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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Gärungskohlensäure, die Mund und Rachen kaum bergen konnten, liebte auch das leichte Aufstoßen, das keiner der Gäste wahrnahm. Das zweite Glas schlürfte er langsam, ohne zu rülpsen, die Voyeure von hinten betrachtend, die vor Monas großformatigen Bildern standen und offenbar positive Urteile verkündeten. Wortfetzen und das Klicken der Verschlüsse mehrerer Fotoapparate erreichten ihn, untrügliche Zeichen für einen heraufziehenden Erfolg.
    Greven hatte Mona auf einer Vernissage kennen gelernt. Dabei war er nicht wegen ihrer Bilder in die Galerie Fehnborg nach Eppendorf gekommen, sondern um den Galeristen festzunehmen, der an äußerst raffinierten Geldwäschegeschäften beteiligt war. „Sie können doch nicht einfach meinen Galeristen verhaften!“ Mona hatte sich ihm in den Weg gestellt. „Das ist meine erste große Ausstellung, die lasse ich mir doch nicht von Ihnen kaputtmachen!“
    Noch heute musste er schmunzeln, wenn er an diesen Auftritt von Mona dachte, die sich wie eine Furie auf ihn gestürzt hatte, um ihren Namen zu retten, obwohl sie noch gar keinen richtigen hatte. Den aber hatte sie wenige Tage später, als der Fall Fehnborg von der Presse mit Schlagzeilen bedacht wurde und in sämtlichen Zeitungen Fotos von der Vernissage, der Verhaftung und Mona erschienen. Der Stern widmete ihr einen Drei-Seiten-Bericht, die NDR-Talkshow lud sie ein – und den Kommissar, der die Vernissage gesprengt hatte.
    Greven ließ ein drittes Glas Champagner in sich hineinlaufen und durchforstete die Salatblätter nach weiteren verwaisten Lachsbrötchen, fand aber keines. Es war tatsächlich nur eines übriggeblieben. Ungeschriebene Gesetze werden manchmal strenger eingehalten als geschriebene. Dafür stöberte er noch ein paar Krabben auf, die sich unter das Grün gerettet hatten.
    Mona klebte noch immer in der Traube aus Bewunderern und Journalisten lokaler Blätter, die heute über Kunst, morgen über Stadtratssitzungen und übermorgen über Mord zu berichten hatten. Er kannte sie alle, den arroganten Hartmuth, den genauen und unaufgeregten Müller und den in jeder Hinsicht ahnungslosen Bönhase, der nie eine Journalistenschule von innen gesehen hatte, aber der Schulfreund eines Verlegersohnes war. Alle hatten ihn schon interviewt, ihn um Details gebeten, ihm mitunter sogar in die Suppe gespuckt, hatten eigene Zeugen aufgetrieben und ihnen kühne Behauptungen in den Mund gelegt. Heute schenkten sie ihm keine Beachtung, hatten ihn vorhin nur im Vorbeigehen gegrüßt und sich gleich auf Mona gestürzt.
    Nun machten sie Bilder von gemachten Bildern, grätschten, knieten, verbogen sich vor dem Triptychon, dem imposantesten Werk. Die reinsten Kontorsionisten, wie sie versuchten, sich ein Bild zu machen von dem dreigeteilten Bild, auf dem Monas Menschen, die für sie so typischen Fratzen, lachend, schreiend, keifend, feixend in einer Bilderflut versanken, in Projektionen und Pixeln, in einem Meer aus Bildern, technischen zumeist, die den Menschen die Welt vorenthielten, indem sie sie ihnen erbarmungslos zeigten. Das war Monas Thema. Die Welt der Bilder, der sie mit Bildern beizukommen versuchte.
    Plötzlich brach die Traube auseinander, franste aus, verlor immer mehr Elemente, die sich in den Ausstellungsräumen verteilten. Jedes Bild zog andere Betrachter an. Lediglich die Journalisten hantierten noch mit Diktiergeräten, Blöcken und Kameras, doch das waren nur kurze Rückzugsgefechte auf dem Weg in den Feierabend oder zur Hauptversammlung eines Geflügelzuchtvereins. Zwei, drei künstliche Blitze zuckten noch durch die Räume, dann war das Interesse verloschen, waren die Bilder gemacht. Er hatte sich nicht geirrt, schon stoben die drei Herren auseinander und gaben Mona endlich frei, die gleich auf ihn zuschoss.
    „Fünf Bilder! Wir haben fünf Bilder verkauft“, strahlte sie ihn an, packte ihn am Armani-Ärmel und zerrte ihn vor die mit einem roten Klebepunkt versehenen, großformatigen Exponate. Die Käufer hatten Geschmack bewiesen, das musste Greven ihnen und ihren Brieftaschen lassen. Mit sicherem Instinkt hatten sie die fünf besten Bilder ausgewählt, oder jedenfalls die fünf Bilder, die in seinen Augen die besten, die lebendigsten waren, die Wahrheiten verkündeten, sofern es etwas Derartiges überhaupt gab, die Gesichter zeigten, die trotz aller Verzerrungen die Gesichter von Lebenden, von faszinierend Gewöhnlichen, von sympathischen Hässlichen waren. Greven sah Mona an, sah, wie sie jedes Bild noch

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