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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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hindurchzudrängen.
    »Die Halme können innerhalb von zehn Tagen ihre
volle Höhe erreichen«, sagte Ho’Demi irgendwann während des Ritts. »Die Zeit des Wachstums währt hier nicht
lange und weder Pflanzen noch Tiere vergeuden Zeit und
nutzen die Wärme der Sonne zum Wachsen.«
    Das Land wirkte so öde und trist, wie es in Sagen beschrieben wurde, und Axis bereitete sich innerlich schon
auf einen sich endlos hinziehenden, langweiligen Ritt
nach Norden vor. Doch gerade, als er den Häuptling fragen wollte, wo sie zur Mittagsrast anhalten sollten, entdeckte er zwei Meilen voraus eine grüne Linie. Sie war
kaum höher als das braune Gras, durch das sie sich schon
seit Stunden bewegten, und der Krieger sagte sich, daß
dort wohl andere Gräser gediehen, vielleicht Schilf in
einem Sumpfgebiet.
    Ho’Demi war nicht entgangen, daß der Sternenmann
unentwegt nach vorn spähte, und er zwinkerte seiner
Gemahlin zu. »Das Loch«, verkündete er geheimnisvoll.
»Wir legen dort eine Rast ein, und reiten dann bis zum
nächsten Loch, um dort unser Nachtlager zu errichten.«
    »Das Loch?« fragte der Krieger und schickte dann
seine Gedanken in Ho’Demis Geist. Was denn für ein
Loch? Aber der Häuptling hatte sein Bewußtsein hinter
Schatten abgeschirmt – wirklich Schatten, nicht eher Dampf? –, und so mußte der Sternenmann sich in Geduld
fassen, ehe ihm das Geheimnis hinter dem leisen Lächeln
des Mannes enthüllt wurde.
    Eine Stunde später erhielt Axis die Antwort. Aus der
Nähe entpuppte sich die grüne Linie als die Wipfel von
Bäumen, die aus einer Art Senke zu wachsen schienen
und deren oberste Blätter sich auf einer Ebene mit dem
sie umgebenden Grasland befanden. Die Luft über der
Grube flimmerte leicht.
    »Was ist denn das?« rief der Krieger, und der Häuptling lachte laut und winkte Axis und dessen Gemahlin an
seine Seite. »Achtet darauf, Eure Rösser sofort zu zügeln,
Sternenmann, wenn ich Euch das Zeichen dazu gebe.
Sonst muß ich den ganzen Nachmittag damit zubringen,
Euch zu retten.«
    Der Häuptling führte den Zug nun, und schon nach
wenigen Schritten hob er eine Hand. Axis und Aschure
zogen die Zügel augenblicklich an. Die Jägerin gab den
Alaunt den Gedanken-Befehl, ebenfalls stehenzubleiben.
Dann schaute sie sich um.
    Sie befanden sich am Rand einer riesigen Senke, die
tatsächlich wie ein Loch im Boden aussah. Aschure starrte atemlos nach unten. Die Senke mußte an die tausend
Meter tief und zweitausend breit sein. Ausgetretene Pfade wanden sich die steilen Wände hinab, bis sie zwischen
den Bäumen verschwanden, die am Boden, aber auch an
den Seiten hochwuchsen.
    »Nur ein kleines, unbedeutendes Loch«, bemerkte der
Häuptling vollkommen ungerührt, aber er zwinkerte mit
seinen Augen, als er Axis’ und Aschures beeindrucke
Mienen sah. »Ihr und Eure Männer seid die ersten aus
dem Süden, die seit vielen tausend Jahren Rabenbunds
Geheimnis zu Gesicht bekommen.«
    Der Krieger konnte wie seine Gemahlin nur nach unten
starren. Das Loch – wenn man ein solches geologisches
Wunder überhaupt so bezeichnen durfte – enthielt mehrere
heiße Quellen und eine üppige Pflanzenwelt. Die stärksten
Winde und Stürme, die über die Ebenen fegten, milderten
sich auf dem Weg zum Grund der Senke zur Brise ab.
    »Was ist das?« fragte Axis.
»Ein Loch, Sternenmann.«
Der Krieger konnte endlich den Blick von diesem
    Wunder wenden. »Wie kommt es zu solchen Löchern?«
»Das wissen wir auch nicht so genau, Herr, aber unse
re Sagen erzählen einiges darüber. Dort heißt es, daß die
Eisdachalpen vor vielen zehntausend Jahren viel weiter
in den Westen hineinragten als heute. Aber eines Tages
befanden sich die Götter in ausgelassener Stimmung«,
bei diesen Worten sahen Axis und Aschure sich kurz an,
»und lösten ein gewaltiges Erdbeben aus, infolge dessen
die Ausläufer des Gebirges versanken.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Nun, Zauberin, sie sind einfach im Boden versunken
und haben die Löcher zurückgelassen, die Ihr hier vor
Euch seht. Natürlich meinen viele«, und bei diesen Worten blies Ho’Demi kurz die Wangen auf, so als glaube er
nicht ein Wort von diesen alten Ammenmärchen, »das
sei nur eine verrückte Geschichte. Aber andere wiederum, Gelehrte, verweisen darauf, daß die heißen Quellen
in diesen Löchern denen in den Tiefen des Krallenturms
sehr ähnlich seien. Natürlich kann ich das nicht beurteilen, weil ich noch nie dort gewesen bin.«
Wieder sahen

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