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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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bestellt hat, um zu sehen, dass sie recht hat. Vielleicht wollte sie ihn auch überreden, sich zu stellen.“
    „Aber wenn der Mörder Gesine hierher bestellt hat?“
    „Das ist auch denkbar. Er könnte ihr zum Beispiel gedroht haben, er könnte von ihr die Herausgabe eines Beweises gefordert haben, einer weiteren Münze, die Harm ihr anvertraut hatte, zum Beispiel.“
    „Und hatte von Anfang an vor, sie umzubringen.“
    Nun zückte Greven sein Handy. „Peter? Wo bist du jetzt? Noch immer bei Frau Oltmanns? Dann bleib da. Ich bin schon unterwegs.“
    Zwei Männer in weißen Overalls gingen an Bord, öffneten Alukoffer und ließen sich von Hansen einweisen. Greven und Ackermann gingen von Bord. Im Hafen tummelten sich inzwischen an die hundert Schaulustige. Unter ihnen konnte Greven auch Thea Woltke und Jabbe de Vries ausmachen. Sie beobachteten das Spektakel von der Sielmauer aus. Greven wollte Gesines Onkel noch ein paar Fragen stellen, doch als er den uniformierten Kollegen erreichte, war der Fischer verschwunden. Er reckte seinen Hals und konnte gerade noch sehen, wie der alte Oltmanns zusammen mit dem alten Ysker das alte Hafentor passierte. Sein Blick schnellte zurück zur Sielmauer, doch auch Thea Woltke und Jabbe de Vries hatten sich verabschiedet.
    „Hast du die beiden gesehen?“
    „Klar, sind mir vorhin schon aufgefallen“, sagte Ackermann.
    „Kümmere dich bitte sofort um sie. Bring sie am besten in den Hafenkieker . Ich will wissen, wo sie letzte Nacht waren. In jeder verdammten Minute. Und ich will wissen, ob ihnen Gesine irgendetwas erzählt hat. Die kleinste Andeutung.“
    Ackermann nickte und begann, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Greven ging noch einmal zum Kutter zurück, sprach ein paar Worte mit den amtlichen Spurensuchern und tauchte dann auch in die Menge der Schaulustigen ein.
    Minuten später betrat er das Haus einer etwa fünfundsechzigjährigen Witwe, die gerade vom Tod ihrer einzigen Tochter erfahren hatte. Häring und der Greetsieler Dorfpolizist erwarteten ihn mit betretenen Gesichtern.
    Gesines Mutter saß in der kleinen Küche, die zugleich als Wohnzimmer diente, auf einem einfachen Küchenstuhl. Sie trug eine Arbeitsschürze, ihre wenigen aschgrauen Haare wurden von einem Kopftuch gehalten. Unabhängig von ihrem jetzigen apathischen Zustand machte sie auf ihn einen abgearbeiteten Eindruck. Die Hand, die sie ihm reichte, fühlte sich rau und trocken an, ihr Gesicht war faltig, ihr Blick leer. Keine Träne hatte sie bislang vergossen. Die Nachricht von Gesines Tod hatte zwar ihre Ohren, aber noch nicht ihr Bewusstsein erreicht.
    Greven kondolierte ihr und bat sie höflich, Gesines Zimmer ansehen zu dürfen. Wortlos hob sie die Hand. Häring öffnete die angewiesene Tür. Sie betraten einen Raum, der Greven unbekannt war. Gesine hatte ihn zum ersten Gespräch in die Küche gebeten. Weiter war er nicht gekommen, zumal es keinen Grund dafür gegeben hatte.
    Der Anblick traf sie wie ein Schlag. Es war nicht das Zimmer einer Zweiundvierzigjährigen, sondern das Zimmer eines Teenagers, allerdings eines aus den siebziger Jahren. Doch damals hatte ihr Zimmer ganz anders ausgesehen, daran konnte Greven sich noch erinnern. Vor fünfundzwanzig Jahren hatte es noch im vorderen Teil des Hauses gelegen, der nun als Ferienwohnung diente. Ein biederes Jugendzimmer im Versandhausdesign mit einem Muster aus roten und orangefarbenen Kreisen auf einer Bettcouch aus weißem Schleiflack. Stofftiere kuschelten auf dem Polster, Bravo-Poster harmloser Popgruppen zierten die Wände, und auf dem Plastiktischchen stand immer ein Glas mit Salzstangen. Alkohol und Zigaretten gab es nicht. Ihre Eltern waren sehr konservativ und streng, vor allem ihr cholerischer Vater.
    Das Zimmer, in dem sie jetzt standen, glich einer Studiokulisse, entworfen von einem Bühnenbildner, um einen Film über einen Jugendlichen zu drehen, der etwa 1975 wild pubertierte und Mitglied einer linken Schülergruppe war. Mit indischen Decken überzogene Matratzen dienten als Bett, von der Wand forderte ein schwarz-roter Che Guevara die Unterdrückten zum bewaffneten Widerstand auf, die Luft roch süßlich: Auf einem kleinen, geschnitzten Tischchen stand eine Wasserpfeife. Eingerahmt in einen alten Bilderrahmen aus dunkler Eiche hing Harm an der Wand, in Schwarz-Weiß, gut fotografiert, fast ein Coverfoto für eine LP.
    Greven warf einen Blick auf die Bücher in dem Regal aus Apfelsinenkisten. Es waren die Bücher der Zeit, vor

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