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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Händen und küßte sie. Jack kämpfte mit seiner Rührung.
Yr, Ogden und Veremund, die längst in ihrem eigenen
Elend gefangen waren, konnten nur hilflos danebenstehen und zusehen. An diesem Abschied vermochten sie
nicht teilzunehmen.
»Jack«, sprach ihn schließlich eine Stimme an, und er
drehte sich um. Durch das Gras kam der Prophet heran,
silbern und machtvoll anzuschauen, und sein kupferfarbenes Haar glänzte in der untergehenden Sonne.
Er legte eine Hand auf Zecherachs Haupt. Da atmete
sie tief ein, schluckte ihre Tränen hinunter und versuchte,
ihn anzulächeln. Der Schweinehirt stand groß und aufrecht vor dem Propheten, fest entschlossen, sich nichts
anmerken zu lassen.
Aber diesem konnte man nichts vormachen, und er
verstand nur zu gut, was in dem Wächter vorging. »Alles
wird gut werden«, erklärte er und warf Yr und den beiden Mönchen einen liebevollen Blick zu. »Die Weissagung nähert sich ihrem Höhepunkt, und Axis und Aschure haben sich ihrer Bestimmung gestellt.«
»Welcher Bestimmung?« fragte die Katzenfrau.
»Wir ahnten ja, daß Axis der Sternenmann sei«, bemerkte Veremund, »aber Aschure …«
»Sie sind die Fehlenden der Neun«, verriet ihnen der
Prophet, und alle Wächter schwiegen vor Verwunderung.
So also war das.
Jack seufzte und blickte zum See. »Die Zeit ist gekommen, mich den Fluten anzuvertrauen. Prophet, wollt
Ihr während meiner Abwesenheit den Stab halten?«
Dieser schloß seine Rechte um Jacks Hand am Stab.
»Für das Opfer, das Ihr nun bringt, wird man Euch für
alle Zeiten lieben.« Damit beugte er sich vor und küßte
den Schweinehirten auf den Mund. »Ein Platz in meinem
Herzen ist Euch sicher. Ihr habt Euch als wertvoller erwiesen, als ich je erhoffen durfte.«
Jack blinzelte und wandte sich dann an seine Gemahlin. »Geliebte, es gab Zeiten, in denen ich wünschte, Ihr
hättet mich niemals auf dieser Reise vor vielen tausend
Jahren den Nordra hinunter begleitet. Wenn Ihr statt dessen in der Sicherheit der Unterwelt geblieben wärt, müßtet Ihr Euch nicht dem schrecklichen Schicksal stellen,
das Euch nun erwartet.«
»Und damit hätte ich Euch nur noch früher verloren«,
entgegnete sie tapfer und hob den Kopf, um sich von ihm
küssen zu lassen. »Geht in Frieden, Jack … und begleitet
von meiner Liebe.«
Der Prophet nahm den Stab, entfernte sich ein Stück
weit von der Gruppe und nickte Jack leise zu. Der
Schweinehirt entledigte sich seiner Kleider und stand
dann fröstelnd in der kalten Nacht.
»Ich gehe nicht ohne Bedauern«, gestand der Wächter,
und seine Gefährten betrachteten ihn voller Mitgefühl,
»denn nie hätte ich erwartet, das Leben eines Tages so
sehr zu vermissen.«
Noch einmal traf sein Blick den seiner Gemahlin, und
dann verschwand er in den Fluten.
    Die Wächter und der Prophet warteten viele Stunden,
und erst kurz vor dem Morgengrauen tauchte Jack wieder
auf. In seinen Augen funkelte die Macht, doch die Fäulnis ihrer Kraft fraß bereits an seinem Herzen.
    Zecherach biß die Zähne zusammen und senkte den
Kopf, weil sie glaubte, seinen Anblick nicht ertragen zu
können. Aber dann riß sie sich zusammen, richtete sich
gerade auf und brachte ein Lächeln zustande. Yr, Ogden
und Veremund begrüßten den Schweinehirten und hießen
ihn in ihrer Gemeinschaft der Schmerzen willkommen.
    Anders als bei den früheren Gelegenheiten hielt sich
der Prophet jetzt immer noch bei ihnen auf. Er gab Jack
den Stab zurück und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Dann betrachtete er die drei anderen leidenden
Wächter. Ihre Körper waren von der unheimlichen
Krankheit gezeichnet, sie waren beinahe kraftlos. An
mehreren Stellen hing ihnen die Haut in Streifen herab,
und ihre Augen drückten ebensoviel Macht wie Schmerz
aus. Ihr befallenes Fleisch strahlte Hitze aus. Ogden und
Veremund verloren ihr Haar büschelweise, und die Katzenfrau war bereits fast kahl.
    »Dieses Schicksal ist sehr hart zu ertragen«, sagte der
Prophet, »das ist mir durchaus bewußt. Vielleicht vermag
ich ja etwas zu bewirken, um Euch die weitere Reise etwas weniger beschwerlich werden zu lassen.«
    Er drehte sich um und trat ins Wasser, bis das Naß
seine Füße umspülte. Dort blieb der Prophet stehen, denn
er wußte nicht, ob sein Vorhaben auch gelingen würde.
    Er breitete die Arme aus. »Mutter!« rief er. »Hört
mich an! Ich bedarf Eurer Hilfe für meine armen Diener,
die genauso auch für Euch tätig wurden. Haben nicht
Jack und Yr die Baumfreundin zu

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