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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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täglich
schwächer und matter. Alle hundert Schritte mußten die
beiden eine Rast einlegen. Rote Flecken zeigten sich auf
ihren bleichen Gesichtern, sie atmeten schnaufend und
rasselnd, und ihre Hände zitterten unentwegt und waren
zu nichts mehr zu gebrauchen. Die Katzenfrau aber, die
schon seit vier Monaten die fremde Macht in sich trug,
erlebte Tage, an denen sie überhaupt nicht aufzustehen
vermochte. Dann setzten sich die Wächter schweigend
und ernst im Kreis um sie und beteten im Stillen darum,
daß sich der Zustand ihrer Gefährtin nicht noch weiter
verschlimmere.
    Jack und Zecherach waren mit ihren Kräften am Ende,
als die Gesellschaft sich endlich dem Farnbruchsee näherte. Keiner von ihnen hatte erwartet, daß die Reise
hierher so beschwerlich und mühsam verlaufen würde.
Dabei waren sie noch längst nicht an ihrem Ziel angekommen. Die längste Reise stand ihnen erst noch bevor.
    Nach der heutigen Nacht, in der auch ihr Gemahl sich
verwandeln würde, bliebe es Zecherach ganz allein überlassen, sich um die anderen vier zu kümmern.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß es so furchtbar werden
würde«, bemerkte der Schweinehirt, während sie am
Rand des Kraters, in dem sich das Gewässer befand, auf
die anderen drei warteten. Ogden und die Katzenfrau
hingen aneinander, und es war nicht zu erkennen, wer
gerade wen stützte. Hinter ihnen schleppte sich Veremund dahin und wirkte mehr tot als lebendig.
    Zecherach klammerte sich an ihren Gemahl. Ihr blieben nur noch wenige Stunden, in denen sie ihn berühren
konnte. »Nicht mehr als fünf Monate bis zur Feuernacht«, sagte sie. »So wenig Zeit.«
    »Wir schaffen es schon.« Jack wandte den Blick von
den anderen Wächtern ab, sah seiner Frau in die Augen,
erkannte darin ihren Schmerz und teilte ihn mit ihr.
    »Uns bleibt auch gar nichts anderes übrig«, entgegnete
sie und blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten.
Die Reise durch die Farnberge wurde ihnen zusätzlich
durch die Hundertschaften von Ikariern erschwert, die
sich ständig über den Höhen aufhielten. So sehr die
Wächter die Gesellschaft der Vogelmenschen auch genossen hätten, sie durften nicht zulassen, von ihnen gesehen und erkannt zu werden. Jeder Ikarier, der den Gefährten zu nahe käme, würde sich der Ansteckungsgefahr
der Strahlen aussetzen, die ihre Körper aussandten. Das
wollten die Wächter unbedingt verhindern; und außerdem hätten solche Begegnungen sie nur zusätzlich Zeit
gekostet.
Wenigstens konnten sie sich hier im Schutz der neuen
Bäume bewegen und brauchten nicht mehr so stark zu
befürchten, von vom Himmel schauenden Augen entdeckt zu werden. Hier trafen sie übrigens zum ersten Mal
auf Faradays Bardenmeer; sie hatten sich vom Wald der
Schweigenden Frau auf direktem Weg nach Norden begeben und waren somit der Edlen auf ihrem Marsch nach
Osten nicht begegnet. Jedem der fünf tat das sanfte
Summen des Waldes gut, und in den kalten Frostnächten
gewährten die Bäume ihnen Schutz und Mitgefühl. Was
für ein Glück, dachten die Wächter, daß Faraday unverdrossen weiter Schößlinge einsetzt. Möge der Prophet
dafür sorgen, daß sie unbeschadet Awarinheim erreicht.
Yr und Ogden hatten jetzt endlich das wartende Paar
eingeholt. Kurz darauf kam auch Veremund bei ihnen an.
Jack und Zecherach gewährten den dreien eine halbe
Stunde zum Ausruhen und betraten dann den Weg die
Kraterhänge zum See hinunter. Die Abenddämmerung
kündigte sich bereits an, und so würde es wohl Nacht
werden, bis sie vor dem Gewässer standen.
Zecherach entging nicht, daß ihr Gemahl zitterte. Sie
drückte sanft seinen Arm, zum einen, um ihn zu beruhigen,
und zum anderen, um ihn noch einmal berühren zu können.
Die Awaren und Faraday waren schon vor Wochen
weitergezogen, und so hatten die fünf den See ganz für
sich. Nach dem anstrengenden Abstieg gönnten sie sich
am Ufer eine Stunde Rast, dann zog Jack sich an seinem
Hirtenstab hoch.
»Möchtet Ihr, daß ich den Stab nehme, sobald Ihr …
wenn Ihr …« Zecherach konnte den Satz nicht zu Ende
sprechen.
»Nein, ich werde ihn weiter benutzen. So lange hat er
mich zuverlässig begleitet … und wenn ich auf dem
Grund des Sees gewesen bin, kann ich seine Stütze sicher
gut gebrauchen.«
Seine Gemahlin konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. »Ich hätte nicht geglaubt, daß es so schwer werden
würde«, schluchzte sie. Der Schweinehirt strich ihr zärtlich über die Wange. Sie umschloß seine Hand mit ihren

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