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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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— nein.“
    „Was?“
    „Ich habe... also, ich habe den
Schmuck nicht mehr.“
    „Wie meinst du das? Dir hing
doch eben die Kordel aus der Jacke, und hast dir auf den Bauch geklopft, wo du
den Beutel hattest — bevor du abgeschoben bist zum Klo.“
    „Jaja, aber dort... der Schmuck
ist weg. Ich fasse ja selbst noch nicht, wie das passieren konnte.“
    „Was denn, was denn? Hast du den
Schmuck versehentlich im Klo runtergespült?“
    „Sowas passiert mir nicht.
Der... TKKG-Typ war da, dieser Tim. Als ich beim Waschbecken... Der war
plötzlich im Fenster, hat mich gepackt, hat mir fast den Kopf abgerissen, hat
gedroht — wie ein Gorilla — und schon hatte er den Beutel. Ja, ein Überfall
durchs Fenster. Ich stand so verdammt nah, nämlich am Waschbecken. Da konnte er
mich packen. Ehrlich, ich habe mich gewehrt wie ein Löwe. Aber der Mistkerl hat
ja auch dich flachgelegt.“

    Ossi starrte mit offenem Mund.
Und begann heftig zu schniefen. Bierdunst wölkte zwischen den Zähnen hervor,
und Jo nahm den Kopf zurück. Schon wieder wurde ihm, Jo, übel.
    „Erzähl das nochmal!“ stieß
Ossi hervor. „Ich will das ganz genau wissen.“

6. Geleitschutz
     
    Oma Unken weinte. Sie saß im
Sessel und drückte ein Spitzentüchlein an die Augen. Auf ihrem Schoß lag der
Schmuckbeutel.
    Voller Mitleid verharrten die
Jungs in atemloser Stille. Klößchen schluckte. Tim preßte die Lippen
aufeinander und machte schmale Augen.
    Schlimm! dachte er. Sie ist
fast die letzte ihres Stammes, 78 Jahre alt und viel zu gütig zu diesem
mißratenen Enkel. Was der ihr antut! Muß so der
Lebensabend einer netten alten Dame aussehen? Ich hätte ihn mit den Haaren
festknoten sollen am Fenstergriff. Denn jetzt? Null Strafe. Oma Unken bittet
darum, daß wir schweigen. Keine Polizei. Kein Wort nach draußen. Weil die
Familienehre sonst gänzlich am Boden liegt. Die Oma klammert sich an Jos
verlogene Behauptung. ... hätte den Schmuck zu einem Anwalt gebracht ...
Daß ich nicht lache! Sie glaubt’s ja auch nicht. Aber was soll sie machen?
Weist sie ihn aus dem Haus, kommt er ganz auf die schiefe Bahn. So kann sie ihm
wenigstens die Wäsche waschen und Frühstück machen. Arme Oma Unken!
    Sie ließ das Tuch sinken. „Was
meint ihr? Bin ich im Recht? Oder muß ich ihm den Schmuck überlassen?“
    „In so eine
Familienangelegenheit“, sagte Tim, „dürfen wir uns nicht einmischen. Aber ich
finde Ihre Entscheidung goldrichtig, großherzig und edel. Das Elend in der Welt
ist wie die Chinesen: Ständig wird’s mehr. Und die Bereitschaft zur Hilfe nimmt
ab, weil der Eigennutz um sich greift wie früher die Pest. Da kann’s doch nur
richtig sein, was Sie vorhaben. Ihr Enkel muß selbst für sich sorgen.“
    „Er erbt ja auch.“
    „Ah, ja?“
    „Mein Barvermögen. Und diese...
Haushälfte. Sie gehört mir. Inzwischen besitze ich auch den gesamten Garten —
nicht nur die Hälfte. Das restliche Grundstück habe ich von Herrn Baumgärtl
erstanden.“
    „Und das alles kriegt Ihr Enkel
eines — hoffentlich fernen — Tages? Ist doch riesig.“
    „Ja, nicht“, sie straffte sich.
„Und deshalb tue ich mit dem Schmuck ein gutes Werk. Wollt ihr ihn sehen?“
    Tim und Klößchen staunten
pflichtgemäß, als Oma Unken ihn auf dem Tisch ausbreitete. Das Geschmeide
funkelte und gleißte. Alles ganz toll, aber Klößchen interessierte sich mehr
für Schokolade und Tim für Schmuckstücke nur, wenn die Möglichkeit bestand, sie
für Gaby zu erwerben. Allerdings hätte sie sich nie behängt mit solchen
Klötzen, wie Ahnherrin Viktorine sie getragen hatte.
    Dann bestellte Oma Unken
telefonisch ein Taxi, und die Jungs verstauten ihre Drahtesel hinterm Haus.
    Mit dem Taxi von Tür zu Tür,
dachte Tim, wozu braucht die Oma dafür Begleitschutz?
    Diese Notwendigkeit zeigte
sich, als Bettina von Unken dem Taxifahrer die Adresse des Juweliergeschäftes
nannte.
    „Das ist mitten in der
Fußgängerzone“, erwiderte er, „ich kann nur bis zum Stiegl-Platz fahren. Dann
sind’s noch reichlich 800 Meter.“
    „Ist mir bekannt“, nickte die
alte Dame.
    Den Schmuckbeutel trug sie in
ihrer Handtasche.
    Tim nahm sich vor, keinen
Schritt von ihrer — Omas — Seite zu weichen. Handtaschen-Diebstähle waren an
der Tagesordnung — vor allem ältere Frauen die Opfer. Die autofreien Bezirke
der Innenstadt bieten gute Möglichkeiten für diese Überfälle. Ein Wirrwarr von
Gassen, zu viele Menschen — und nur wenige haben den Mut, einen flüchtenden
Räuber

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