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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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allein auf der Affinität ihrer Formen zu denen der Kubisten, sondern ist auch in ihrer Begeisterung für die Blaue Periode Picassos zu suchen. Oder, um mit Adorno zu sprechen, dass Form als sedimentierter Inhalt zu verstehen sei, ist bei ihren Bildern auch dem Laien evident.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist mir ein großes Vergnügen und eine Ehre, die Ausstellung mit neuen Werken von Frau Mona Jenns nunmehr für eröffnet zu erklären.“
    Applaus von etwa hundert geladenen Gästen prasselte durch die Ausstellungsräume und veranlasste Mona zu einer leichten Verbeugung. Auch Greven, der neben ihr stand und nicht so recht wusste, was in dieser Situation zu tun war, entschloss sich spontan, ebenfalls den Kopf zu neigen und sich für den Beifall zu bedanken.
    Mona hatte ihn in einen fast schwarzen Armani-Anzug gesteckt, den sie ihm extra für die Eröffnung gekauft hatte, passend dazu ein weißes T-Shirt und italienische Schuhe, handgefertigt und entsprechend teuer. Dank seines Mehrtagebartes und seines fast kahlen Kopfes glich er den anderen Kunstfreunden, Künstlern, Sammlern und Kennern, die sich in der Emder Kunsthalle eingefunden hatten, allesamt aufgetakelt und über die Toppen geflaggt. Doch trotz des passenden Zwirns fühlte er sich nackt; die von Mona in irgendeiner Boutique gekaufte zweite Haut war nicht die seine, bot ihm nicht die Sicherheit und Freiheit, die er gewohnt war. Aber das ließ er sich nicht anmerken, sondern warf wohlmeinende Blicke in den Raum, nickte bekannten und unbekannten Gesichtern zu, grüßte andere An- und Aufzüge.
    „Was diese Kunsthistoriker immer so zusammenschwafeln“, flüsterte ihm Mona zu, als er ihr vom soeben eröffneten Büfett ein Glas Champagner reichte, „vor allem dieser Karlheinz Gerber-Hartmann M.A. Alle haben sie immer dieses M.A. im Schlepptau und in Köln oder Heidelberg Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Und selbstverständlich verstehen sie jedes Bild, können jede Form und jeden Pinselstrich deuten.“
    „Und zitieren brav Adornos Ästhetische Theorie “, fügte Greven grinsend hinzu und stieß mit Mona auf den Erfolg der Ausstellung an, der nicht zuletzt mit der Hoffnung verbunden war, einige der Bilder auch zu verkaufen.
    Ihre Zweisamkeit währte nicht lange, denn auch die Eröffnungsgäste hatten sich mit dem unverzichtbaren Getränk versorgt und gierten nun danach, mit ihrem Glas das der Künstlerin zu berühren, mit ihr zu diskutieren oder ihr vorgestellt zu werden. Schnell war sie von einer Menschentraube eingeschlossen. Nur mit Mühe konnte sich Greven an ihrer Seite halten.
    „Und das ist also Ihr Mann?“
    „Nein. Mein Freund.“
    Bewertende, abschätzende, einordnende Blicke tasteten ihn ab, suchten nach seiner sozialen Stellung, seiner pekuniären Potenz, nach dem Grund, von einer renommierten Künstlerin auserwählt worden zu sein. Ihr Mann? Und dieser Herr neben Ihnen ist wohl ihr …? Sind Sie auch Künstler? Bevorzugen Sie Aquarell oder Pastell? Habe ich Sie nicht schon mal im Fernsehen gesehen? In irgendeiner Talkshow? Genau, Sie waren das damals, die Sache mit dem Galeristen! Eine gute Viertelstunde waren Mona und Greven damit beschäftigt, die gesellschaftliche Neugier der Gäste zu befriedigen, bevor sich diese, champagnerbeflügelt und nordseekrabbencocktailgestärkt, vom Büfett abwandten, um sich auf die Bilder zu stürzen.
    Für Greven war das Rennen gelaufen, denn die Meute drängte ihn ins Abseits, zog Mona mit sich und ließ ihn am geschändeten Büfett zurück. Auf einer der edelstählernen Servierplatten, inmitten hübsch garnierter, aber bereits ziemlich welker Salatblätter, war ein blasses Lachsbrötchen zurückgeblieben. Einer der Gäste musste noch kurz vor der Vernissage etwas gegessen haben, dachte er, doch dann fiel ihm ein, dass eigentlich immer ein Lachsbrötchen übrig blieb, ganz so, als käme es den Ausstellungshungrigen darauf an, der Welt zu demonstrieren, dass sie nicht allein wegen des Büfetts gekommen waren, sondern in erster Linie wegen der Kunst.
    Greven griff sich das Demonstrationsobjekt, schnippte mit dem Finger Ei und Petersilie vom Lachs und schob es in den Mund. Auch eine Flasche Champagner war der Meute entgangen, schnell langte er über den Tisch und fischte sie aus dem Eis. Nachdem er den leichten Widerstand des Korkens gebrochen hatte, füllte er ein frisches Glas und trank es langsam, aber in einem Zug aus. Er liebte die Kälte des trockenen Weins, das Zuviel an

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