Die Goldgräber-Bande
Müll-Sammelstelle.“
„Weggeworfen hättest du das
Papier auch ohne das Schild.“
„Verleumdung!“ Klößchen
grinste.
Sie blieben stehen vor dem
Juwelier-Geschäft.
Das Schaufenster war klein,
gestattete den Blick in den Laden und enthielt einige Samttablette, auf denen
Silber-Schmuck lag. Ohne Preisschilder. Er sah nicht sehr teuer aus, wie Tim
fand. Im Laden gab es Vitrinen als Verkaufs tische. Das Tageslicht fand den Weg
nur mühsam hierher wegen der überdachten Passage. Der Laden war sozusagen
halbdunkel, die Tür zu einem hinteren Zimmer stand offen. Dort brannte offenbar
eine Schreibtisch- oder Stehlampe, die aber nicht im Blickfeld war.
Mehrere Personen hielten sich
dort auf. Ein Mann ging umher, redete und gestikulierte. Ein anderer wurde für
einen Moment sichtbar, als er zu einem Tischchen ging und seine Zigarre
ausdrückte in einem Aschenbecher.
„Frau Lobitz sagt, sie hätte
ihr Geschäft erst vor kurzem eröffnet“, erklärte Oma Unken. Es klang ein
bißchen verzagt.
Die drei traten ein.
7. Rätsel um die
Briefkasten-Firma
Eine Frau kam aus dem
Hinterzimmer und lächelte ausdruckslos. Sie trug ein kariertes Kostüm, war
schlank und ungefähr Ende Dreißig. Ein breites Gesicht mit betonten
Wangenknochen. Viel Make up und grüne Augen mit grünem Lidschatten ringsum. Dem
TKKG-Häuptling mißfiel sie sofort.
„Guten Tag“, sagte Oma Unken.
„Frau Lobitz? Ich bin Bettina von Unken.“
„Hach, das freut
mich aber.“ Sie kam hinter der Verkaufs-Vitrine hervor und reichte der alten
Dame die Hand — eine Hand mit zwei Goldreifen und mehreren Ringen. „Ich habe
Sie schon erwartet, gnädige Frau. Ihre Enkel, ja?“
Sie lächelte Tim und Klößchen
zu.
„Beinahe“, nickte Bettina, was
als Erklärung genügte. „Ich habe meinen Schmuck mitgebracht.“
„Ich bin sehr gespannt“,
behauptete die Lobitz.
Der Schmuck wurde auf einem
Samttablett ausgebreitet. Frau Lobitz — sie hieß Irene mit Vornamen, wie Tim
der Aufschrift an der Ladentür entnahm — griff zur Lupe und prüfte jedes Stück.
Dabei notierte sie auf einem Block.
Klößchen tauschte einen Blick
mit seinem Freund, hob die Achseln und gähnte. Wie langweilig! hieß das.
Hoffentlich können wir bald weg.
In diesem Moment beobachtete
Tim etwas.
Einer der Männer blickte aus
dem Hinterzimmer herein. Es war jener, der seine Zigarre ausgedrückt hatte. Ein
stämmiger Typ mit flachem, feisten Gesicht, kleinen Augen und fast keinen
Brauen.
Ruckartig zog er den Kopf
zurück, nachdem der Blick Oma Unken erfaßt hatte.
Sie bemerkte das nicht, hatte
sich vorgebeugt und sah zu, wie ihr Schmuck taxiert wurde.
Heh! dachte Tim. Warum
versteckt der sich?
Der andere zeigte keine Scheu,
latschte immer noch auf und ab und band sich dabei seine Krawatte. Wobei er
darauf achtete, daß sie lang genug hing. Das untere Ende wurde sehr kurz, denn
der Typ war groß, außerdem jünger als der andere und schmal. Er trug einen
perlgrauen Freizeitanzug mit rosarotem Hemd. Die Krawatte war blau gestreift.
Auch dieses Gesicht gefiel dem
TKKG-Häuptling nicht: ein Pferdegesicht mit Tränensäcken und fleischiger Nase.
Der Mann sah aus, als führe er ein Luderleben. Seine Blicke kamen aus dem
Augenwinkel.
„Ich bin begeistert“, sagte
Irene Lobitz.
„Wirklich? Das freut mich.“
„Du!“ rief die Juweliers-Dame
ins Hinterzimmer. „Komm doch mal! Sieh dir diese Pracht an.“
Der lange Typ stelzte herein,
grinsend.
„Das ist Herr Wolmhus“, stellte
die Lobitz vor. „Er berät mich und vermittelt mir Kunden.“
Wolmhus verbeugte sich vor Oma
Unken.
Irene Lobitz deutete auf das
Tablett. „Alles in allem komme ich auf etwa 460 000.“
Oma Unken atmete tief. Tim
spürte ihre Freude wie eine Luftbewegung.
Wolmhus beugte sich über das
Tablett, ließ einen coolen Blick lange wandern und nickte.
„Mindestens. Wenn wir die
richtigen Käufer finden, läßt sich noch mehr rausholen. Nur zu gern erwerben
gutbetuchte Leute“, er sah Bettina an, „außergewöhnlichen Schmuck. Allerdings —
Sie müssen ein bißchen Geduld haben. Für ein Collier wie dieses hier kommt nur
ein bestimmter Kundenkreis in Betracht.“
Oma Unken nickte. „Ein guter
Preis ist mir wichtiger als rasche Abwicklung. Es ist ja kein Notverkauf.“
Sie erhielt eine Quittung.
Jedes Schmuckstück war aufgelistet mit Preisangabe. Irene Lobitz vermerkte
schriftlich, sie habe den Schmuck in Kommission genommen. Stempel und
Unterschrift.
Tim sah der Oma über
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