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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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wiedererlangte, hatte ihr der Arzt schon eine Spritze gegeben und sie ins Bett gesteckt. Er wollte jedoch auf Nummer Sicher gehen und hatte einen Krankenwagen angefordert, um sie für ein, zwei Tage beobachten zu können.
    „Wieder alles klar?“, fragte Häring.
    „Danke der Nachfrage“, meldete sich Greven aus dem Zwischenreich zurück. Der Arzt hatte sich auf Härings Empfehlung hin bereits seinem Knie zugewandt. Das Marsgesicht machte eine finstere Miene und hatte vollere Wangen als gewöhnlich. Vorsichtig tastete der Mediziner das Knie ab, hörte sich die dazugehörige Krankengeschichte an und kam zu dem Urteil, dass es besser sei, das Gelenk zu röntgen. Nur um auch hier sicherzugehen.
    „Wurde ja auch wieder einmal Zeit“, kommentierte Greven. „Peter, kümmerst du dich inzwischen um alles Weitere?“
    Häring zeigte mit dem Finger auf seinen Laptop, von dem er sich niemals zu trennen schien, und sagte: „Keine Sorge, wir zwei machen das schon.“

21. Kapitel
     
    An diesem Abend stand das Knie im Mittelpunkt. Sofern man angesichts seines Zustandes überhaupt noch von stehen sprechen konnte. Dies war Greven nur dank einer Gehhilfe möglich, die ihm der Arzt verpasst hatte. Als er die Hosen herunterließ und Mona einen ersten Blick auf das Marsgesicht warf, zeichnete ihr Gesicht den Schmerz nach.
    „Sei froh, dass sie nicht deine …“
    „Bin ich, Mona, bin ich, aber auch das hat mir gereicht. Woher hat sie das bloß gewusst? Ausgerechnet das rechte Knie.“
    Ein riesiger blauer Fleck verlieh dem roten Planeten eine bläulich-grüne Farbe, er sah aus, als hätten die Menschen bereits mit dem Terraforming begonnen. Doch so weit war es noch nicht. Auf dem Röntgenbild hatte sich keine Fraktur gezeigt. Nur das umliegende Gewebe war angeschwollen. Gern wäre er wieder einmal in der Wanne abgetaucht, aber der Arzt hatte ihm ein Kühlkissen, gefüllt mit einem blauen Gelee, in die Hand gedrückt. Statt Wärme sollte wohldosierte Kälte beruhigen. Doch gegen Wärme von innen hatte der Arzt nichts gesagt. Da heute alles anders war, blieb der italienische Tresterschnaps im Schrank. Greven verlangte nach schwerem Geschütz, das Mona schnell aufgefahren hatte. Aus London hatte sie einen raren Single Orkney Malt mitgebracht, dem nun die Stunde geschlagen hatte.
    „Im Grunde verstehe ich ja die Frau“, meinte Greven nach dem ersten Schluck.
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Wenn ich den Mord an Harm aufgeklärt hätte, würde Gesine noch leben.“
    „Jetzt zieh dir bloß nicht den Schuh an, du wärst an Gesines Tod schuld. Damit konnte wirklich niemand rechnen.“
    „Sag das nicht. Du weißt ja, wie schnell man etwas übersieht, wie schnell man einen Fall von einer bestimmten Perspektive aus betrachtet, und wie schwer es ist, diese Perspektive zugunsten einer anderen aufzugeben. Vielleicht habe ich mich tatsächlich verrannt, vielleicht habe ich mich zu sehr um Gordum gekümmert und zu wenig um den Mörder.“
    „Aber das war doch deine einzige echte Spur.“
    Greven schaute ins Glas und nahm einen Schluck. Torf, Rauch und Honig schmeichelten seinem Gaumen. Auf seinem Knie flirtete das Blau des Kühlkissens mit dem des Hämatoms, in dem die Wut und die Verzweiflung von Gesines Mutter gespeichert waren. Nicht nur ihr Gesicht hatte er vor Augen, sondern vor allem das von Gesine. Er sah sie in ihrem Zimmer auf der indischen Matratze sitzen und Wasserpfeife rauchen. Ob sie Nietzsches Postulat erfüllt hatte? Greven bezweifelte es. Auch ihr sonderbares Verhalten ging ihm nicht aus dem Kopf. Warum und vor wem hatte sie Angst gehabt? Und warum war sie in der Börse wie ausgewechselt gewesen, schnippisch, provokant, überheblich? Warum hatte sie ihn so attackiert? Hatte der Mörder etwa am Tisch gesessen? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen, schließlich waren fast alle extra von sonst wo angereist. Fast alle.
    „Der Mörder hat nicht zufällig zwei seiner Morde in Greetsiel begangen und noch dazu zwei Freunde getötet. Die Fäden laufen in Greetsiel zusammen.“
    „Du meinst, der Mörder ist ein Greetsieler?“
    „Nicht unbedingt, aber er dürfte kaum von Oldenburg oder gar Würzburg angereist gekommen sein. Dafür kennt er sich in Greetsiel zu gut aus und verhält sich zu unauffällig. Das gelingt am besten, wenn man nicht fremd ist, sondern dazugehört.“
    „Gehörst du dazu?“
    „Gehören die Leute aus der alten Clique dazu?“
    Greven tauchte noch einmal ins Glas, leerte es und ließ sich von

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