Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
überzeugende Worte von dem Mann im weißen Kittel. Ich bin sicher, daß er glaubte, sein Bestes getan zu haben. Er war eben einfach realistisch.
Aber die Mutter gab sich damit nicht zufrieden und die Tochter auch nicht. So gingen sie wieder nach Hause, enttäuscht, aber entschlossen. Schließlich konnten die Ärzte sich ja auch geirrt haben. Die Mutter begann die Beine des kleinen Mädchens zu massieren, betete und rieb die Beine mit Kräutern
ein, die eine Nachbarin ihr empfohlen hatte. Das war das einzige, was sie tun konnte.
Nach ungefähr einem halben Jahr hatte die Mutter des kleinen Mädchens das Gefühl, daß es mit den Beinen etwas besser geworden war. Wieder machte sie mit ihrer Tochter den weiten Weg zum Krankenhaus. «Die Beine sehen kräftiger aus», sagte sie zu dem Arzt.
Der Arzt war ein bißchen irritiert, aber mitfühlend. Er untersuchte die Beine des Mädchens kurz und sagte: «Nein, ich habe es Ihnen doch gesagt, es wird nicht besser . Es ist wirklich besser für Sie, wenn Sie sich keine falschen Hoffnungen mehr machen. »
Da war das kleine Mädchen völlig am Boden zerstört und die Mutter auch. Trotzdem konnten sie die Hoffnung immer noch nicht aufgeben. Sie waren ganz und gar unvernünftig . Sie versuchten es weiter mit den Massagen und den Gebeten.
Zum Schluß fragten wir die Teenager aus Washington, D.C.: «Wißt ihr, warum wir euch diese Geschichte erzählt haben? Weil die Kleine tatsächlich gelernt hat, ohne Krücken zu gehen. Bald konnte sie sogar rennen. Sie rannte immer schneller und überholte all ihre Geschwister. Sie lernte schneller laufen als alle anderen Frauen auf der Erde. Bei den Olympischen Spielen im Jahr 1960 gewann sie vier Goldmedaillen. Sie heißt Wilma Rudolph. »
Nach dieser wahren Geschichte saßen die jungen Burschen aus dem Ghetto nur noch da, starrten uns an und schwiegen betreten. Plötzlich hatten all die Ausreden, all die Gründe, warum sie ihre Ziele nicht erreichten, ihre Wirkung verloren: «Ich bin schwarz. Ich bin schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Ich kann weder lesen noch schreiben.» Wir redeten mit den jungen Leuten. Sie wiederholten ihre Ausreden und ihr ewiges «Ja, aber ... » Da sagten wir, wir seien schwerhörig, und erklärten ihnen, daß ihre Ausreden bei uns auf taube Ohren stießen. Wir würden ihnen einfach nicht glauben, daß sie nicht lesen könnten, daß sie faul oder dumm wären und was sonst noch alles andere ihnen eingeredet hätten.
Schließlich hatten diese jungen Leute aus Washington, D. C. keine Ausreden mehr, weder für uns noch vor sich selber.
Einige holten ihre Schulausbildung nach und arbeiteten daneben, andere begaben sich in die Obhut freiwilliger Sozialhelfer oder versöhnten sich wieder mit ihren Eltern. Zu einigen verloren wir den Kontakt. Doch selbst diejenigen, die weiterhin auf der Straße herumlungerten und mit denen es immer weiter bergab ging, wußten jetzt wenigstens, daß das ihre eigene Entschcidung war.
Vielleicht sollten wir uns fragen: Wenn diese jungen Leute, die sich aus so harten Lebensumständen emporarbeiten. mußten, keine guten Ausreden hatten, was für Ausreden haben wir dann?
FÜNFTER TEIL
Aus der Enge in die Weite: Zu einem erfüllten, glücklichen Leben
Einführung
Wir sind gemeinsam bis hierher einen steinigen, steilen Weg gewandert: Wir haben das Fundament für den Pfad des friedvollen Kriegers gelegt (im 1. Teil). Wir haben uns mit den Zwängen auseinandergesetzt, die durch unsere inneren Blockaden entstehen (im 2. Teil). Dann haben wir untersucht, wie sich diese körperlichen, mentalen und emotionalen Hindernisse beseitigen lassen (im 3. Teil). Schließlich haben wir uns an die größten Hürden herangewagt, an unsere inneren Feinde (im 4. Teil).
Wer es bis hierher geschafft hat, wer all die schwierigen Einsichten und Erkenntnisse verkraftet hat, der darf jetzt die Früchte unserer gemeinsamen Mühe genießen. Nun können wir immer weiter und höher klettern bis ins Reich des Höheren Selbst hinein und die Vision eines friedvollen Kriegers von einer erweiterten, liebevolleren, glücklicheren Einstellung zum täglichen Leben erkunden.
13
Das Herz öffnen
Liebe ist Freundschaft, die Feuer gefangen hat. Sie begegnet uns in Form von ruhigem Verständnis, Vertrauten, Gemeinsamkeit und Vergebung.
Liebe bleibt in guten und in schlechten Zeiten treu. Sie erwartet keine Vollkommenheit und hat Verständnis für menschliche Schwächen.
Liebe ist zufrieden mit dem jetzigen Augenblick; sie
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