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Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers

Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers

Titel: Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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Leute sie.
    Kaum einer von ihnen fand Arbeit; also lungerten sie auf der Straße herum. Ihre Zukunft sah ziemlich düster aus. Manchmal sagte ein Sozialarbeiter zu einem der Jungen: «Hör zu. Du kannst etwas aus deiner Zukunft machen! Dein ganzes Leben liegt noch vor dir, du bist jung und stark – du könntest eine glänzende Zukunft vor dir haben. » Dann sah der Bursche den Sozialarbeiter an, als habe er einen Irren vor sich, und brachte all seine Ausreden vor, die sicherlich sehr überzeugend klangen:
«Ich – eine glänzende Zukunft? Ich lebe als Schwarzer in einem rassistischen Land, ich kann weder lesen noch schreiben, und ich bin schon von fünf Schulen geflogen. »
    Dann versuchten die Sozialarbeiter es mit irgendeiner optimistischen Antwort: «Ja, aber – du könntest es doch trotzdem irgendwie schaffen ... » Diese gutgemeinten, aber leeren Ermunterungen stießen auf taube Ohren. Sie machten keinen Eindruck, weil diese jungen Burschen so gute Entschuldigungen dafür hatten, warum sie nie das erreichen konnten, was sie wollten.
    Dann nahm die Stadtverwaltung Verbindung zu mir und ein paar meiner Kollegen auf. Wir begannen mit den jungen Leuten zu arbeiten. Wir versuchten sie auf einem Weg zu erreichen, der noch nie zuvor ausprobiert worden war. Wir boten ihnen eine Kampfsportausbildung an, die ihr Basis-Selbst stärken sollte, denn so draufgängerisch sie sich nach außen hin auch gaben, es war alles nur Bluff. Ihr Basis-Selbst war verängstigt und auf Schmerz und Selbsthaß vorprogrammiert. Die Kampfsportausbildung war ein Weg, mehr Selbstsicherheit, Selbstachtung, Zuversicht und Mut in ihnen zu wecken und in ihnen den Samen zu positiveren Lebenserfahrungen zu legen, und zwar auf eine Art und Weise, die sie ansprach und die sie als sinnvoll empfanden.
    Wir gingen mit offenem Herzen an diese Aufgabe heran und überschütteten die jungen Menschen mit Liebe. Wir ließen sie die Liebe fühlen, die wir für sie, für ihre Seelen, empfanden, obwohl sie keineswegs alle einen übermäßig liebenswerten Charakter besaßen. Wir halfen ihnen, sich in einem neuen Licht zu sehen, und achteten darauf, daß sie unsere liebevolle Fürsorge spürten, damit sie anfangen konnten, auch sich selbst ein wenig von dieser Liebe entgegenzubringen.
    Wir waren nicht vernünftig. Wir nahmen ihnen all ihre «guten» Ausreden nicht ab. Wir gingen keine Sekunde lang davon aus, daß sie «arme Problemkinder» oder in irgendeiner anderen Hinsicht gehandikapt waren. Wir sagten ihnen, daß es uns nicht interessierte, wo sie herkamen; uns interessierte nur, wo sie hingingen. Und mit der Zeit veränderte sich tatsächlich einiges, obwohl bis dahin noch keiner an diese Jugendlichen herangekommen war!

    Natürlich klammerten sie sich wie die meisten Menschen nach wie vor an ihre Ausreden – sie waren ein Schutzschild für sie. Es nützte nichts, ihnen einfach nur zu sagen, daß ihr Leben noch vor ihnen lag. Dazu waren ihre negativen Überzeugungen, Ausreden und Gründe viel zu fest in ihnen verankert. Wir mußten ihnen schon eine Zukunftsperspektive aufzeigen.
    So erzählten wir ihnen die Geschichte eines kleinen schwarzen Mädchens aus einer sehr armen Familie im ländlichen Süden der Vereinigten Staaten. Der Vater hatte die Familie verlassen, und die Mutter hatte ungefähr zwölf Kinder zu versorgen. Das kleine Mädchen hatte eine schwere Kinderlähmung gehabt, ihre Geschwister mußten sie in einer Schubkarre herumfahren oder tragen. Ihr sehnlichster Wunsch war es, gehen und mit ihren Geschwistern herumlaufen und spielen zu können. Aber sie konnte nicht einmal stehen.
    Eines Tages hörte ihre Mutter von einem Krankenhaus in der Stadt, wo man umsonst behandelt werden konnte. Sie machte sich auf und zog ihre Tochter in einem Handwagen hinter sich her, eine dreitägige Reise auf einer holperigen, staubigen Straße. «Können Sie meiner Tochter helfen?» fragte die Mutter den Arzt. Er untersuchte sie. «Ja, ich glaube schon, daß wir etwas tun können», sagte er. Sie wuschen die Tochter und paßten ihr Krücken an.
    Als die Mutter ihre Tochter mit den Krücken sah, sagte sie: «Vielen Dank. Aber meine Tochter will keine Krücken. Können Sie ihr nicht helfen, ohne Stütze zu laufen? Sie wünscht es sich so sehr.»
    «Leider nicht», sagte der Arzt. «Sie hatte eine schwere Kinderlähmung und hat nicht mehr genügend Muskelgewebe. Sie wird nie wieder ohne Krücken laufen können. Mehr können wir nicht für sie tun. » Das waren

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