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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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weil er
sie an den Eisbären erinnern wollte, den er an dem so
lange zurückliegenden Tag gesehen hatte, an dem sie
oben auf dem Felssims des Krallenturms saßen. Aber
seine Worte gingen in einer enormen Wasserfontäne unter. Die Bärin war ins Wasser gesprungen und schwamm
nun ans Ufer. Nur ihr Kopf und eine kleine Insel ihres
Rückens ragten aus dem Wasser.
»Urbeth«, sagte Ho’Demi wieder und voller Verehrung.
Wer ist Urbeth? fragte Axis seine Gemahlin mit der
Gedankenstimme, weil er die Fremdartigkeit und Feierlichkeit dieses Moments nicht stören wollte. Aber die
Jägerin konnte nur mit den Achseln zucken, und so beobachteten die beiden weiter das, was sich vor ihren Augen abspielte.
Die Bärin hatte das Ufer fast erreicht und grunzte, als
ihre Tatzen die Kieselsteine auf dem Grund erreichten.
Wasser floß in Strömen von ihrem Rücken, als sie langsam auf die Umstehenden zutrottete. Dort angekommen,
schüttelte die Bärin sich erst einmal ausgiebig, so daß
Ho’Demi und die Zuschauer im Umkreis von zehn Metern wie nach einen Regenguß aussahen.
Der Krieger kam erst jetzt dazu, sich zu fragen, warum
die Rabenbunder nicht mehr Abstand zu einem der gefürchteten Eisbären hielten. Bei den Sternen! dachte er,
das Tier überragt selbst den größten Mann in der ganzen
Truppe.
»Ich grüße Euch von Herzen, Ho’Demi«, sprach die
Bärin dann mit freundlicher Stimme.
»Urbeth«, sagte der Häuptling zum dritten Mal, legte
beide Hände auf die Brust, und verbeugte sich. Alle Rabenbunder taten es ihm gleich und berührten mit der
Stirn den Boden. Axis, der sich noch immer wunderte,
daß dieses Tier sprechen konnte, fragte sich jetzt, ob von
Aschure und ihm eine entsprechende Ehrenbezeugung
erwartet wurde.
Von uns? fragte die Jägerin belustigt und lächelte ihn
an. Ihr habt wohl vergessen, wer wir sind, Sternenmann. Aschure beließ es dabei, nur den Kopf zu beugen.
»Mond«, sprach daraufhin Urbeth und pflückte einen
hartnäckigen Tropfen von ihren Krallen. »Ich kenne
Euch, denn ich tolle zwischen den Gezeiten umher, und
Euer Licht bescheint den Eisbau, in dem ich meine Jungen verberge.«
Dann fiel ihr Blick auf den Krieger: »Der Sternenmann«, stellte Aschure ihren Gemahl vor, »und das Lied.«
»Kein Wunder, daß ich Euch nicht kenne«, entgegnete
das Tier, »denn das Mahlen der Eisschollen läßt keine
Töne durch bis auf die aus dem Muschelhorn Ho’Demis
… und das Schreien der Robben, wenn ich meine Zähne
in ihre Rücken versenke.«
Axis lächelte matt und bedauerte in Gedanken die
Seehunde.
»Ich suche und rufe nach meinem Volk, Urbeth«, kam
der Häuptling nun auf sein eigentliches Anliegen zu
sprechen. »Wißt Ihr vielleicht, wohin es mein Volk verschlagen hat?«
Urbeth gähnte und setzte sich auf ihr Hinterteil. »Euer
Volk, mal nachdenken …« Sie zuckte mit den Krallen an
den Hintertatzen, betrachtete dann die Vordertatzen und
schien sich zu fragen, ob ein Hieb von ihnen wohl ausreichte, einem Mann den Kopf von den Schultern zu reißen, oder ob dazu deren zwei erforderlich wären. »Sollte
ich Euer Volk zufällig gefressen haben, ohne mich noch
daran erinnern zu können?«
Ho’Demi starrte die Bärin nur an und schwieg.
Das Tier seufzte und ließ die Vordertatze spielerisch
herabplumpsen. Ein Hieb, der mehrere Kiesel in tollen
Sprüngen über den Strand jagte. »Es geht also um Euer
Volk, Häuptling. Nun, mir scheint, Ihr habt es sehr lange
allein gelassen.« Sie schwieg und legte den Kopf schief,
während ihre schwarzen Augen ihn streng ansahen.
»Sehr, sehr lange sogar. Vieles kann sich ereignen in, wie
lange ist es jetzt her, vier Jahren. Aber …« Urbeth starrte
in den Himmel, als käme ihr gerade die Erleuchtung.
»Laßt mich scharf nachdenken … Ja, richtig. Die Rabenbunder sind hier angekommen, wenigstens die meisten
von ihnen. Zwanzig oder dreißig aus Eurem Volk starben
noch hier am Ufer mit einem Skräling auf dem Rücken.«
Aschure zitterte bei diesen Worten, und Urbeth wandte sich ihr zu. »Nicht sehr schmackhaft«, sagte die Bärin.
»Nicht salzig genug.«
»Oh«, machte die Jägerin nach einem Moment, »Ihr
meint die Skrälinge.«
Man merkte dem Häuptling seine wachsende Unruhe
an. »Urbeth!« drängte er.
Die Bärin seufzte noch einmal ausgiebig, und ihr
Atem fuhr wie eine sanfte Woge über die Versammelten.
»Also Euer Volk, Ho’Demi, bitte sehr. Sie krabbelten auf
das Packeis und befanden sich in Sicherheit. Zumindest
für eine gewisse

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