konnte man alle möglichen Schlüsse ziehen, von denen ihm keiner besonders behagte.
Unter dem Eindruck dieses beunruhigenden Wortwechsels machten sich die Erben wieder auf den Weg. Kurze Zeit später entdeckten sie abermals einen der zerlumpten Irren, und gleich darauf zwei weitere. Für Guederics Gefährten waren diese Begegnungen beängstigend, für ihn aber waren sie schier unerträglich. Ihm war, als würden die Kerle ihn verhöhnen.
» Es werden immer mehr«, bemerkte Najel.
» Das bedeutet sicher, dass wir uns unserem Ziel nähern«, sagte Damián.
Er war bemüht, seinen Worten einen zuversichtlichen Klang zu geben, aber die anderen wurden immer unruhiger. Bald lauerten in jedem schattigen Winkel und in jeder Felsspalte bedrohliche Gestalten, die sich unruhig auf und ab bewegten und sie anknurrten. Wenn es Nacht gewesen wäre, hätten die einstigen Dämonen wohl nicht gezögert, die Erben anzugreifen. Und daraus ergab sich eine weitere Frage: Würden sie es schaffen, vor Sonnenuntergang wieder aus den Bergen herauszukommen? Sie hatten sehr viel länger als einen halben Tag gebraucht, um diese Höhe zu erreichen.
Aber ihr Aufstieg war noch nicht beendet und sie durften nicht aufgeben, bis sie die Gärten des Dara erreicht hatten – was unwahrscheinlicher denn je erschien. Die Erben irrten in einem Niemandsland aus Felsen umher, umzingelt von einer Meute Wahnsinniger, die sich immer aggressiver gebarte. Diese beklemmende Situation zog sich in die Länge, bis die Erben ihre Entscheidung, den Berg zu besteigen, zu bereuen begannen. Guederic hingegen wünschte sich nichts lieber, als dass sich die Verrückten endlich auf sie stürzten, damit er seine Wut an ihnen auslassen konnte.
» Hier ist es!«, rief Souanne plötzlich mit erstickter Stimme.
Die völlig überwältigte Legionärin zeigte auf eine Öffnung im Fels, die nicht anders aussah als unzählige andere, an denen sie im Laufe des Tages vorbeigekommen waren. Eine affenähnliche Gestalt wich in die Dunkelheit zurück, als sie näher traten, um sich die Felsspalte anzusehen.
» Bist du sicher?«, vergewisserte sich Damián.
» Ja!«, rief sie fieberhaft. » Ich weiß es. Ich spüre es, genau wie in Romin. Wir müssen durch diesen Tunnel. Das Dara befindet sich am Ende!«
Die Erben scharten sich in feierlichem Ernst um den Eingang, aus dem ihnen Modergeruch entgegenschlug. Zu sagen gab es ohnehin nichts mehr. Sie zündeten ihre Lampen an, und Josion und Zejabel drangen als Vorhut in die Dunkelheit ein. Die Zü verscheuchte mit ihrem Speer die beiden Wahnsinnigen, die den Eingang zu bewachen schienen. Maara und Najel schlossen sich ihnen an, gefolgt von Lorilis und Damián. Jetzt fehlten nur noch Guederic und Souanne.
» Ich … ich kann nicht«, stammelte die Legionärin. » Diesmal nicht, nicht hier …«
» Bleib dicht bei mir«, sagte Guederic.
Er zog sie mit sanfter Gewalt in den Tunnel. Plötzlich überkam ihn ein unerklärliches Wohlgefühl. Die anderen waren schon ein gutes Stück voraus und marschierten zügig voran. Sie hatten es offenbar eilig, ihr Ziel zu erreichen und der Finsternis zu entfliehen. Guederic lief ihnen hinterher, die zitternde Souanne an seiner Seite. Draußen mochte die Legionärin ihre Eingebungen haben, aber hier unten waren sie in seinem Reich! Spontan stieß er einen lauten Kampfschrei aus, gerichtet an alle Kreaturen, die in der Finsternis lauerten.
Sofort kam eine Antwort: Dunkle Schatten glitten auf sie zu und knurrten bedrohlich. Manche der Laute stammten eindeutig nicht aus menschlichen Kehlen. Guederic packte Souannes Hand, zog sein Rapier und rannte los. Im Laufen legte er den Kopf in den Nacken und lachte aus vollem Halse. Als die erste Kreatur ihn ansprang, schlitzte er sie noch in der Luft auf. Zwei weitere fielen über ihn her, und er metzelte sie mühelos nieder. Weiter vorn im Tunnel verteidigten sich seine Gefährten verzweifelt gegen weitere Angreifer. Auch sie rannten jetzt durch den Tunnel. Für sie zählte nur noch eins: so schnell wie möglich den Ausgang zu erreichen.
Guederic hingegen kostete jede Dezille des Kampfes aus. Er hatte so lange darauf gewartet. Seit der vergangenen Nacht, vielleicht aber auch schon viel länger, hatte er diesen Kreaturen beweisen wollen, dass er der Stärkere war. Er war ihr Herrscher, und kein Mensch oder Dämon konnte ihn besiegen. In seinem Blutrausch spürte er kaum, wie die Krallen seiner Gegner ihm die Haut aufrissen. Bald
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