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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Vorstellung, dass es auch hier Spuren von Leben geben könnte. Obwohl er die sonderbaren Felsformationen der Cydonia-Region für ein Werk der Marsnatur hielt, war die entfernte Möglichkeit, dass es sich hierbei um die Ruinen einer Stadt handeln könnte, die vor langer Zeit von einer Alienkultur errichtet worden war, weitaus attraktiver. Der Mars hatte alles, was eine konkrete Utopie braucht: Er war in Reichweite, ohne tatsächlich erreichbar zu sein, er war umfassend fotografiert und vermessen, ohne seine Geheimnisse tatsächlich preisgegeben zu haben, seine Erforschung ging zügig voran, ließ aber der Phantasie noch genügend Spielraum.
    Gerade hatte sich Greven auf dem Mars eingelebt, hatte den Olympus Mons bestiegen, den höchsten und mächtigsten Vulkan des gesamten Sonnensystems, hatte das Vallis Marineris durchwandert und die Polkappen besichtigt, als die Sondersendung den Bildschirm räumte. Er startete noch einen Versuch, den Mars auf anderen Kanälen zu erreichen, doch die erwiesen sich, wie jene von Schiaparelli und Lowell, als Illusion. Trachtenmusikanten, die von einsamen Lederhosen in verschlafenen Alpentälern wimmerten, und Politiker, die mit gequetschtem Grinsen längst Bewiesenes dementierten, vereitelten eine weitere Reise zum roten Planeten.
    Greven entzog dem Fernseher die Energie und fand sich mit seinem irdischen Dasein ab. Er verließ das bequeme Sofa, ging quer durch das Atelier und landete bei Mona, die an ihrem Reiseziel arbeitete. Die Stadt auf ihrer Leinwand hatte inzwischen einen Himmel, die Koggen Wasser unterm Kiel. Pinsel huschten durch die Stadt und gebaren Menschen – gut betuchte Händler, zünftige Handwerker, abenteuerlustige Seeleute. Er verfolgte die Pinsel, ihre Flüge zur Palette, ihr Wüten in den glänzenden Farben, ihre Rückkehr in die Stadt, der sie Leben einhauchten. Dänen, Bretonen, Holländer, Schweden, Iren, Venezianer. Multikulturelles Mittelalter. Kraftstrotzend. Beziehungsreich. Das friesische Emden hatte keine Chance gegen einen derartigen Konkurrenten, der jede wichtige Hafenstadt Europas mit Verträgen an sich gebunden hatte. Ein Inselstaat im Wattenmeer, zuletzt erobert von den Römern vor über tausend Jahren, uneinnehmbar, aber in der Lage, den gesamten Schiffsverkehr in der Emsmündung zu kontrollieren.
    Die Bewegungen der Pinsel sahen leicht aus, spielerisch, als sei das Gebären erwachsener Menschen weiter nichts als eine Fingerübung. Doch Greven, der mit Mühe ein Strichmännchen aufs Papier brachte, wusste, dass diese Leichtigkeit nur für wenige Auserwählte galt, für Mona zum Beispiel. Zudem zählte sie zu den Malern, die eine Stadt wie diese nicht nur realistisch darstellen konnten, sondern in der Lage waren, sie leben zu lassen. Die Seeleute waren nicht einfach nur auf die Wanten geklebt, sie enterten die Webeleinen tatsächlich auf und ab. Die Händler auf der Mole waren keine Denkmäler, sie atmeten, feilschten, überwachten die Schauerleute beim Löschen wertvoller Waren.
    „Bist du vorangekommen?“, fragte Mona, obwohl die Wehen für einen weiteren Schauermann einsetzten.
    „Nicht so wie du. Eigentlich gar nicht. Wir treten immer noch auf der Stelle. Häring, Jaspers und Ackermann haben nur weitgehend wasserdichte Alibis eingeholt. Ein paar Zweifel bleiben natürlich hier und da, aber eine heiße Spur fehlt noch immer. Ich fürchte, der Fall wird sich hinziehen. Es sind einfach noch zu viele Teile im Spiel.“
    „Was ist mit Thea Woltke?“
    „Zumindest für den Mord an Harm Claasen hat sie ein Alibi.“
    „Und wenn sie einen Killer angeheuert hat?“
    „Mona!“
    „Schon gut, schon gut. Wer bleibt dann noch?“
    „Morgen werde ich Jabbe de Vries einen Besuch abstatten.“
    „Ich denke, der hat ein Alibi?“
    „Und was für eines. Aber das ist es ja gerade. Außerdem hat er mehrfach versucht, Harm aus dem Yachthafen zu vertreiben. Er war ihm und seinen Vorstellungen einer artgerechten Haltung von Touristen im Wege. Thea Woltke und Gesine hat er auch gekannt.“
    „Aber was hat er mit Gordum zu tun?“
    „Gute Frage. Vielleicht hat er eine Chance gesehen, sich weiter zu profilieren, sich irgendwelche Vermarktungsrechte zu sichern. Ich weiß, das ist nur eine kleine Chance, aber im Moment einer der wenigen Ansatzpunkte.“
    „Und die Bibliothekare?“
    „Sind sauber. Der liebe Kollege Meier hat sich dankenswerterweise darum bemüht.“
    „Eine nette Geste.“
    „Das finde ich auch“, schmunzelte Greven.
    „Und die alte

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