Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
wenig gegen Gorgrael. Deswegen möchte
ich, daß Ihr in den Süden zurückkehrt. Ihr auch, Maga
riz.«
»Nein!« riefen beide wie aus einem Munde.
»Doch«, beharrte der Sternenmann. Er nahm die Hände
seiner Freunde. »Belial und Magariz, Euch beiden schulde
ich am meisten. Ihr habt nach der Katastrophe von Gorken
zu mir gehalten, und Ihr habt mir in Sigholt einen festen
Stützpunkt geschaffen. Ihr habt meine Armee geführt, und
Ihr habt mir den Kopf zurechtgerückt, wenn es notwendig
war, da ich aufgeben wollte. Heute aber dient Ihr mir am
besten damit, in den Süden zurückzukehren.«
Er ließ die Hände los. »Fürst, Euch erwartet der Wiederaufbau einer Provinz, in der viel zerstört und vernichtet wurde. Begebt Euch aber zuerst zu Rivkah, und erwartet mit ihr die Geburt Eures Kindes. Danach erst
kümmert Ihr Euch um Ichtar.«
Magariz nickte mit gesenktem Blick.
»Freund?«
Der Fürst hob den Kopf. »Ja, Axis?«
»Wo wollt Ihr Euch in Ichtar niederlassen? Hsingard
liegt in Trümmern da, und auch anderenorts haben die
Geister furchtbar gehaust.«
Magariz sah ihn ernst an. Mit diesen Worten hatte der
Krieger ihm noch einmal ins Gedächtnis zurückgerufen,
daß Sigholt ihm nicht zur Verfügung gestellt werden
konnte. Aber das überraschte den Fürsten nicht. Axis
hatte die alte Burg als seinen eigenen Sitz beansprucht,
als er vor Zeiten das neue Tencendor ausrief. Sobald der
Frieden wiederhergestellt worden war, wollte der Krieger
sich dort mit Aschure und seiner ständig wachsenden
Familie niederlassen.
»Ich weiß nicht«, antwortete Magariz und lächelte.
»Wißt Ihr, der Landstrich, der von den Flüssen Azle und
Ichtar umgeben ist, besitzt reichen und fruchtbaren Boden. Als ich noch in der Feste Gorken Dienst tat, habe
ich da öfter den Sommer verbracht. Ich glaube, ich werde
dort eine neue Stadt gründen.«
»Rivkah, Ihr und Euer Sohn seid uns auf Sigholt hoch
willkommen. Ihr könnt bleiben, bis alles so weit ist.«
»Vielen Dank, Axis.«
»Belial, Isgriff hält zur Zeit in Karlon Hof«, der Mund
des Kriegers zuckte. »Ich mag mir gar nicht vorstellen,
wie er dort schaltet und waltet. Ohne Zweifel wüten Piraten in den Gängen und Fluren, während die Beamten und
die Schreiber aus dem Palast verbannt sind und auf der
Straße herumlungern. Ich fürchte, Verwaltungsarbeit und
Isgriff vertragen sich nicht allzu gut miteinander … Auf
der anderen Seite hat der Baron mich in der Vergangenheit immer wieder angenehm zu überraschen verstanden
… Belial, wollt Ihr Eure Gemahlin in Sigholt abholen
und mit ihr nach Karlon reisen? Ich glaube, das westliche
Tencendor braucht jetzt dringend seinen Prinzen.«
Aber Belial entgegnete ihm: »Ich gehe nach Sigholt,
aber keinen Schritt weiter.«
Der Krieger sah ihn ernst an.
»Ich werde erst nach Karlon reisen, wenn ich erfahren
habe, wie Euer Zweikampf mit dem Zerstörer ausgegangen ist. Das ist mein fester Wille. Ich bin nicht so weit
mit euch gezogen, um nun, in den sonnigen Süden verbannt zu werden. Während ich mich mit den verdammten
Beamten und Schreibern herumärgern soll, kämpft Ihr im
frostigen Norden mit Gorgrael um Euer Leben und damit
auch um unsere Zukunft? Nichts da! Sobald ich höre, daß
Ihr ihn besiegt habt, und wenn Ihr dann nach Sigholt
heimgekehrt seid, mache ich mich auf den Weg nach
Karlon, aber keinen Augenblick vorher.«
»Ihr scheint mir nicht allzu viel zuzutrauen, wenn es
um den Kampf gegen den Zerstörer geht.«
»Ich sorge mich vielmehr um Euer Leben, Axis. Solange ich nicht zweifelsfrei weiß, daß Ihr überlebt habt,
bin ich zu nichts zu gebrauchen.«
Der Krieger ergriff die Hände des getreuen Freundes.
»Dann wartet in Sigholt auf mich. Und wenn ich dann
zurückkehre, teilen wir uns einen Krug von Reinalds
Gewürzwein und feiern den Sieg.«
»Abgemacht, Axis. Isgriff mag ruhig noch ein paar
Wochen länger die Verwaltung von Karlon auf den Kopf
stellen.«
»Und was wird aus der Armee?« fragte Aschure.
»Tja, da habe ich nun Soldaten und mit ihnen viele
Schlachten geschlagen«, antwortete der Krieger. »Aber
nun, da keine Feinde mehr übriggeblieben sind, was fange ich da mit ihnen an?«
Ho’Demi, der bislang geschwiegen hatte, meldete sich
nun plötzlich mit drängender Stimme zu Wort: »Sternenmann …«
Axis brachte ihn mit einer erhobenen Hand zum
Schweigen. »Noch einen Moment Geduld, Häuptling.«
Er wandte sich wieder an die Befehlshaber: »Viele sind
als Freiwillige zur Armee gestoßen. Männer aus Skarabost, Arkness und
Weitere Kostenlose Bücher